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#ostern: Weiss trifft bunt – Eier färben leicht gemacht

Variante Nachtblau mit Sternenhimmeloptik macht sich gut im erblühenden Garten. Foto: Annica Müllenberg

Immer wieder schön: Eier färben an Ostern! Annica hat ihre besten Tipps für euch zusammengetragen.

Feiertage nehme ich eigentlich wie sie kommen. Sie sind mehr oder weniger lästig, je nachdem, ob sie mit viel Aufwand verbunden sind. Kämen Feiertage aufs Familienfoto, wäre Ostern das Stiefkind – nach dem Weihnachtskoma wird es einfach vergessen. Taucht es plötzlich auf, macht das Spielen mit ihm doch Spaß.
Sobald sich der Karfreitag ankündigt und Osterfeuergeruch in der Luft liegt, erwacht das Kind in mir. Bis Ostermontag und am besten noch an den nächsten Wochenenden will ich bunte Ostereier sehen, finden und färben.

Obwohl ich schon mehrere Jahrzehnte Erfahrung vorweisen kann in Sachen Eier färben, gelingen mir nicht immer die ausdrucksstarken gleichmäßigen Farbergebnisse wie sie oft in den Osterkörben von Nachbarn und Freunden zu bestaunen sind. Meist gleichen meine einem mitternächtlichen Himmel mit Milchstraßenoptik oder ungewollten Batikmustern. Strukturen und dicke Risse tauchen willkürlich auf, Farbe platzt ab, Flecken und Kratzer entstehen. Trotz dieser Enttäuschungen bleibe experimentierfreudig und lerne.

Hier meine Tipps fürs Eier färben:

Die Vorbereitung: Die Eierjagd beginnt vor der Suche am Sonntag. Die besten Farbergebnisse lassen sich nämlich mit weißen Eiern erzielen. Die sind vor Ostern meist ausverkauft. Frühzeitiges Einkaufen ist also nötig.

Vor der Ostereiersuche steht die Suche nach weißen Eiern an, denn sie geben beim Färben die farbenstärksten Ergebnisse. Foto: Annica Müllenberg

Wer beim Eier färben geplante Strukturen auf seinen Kunsteiern möchte, kann Linsen, Blüten, Reis oder Blätter nutzen. Einfach auf die gekochten Eier legen, in einen Nylonstrumpf tun und straff am Ei abbinden (s. Foto in der Galerie).

Muster lassen sich auch mit Tesafilm erzeugen. Streifen oder Formen auf das heiße Ei aufkleben und ab in die Farbe. Ich verwende Farbtabletten und Farbblätter. Man legt sie in heißes Wasser. Nicht vergessen: Essig muss dazu.

Beste Farbergebnisse gibt’s, wenn die Eier vorm Färben vorsichtig gereinigt wurden und nach dem Kochen sofort in die Farbe gelegt werden – ohne Abschrecken!

Foto: Annica Müllenberg

Viel hilft nicht viel!
Die Eier länger in der Farbe zu lassen als nötig, bringt nicht unbedingt bessere Ergebnisse. Im besten Fall benutzt man Handschuhe, um die Eier aus der Farbe zu holen. Löffel hinterlassen teilweise hässliche Kratzspuren. Am Schluss die Kunstwerke mit Fett einreiben.

Was sind eure Färbtipps für Ostern?

 

Text und Fotos: Annica Müllenberg

#plietschkochen: Gewürzmatjes nach Luka Lübke

Klassisches Rezept würzig interpretiert: Matjes mit rote Bete, Chili, Orange und Kräutern.. Foto: © Luka Lübke ( marieweser.de

Luka Lübke, Bremer Spitzenköchin mit Hang zu „echtem Essen“ – also einer gesunden, modernen Küche – zeigt heute wieder wie „plietschkochen“ gelingt und wie sie Matjes nach Art der „modernen Hausfrau“ interpretiert. Nämlich mit rote Bete und viel Aroma. Viel Spaß beim Lesen und Kochen!

Nach Art der modernen Hausfrau: Gewürzmatjestartar mit Beten, Chili und Orange

Der Matjeshering hat mir schon so manchen dunklen Tag wieder schön gemacht – nicht nur wegen Vitamin D, sondern weil er mir schmeckt. Aber auf den Gräten rumkauen? Ich finde ja, dass so wie der Hecht ein Klößchen-Fisch ist, ist der Matjes ein Tatar-Fisch ist. Aber seht selbst:

Statt der altbekannten Hausfrauenart mit Äpfeln, Zwiebeln und weißer Sauce habt ihr hier eine leichte, schwungvolle Variante. Matjesfilet fein würfeln und zu gleichen Teilen feine rote Zwiebelwürfel und fein gewürfelte rote Bete zugeben. Abrieb von einer Orange, einen Spritzer Balsamessig und eure Lieblingsgewürzmischung zugeben. Ich nehme meine eigene aus Fenchel, Kreuzkümmel und Chipotle – aber auch Garam Masala funktioniert. Für einen schönen Glanz kannst du einen Löffel Honig und einen Spritzer gutes Öl darunterziehen. Vorsichtig salzen, manche Sorten sind schon von sich aus sehr kräftig. Dazu passen frische Basilikum, Dill- oder Korianderblätter.

Leuchtend rot dank Bete, frisch mit Orange, aufregend chili-gewürzt. Foto: © Luka Lübke / marieweser.de

Zu welchem Anlass? Dieser Tatar kann alles sein: Schickes Fingerfood, leichtes Mittagessen, Begleiter von Bratkartoffeln, aufs Brot oder ein Katerfrühstück mit Spiegelei. Soll’s extragesund sein? Dann reib noch frischen Ingwer rein.

Text, Rezept und Foto: Luka Lübke / marieweser.de

#Fotomarathon: Auf Sylt Friesen knipsen

Vom Sturm umtost ist die Nordseeinsel. Foto: Annica Müllenberg

Als treue GLUCKE-LeserIn weißt du, dass wir absolute Fans von der Idee „Fotomarathon“ sind, deshalb begleiten wir die Bremer AkteurInnen beim #FMHB (Fotomarathon Bremen) regelmäßig dabei (und berichten ausgiebig darüber mit Tipps für den Bremer FMHB 2017 und hier FMHB 2016). Zum zweiten Mal organisiert das Team des #FMHB nun auch einen Fotomarathon auf Sylt. Und zwar am 14. April 2018. Wir haben die Organisatoren danach gefragt, was den Insel-Fotomarathon so besonders macht.

Die Fotografen in Aktion beim Fotomarathon Sylt. Foto: Annica Müllenberg

Sylt mit besonderem Licht und viel Maritimen

Der Sylter Strand ruft ganzjährig Fotografen auf den Plan. Dort herrsche eine magische Atmosphäre, das Licht breche sich auf besondere Weise und der Sand sei feiner als irgendwo sonst, schwärmen Besucher. Sicherlich sind Sand, Strand und Wellen auf Sylt unvergleichlich. Dennoch bieten sich dort noch andere Motive als die übliche maritime Postkartenidylle.

7 Bilder in 7 Stunden

Der zweite Fotomarathon am Samstag, 14. April, auf Sylt bietet die Möglichkeit, die Insel aus einem anderen Blickwinkel zu entdecken. Während der Foto-Rallye kommen Teilnehmer an unbekannte Orte und entdecken mehr zwischen Strandkorb und Leuchtturm. Innerhalb von sieben Stunden müssen sieben Fotoaufgaben gelöst und kreativ umgesetzt werden.

Insel für besondere Augenblicke – Sylt. Foto: Annica Müllenberg

Die Schwierigkeit besteht darin, die Aufgaben in chronologischer Reihenfolge zu fotografieren. Es dürfen am Ende nur sieben Fotos abgegeben werden. 11 Uhr fällt der Startschuss für die Bilderjagd in den Räumen der Sylt Marketing GmbH an der Stephanstraße 6 in Westerland. Teilnehmen kann jeder, der eine einfache Digitalkamera hat, Lust am Fotografieren und Entdecken der Insel hat.

Ausstellung in den Sylter Werkstätten. Foto: Ilko Kastirr

Die Resultate aller Teilnehmer werden am Wochenende vom 2. bis zum 3. Juni, in den Sylter Werkstätten, Zum Fliegerhorst 3, ausgestellt. Die sieben Besten Fotografen werden mit Preisen belohnt. Zur Auswahl stehen hochkarätige Fototechnik, Ausflüge und Equipment.

Die Online Anmeldung steht unter https://www.sylt.de/fotomarathon

Die Teilnahme kostet 25 Euro. Weitere Infos ebenfalls auf der Homepage.

#Ausstellung: expressiv, magisch, fremd – Karl Schmidt-Rotluff in Hamburg

Afrikanische Einflüsse in der Ausstellung des „Die Brücke“-Mitbegründers Karl Schmidt-Rottluff: Masken, 1938, Brücke-Museum Berlin, Karl und Emy Schmidt-Rottluff Stiftung, © VG Bild-Kunst, Bonn 2018

Einen etwas ungewöhnlichen Maler Schmidt-Rottluff präsentiert eine Ausstellung im Bucerius Forum in Hamburg. Sie konzentriert sich auf die Zeit nach 1913, beginnt also in dem Jahr, in dem die Künstlergemeinschaft „Die Brücke“ sich aufgelöst hatte. Schmidt-Rottluff war 1905 zusammen mit Kirchner, Heckel und anderen deren bekanntes Gründungsmitglied gewesen.

Schmidt-Rotluff: Ethnographische Werke nach „Der Brücke“

Die Ausstellung zeigt in gewohnter Manier auf über 600 Quadratmeter und über zwei Etagen 77 Exponate, davon 39 Gemälde, 15 Aquarell- und Tuscharbeiten und zwölf Kunst- und Kultobjekte außereuropäischer Herkunft aus dem Besitz des 1884 geborenen Künstlers. Im Fokus stehen diese ethnographischen Objekte und ihr Widerschein im Werk von Schmidt-Rottluff. Die ersten hatte Schmidt-Rottluff 1909/10 in Hamburg gekauft, eine Referenz zu „afrikanischen“ Motiven taucht erstmals 1913 in seinen Bildern auf, als genau in dem Jahr, in dem „Die Brücke“ sich auflöst. Diese Motive tauchen dann immer wieder auf Bildern auf. Schmidt-Rottluff muss 1964 aus gesundheitlichen Gründen das Malen in Öl beenden und verstirbt 1976.

Unbekannter Künstler; Büffelmaske der Babanki, (ohne Datum), Brücke-Museum Berlin, Karl und Emy Schmidt-Rottluff Stiftung, © VG Bild-Kunst, Bonn 2018

Die Ausstellung umfasst bei den Gemälden auf den ersten Blick zwei Arten von Werken. Zum einen die „gewohnten“ farb- und ausdrucksstarken Werke. Im Spätwerk dann Bilder, die vor allem von den Farben eher konservativ, ja einige in ihren Pastelltönen fast kitschig anmuten. Bemerkenswert ist in kuratorischer Hinsicht, wie doch zumindest in der Ausstellung selbst mit der Rezeption, wenn nicht der vielzitierten Faszination „afrikanischer“ Kunst relativ unbefangen umgegangen wird; während anderswo, wie zuletzt in Bremen, der „koloniale Blick“ der KünstlerInnen der klassischen Moderne kritisch aufgearbeitet wird (Ausstellungsbericht hier).

 

Karl Schmidt-Rottluff: Afrikanisches, 1954, Brücke-Museum Berlin, © VG Bild-Kunst, Bonn 2018

 

Zwei Tipps für den Bummel nach dem Ausstellungsbesuch, beide in absoluter Fußnähe: Die unabhängige Buchhandlung stories im Hanseviertel präsentiert ausgewählte Literatur, Sachbücher, Graphic Novels und auch Coffee table books in ungewohnt ansprechender Art (Adresse: Große Bleichen 36). Direkt vis-a-vis liegt seit 2010 ein Shop von Muji . Hier gibt es schöne Büroartikel, Textilien, nützliches und einfaches für Küche und Bad, Aufbewahrungshilfen und auch Accessoires, alles im schlichten und doch sehr ansprechenden japanischen Stil. Und nicht mal so teuer.

Karl Schmidt-Rottluff: expressiv, magisch, fremd. Bucerius Kunstforum, Rathausmarkt 2, Hamburg, noch bis 21. Mai, geöffnet täglich 11 bis 19 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr. Eintritt 9 / 6 EUR.

Der dazugehörige Katalog ist im Hirmer Verlag erschienen (164 Seiten, ISBN 9783777430133, in der Ausstellung 29 EUR, im Buchhandel 39,90).

Text: Bernd Hüttner

#Graphicnovel: 3 Ausstellungen in Oldenburg

Damit keine Fragezeichen bleiben: Wie wächst aus vielen Zeichnungen eine Story und letztendlich ein Comic? Die Schau „Die neunte Kunst“ gibt Antworten. Foto: Annica Müllenberg

Für Comic-Fans lohnt sich ein Besuch in Oldenburg: Gleich in drei Häusern steht die Bildkunst im Fokus. Bis 2. April geht es im Stadtmuseum Oldenburg um die Historie und um Unwanted Stories im Edith-Russ-Haus für Medienkunst. Bis 6. Mai werden die Werke zeitgenössischer Graphic-Novel-Zeichner im Horst-Janssen-Museum gezeigt.

Graphic Novel und Kunst in Panels. Foto: Annica Müllenberg

Lesen, schmökern, stöbern – diese Lust kommt auf, sobald man die Ausstellung im Horst-Janssen-Museum verlässt. Am liebsten gleich im Café versacken und eine Graphic Novel nach der anderen durchblättern. On top bleiben zwei Erkenntnisse hängen: 1. Die Illustration dieser Kunstwerke, die zwischen Buchdeckeln klemmen, ist nix für Faule, die schnelles Geld verdienen wollen – es ist purer Idealismus, Passion am Detail und Freude an einem spezifischen Thema. 2. Comics sind nicht nur heitere Sprüche in Blasen. Als Graphic Novel kommen sie als Krimis, Biografien und Porträts mit gesellschaftspolitischer Relevanz daher.

13 deutsche Graphic Novel-ZeichnerInnen im Blick

In dem Oldenburger Grafikmuseum stehen 13 deutsche Graphic-Novel-Zeichner im Fokus. Darunter sind beispielsweise Reinhardt Kleist („Nick Cave. Mercy on me“), Anke Feuchtenberger („Ein deutsches Tier im deutschen Wald“), Birgit Weyhe („Ich weiß“), Simon Schwartz („Packeis“), Barbara Yelin („Der Sommer ihres Lebens“) und Jakob Hinrichs („Hans Fallada – Der Trinker“). Das Museum erforscht den Weg bis zum fertigen Produkt. Die Kuratoren wollten wissen, wie lange dauert die Fertigung eines Comic, wie wird gezeichnet, welche Stories werden verarbeitet und was ist zuerst da, der Text oder die Bilder?

Keine Komik, sondern aktuelles Zeitgeschehen wird häufig in Graphic Novels verarbeitet. Foto: Annica Müllenberg

Spurensuche in Panels

„Als wir uns vor vier Jahren entschlossen, diese Schau zu machen, wussten wir nicht viel über Comics“, gibt Kunstvermittlerin Geraldine Dudek offen zu. Um so mehr weiß der Besucher nach der Spurensuche, denn es geht tief ins Detail und in den Vergleich. Über Originalzeichnungen wird sichtbar, wie sich das Storyboard vom gedruckten Buch unterscheidet. Oft gehen viele tausend Zeichnungen voraus und bis zu acht Jahre ziehen ins Land, bis ein Werk in Druck geht. Jeder Künstler findet für sich eine individuelle Technik. Eines der aufwändigsten Werke war wohl „Hans Fallada – Der Trinker“: Nicht nur zeichnete Jakob Hinrichs alle Bilder mit dem Bleistift vor, er druckte die Farben in mehreren Schritten einzeln wie beim Holzschnitt. Obwohl Reinhardt Kleist Werke fast ausschließlich mit schwarzer Tusche entstehen, schuf er tausende Skizzen, bis die Story sich zum Buch „Nick Cave. Mercy on me“ zusammenfügte. Das Resultat: Er kann einige Motive mittlerweile mit verbundenen Augen fehlerfrei aufs Papier bringen, so oft hat er sie gezeichnet. „Flughunde“ von Ulli Lust bringt den Leser mit noch unbekannten historischen Details über die Nazi-Dikatur zum Staunen und beweist, wie viel Vorbereitung die Themen brauchen.

Bereits erschienene Werke und noch unveröffentlichte sind in der Schau zu sehen. Foto: Annica Müllenberg

Neben Techniken, unveröffentlichten Werken, Storys und Rechercheansätze wird ein vielfältiges Programm geboten mit Führungen, Vorträgen und Lesungen mit den Zeichnern.

Mitmachen: Warum nicht auch mal den Stift in die Hand nehmen und einen Comic zeichnen? Das Programm zur Ausstellung bietet zahlreiche Möglichkeiten für Alt und Jung. Foto: Annica Müllenberg

Programm: Eintrittsfreier Sonntag in alle drei Ausstellungen am 11. März von 10 bis 18 Uhr: im Stadtmuseum Oldenburg und Horst-Janssen-Museum, Am Stadtmuseum 4-8, sowie im
Edith-Russ-Haus für Medienkunst, Katharinenstraße 23

Comic-Lesung mit Birgit Weyhe: Donnerstag, 15. März, 19 Uhr, im Horst-Janssen-Museum, Tickets kosten 5 Euro, ermäßigt 3 Euro

Vortrag der Comic-Zeichnerin Isabel Kreitz am Freitag, 20. April, 19 Uhr im Horst-Janssen-Museum, Tickets kosten 3 Euro

Sonntags findet öffentliche Führungen statt: 11 Uhr im Stadtmuseum Oldenburg, 14 Uhr im Horst-Janssen-Museum und 16 Uhr im Edith-Russ-Haus.

#Fukushima: Back to Nature. Fotografie-Ausstellung

Die Japanerin fotografierte die Natur in der Fukushima-Region. Foto: Annica Müllenberg

Es ist ein Fenster in eine ferne Welt, das die Künstlerin Shoko Miki für die Betrachter mit ihren Fotografien öffnet. Die Tokioterin ist regelmäßig in der Off-Limits-Zone um Fukushima unterwegs und verarbeitet die Folgen des Reaktorunglücks vom 11. März 2011 für die Natur und ihre eigenen Eindrücke und Erfahrungen vor Ort künstlerisch. Noch bis Samstag, 10. März, sind aktuelle Aufnahmen aus dem Gebiet im Kunst Raum Bremen zu sehen. Am Sonntag, 11. März, startet dort der zweite Teil der Doppelausstellung.

Liegt gut in der Hand: Passend zu den Fotos fertigte die Künstlerin Würfelobjekte an. Foto: Annica Müllenberg

Für Shoko Miki ist der 11. März 2011 ein trauriger und unvergesslicher Tag. Er ist allgegenwärtig und beeinflusst ihre Kunst. Miki weiß noch genau, was sie vor sieben Jahren tat. „Ich war im Atelier. Plötzlich ging das Licht aus, der Strom war weg und die Zeit blieb stehen. Viele Stunden später habe ich über den Fernseher erfahren, was passiert war. Im Mai 2011 fuhr ich in das Gebiet, um als Freiwillige zu helfen“, erinnert sich die Vertreterin der Environmental Art. In ihren Malereien setzt sie seit 20 Jahren Landschaften in Szene, nutzt dafür Erde, Holz und Jutestoffe.

Blick ins Grüne: Mal reduzierte Miki die Farben in den Fotos, mal erzeugte ein Kamerafilter kräftige Schattierungen. Foto: Ilko Kastirr

Für die aktuelle Fotoschau „Back To Nature“ knipste die Tokioterin im Januar dieses Jahres Momentaufnahmen in der Region um Fukushima und nutzte dafür eine Spielzeugkamera, die einen Filter besaß.  Zu sehen sind tanzende Baumwipfeln vor blauem Himmel, sprießende Farne und buntes Laub in kräftig-frischen Grünfacetten. Miki dokumentiert als stille Chronistin, wie die Natur wieder zu atmen beginnt. Neben den Fotografien hat die Künstlerin kleine transparente Würfel entworfen, in denen Kirschblüten und Laub eingefroren sind – ein Stück Natur für die Hand sozusagen.

Forest to go: In den Würfelobjekten sind Kirschblüten und Wald eingefroren. Foto: Ilko Kastirr

Am Sonntag, 11. März, kuratiert Miki den zweiten Teil der Ausstellung und eröffnet das Gemeinschaftsprojekt „Dialogue With Fukushima“. Sound- und Videokünstler aus Amerika und Japan sowie deutsche AktivistInnenen präsentieren persönliche Beiträge, die nach dem Reaktorunglück in Fukushima entstanden. Dr. Lars Pohlmeier hält einen Vortrag mit anschließender Diskussion zum Thema. Der Arzt engagiert sich in der internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (Ican), die vergangenes Jahr mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Zudem liest Wolfgang Schlott aus „Auf der Flucht vor dem atomaren Gau in Fukushima – mein Tagebuch für Mono Tatawa“. Der Schriftsteller hat sein atomares Tagebuch begonnen, um zu erforschen, wie sich das Ereignis auf das Massenbewusstsein auswirkt.

Die Fotografien von Shoko Miki „Back To Nature“ werden bis Samstag, 10. März, gezeigt. Die Vernissage des internationalen Kooperationsprojekts „Dialogue With Fukushima“ startet am Sonntag, 11. März, 11 Uhr im Kunst Raum Bremen, Rückertstraße 21. Die Arbeiten sind bis 13. März zu sehen. Der Eintritt ist frei. Infos unter www. kunstraum-bremen.de.

fukushima

Text: Annica Müllenberg

#interview: 5 Fragen an … Edith Laudowicz über Bremer Frauengeschichte(n)

Bremer Frauen Geschichte(n) – auf der Info-Plattform findet sich auch viel geballtes Wissen über Bücher, Vereine und Gebäude mit starkem Bezug zu Bremer Frauen – alles auf einer Website gebündelt. Foto: Screenshot bremerfrauengeschichte.de

Seit mehr als 40 Jahren lebt Edith Laudowicz in Bremen, lange Jahre mit Bildungsauftrag im Frauen-Erwerbs- und Ausbildungsverein, sechs Jahre als Vorsitzende des Vereins Bremer Frauenmuseum und neuerdings für ihre eigene Info-Plattform Bremer Frauen Geschichte unterwegs. Hier lebt sie ihre Leidenschaft für das oft wenig wahrgenomme Wirken von Frauen aus, das sie außerdem in diverse Bücher und Artikel gepackt hat – jüngst auch in das Buch Frauengeschichte(n) (wir haben über das Lexikon berichtet) mit mehr als 100 Frauenporträts, die alle auch auf der Website zu lesen sind. Zum Weltfrauentag am 8.März haben wir Edith unsere 5 Fragen an … gestellt.

1. Was macht deine Seite zur Bremer Frauengeschichte so besonders? Was finden die LeserInnen auf bremerfrauengeschichte.de?
Neben einer Reihe von Biografien von Frauen aus Bremen finden sie viele Informationen zu frauenrelevanten geschichtlichen Ereignissen, sowie über besondere Orte, an denen wichtige Ereignisse für Frauen stattfanden. Außerdem gibt es viel Informationen über Frauenvereine, dazugehörige Links und ein großes Kapitel Frauen als Opfer und Täterinnen im Faschismus.

2. Am 8.März feiert auch Bremen den internationaler Frauentag mit dem                Motto: 100 Jahre – wählen, wagen, winnen. Wo stehen Frauen heute nach 100 Jahren Wahlrecht?
Die Lohnungleichheit ist immer noch nicht aufgehoben, noch immer sind Frauen  in führenden Positionen nicht selbstverständlich und Machismus und Gewalttätigkeit gegen Frauen sind allgegenwärtig.

3. Was magst du an Bremen (nicht)?
Bremen ist eine überschaubare, weltoffene Stadt mit großem Kulturangebot und Möglichkeiten, sich zu engagieren. Was ich nicht mag ist die Vorliebe der Stadtplaner für kastenformige Häuser, die zu eintönigen Wohnungsgebieten führen.

4. Stell dir vor, du hast 1 Mio. € zur Verfügung. Was würdest du damit in und
für Bremen umsetzen?

Unbedingt in Bildungsprojekte für Migrantinnen und Migranten investieren.

5. Was tust du, bevor du abends das Licht im Bett ausmacht?
Jeden Tag was anderes: Lesen, Fernsehen, miteinander reden, am Computer arbeiten, telefonieren.

Vielen Dank fürs Interview, Edith.

Mehr Infos zu Frauengeschichte(n) mit Bezug zu 100 Jahre Frauenwahlrecht gibt es am Donnerstag am 17.00 Uhr beim Festakt der Frau des Jahres Bremens in der Bremischen Bürgerschaft. Mehr Infos dazu in unseren Kulturtipps.

Interview: Heike Mühldorfer

Autorin und Frauenbewegte Edith Laudowicz. © Edith Laudowicz

#wasgeht: Kultur-Tipps für Bremen und BHV im März

von Karl Maria Stadler (1888 – nach 1943) (Scan from an old book) [Public domain], via Wikimedia Commons

Weltfrauentag: 100 Jahre Wahlrecht für Frauen

1918 wurde das Frauenwahlrecht in Deutschland eingeführt – der wohl wichtigste Schritt in Sachen politische Teilhabe und Gleichberechtigung von Frau und Mann. Doch was hat sich seither getan? Bis Mitte März wird es dazu rund um den Internationalen Frauentag in Bremen und Bremerhaven fast 100 Veranstaltungen geben: Vorträge, Diskussionen, Lesungen, Aktionen sowie Beratungs- und Informationsangebote für Frauen. Am 8. März direkt wird die Frage „100 Jahre Frauenwahlrecht – wo stehen wir heute?“ im Mittelpunkt einer Veranstaltung im Festsaal der Bremischen Bürgerschaft stehen, wo sich auch verschiedene Frauenverbände Bremens einbringen und vorstellen, danach wird  die „Bremer Frau des Jahres“ gekürt.

Die Broschüren mit allen Veranstaltungen gibt es zum Download hier für Bremen und Bremerhaven. Die Programme liegen auch in der ZGF-Geschäftsstelle in Bremen (Knochenhauerstr. 20-25) und im ZGF-Büro in Bremerhaven (Schifferstraße 48) sowie an vielen öffentlichen Stellen zur Mitnahme aus.

[Heike]

#Kallentinstag: Finale der Spendenaktion

Die Kallentinstagsspendenaktion der Kalle Co-Werkstatt endet mit einem großen Finale direkt bei KALLE (Kornstraße 283). Und zwar  am 3.3.2018 von 14.00 bis 17.00 Uhr– dann „bekommt [ihr] noch ein letztes Mal die Chance alle Gullikate – T-Shirts, Baumwollbeutel und Turnbeutel – gesammelt auf einem Fleck zu sehen und euch vielleicht noch eines zu sichern“. An diesem Tag gibt es die #Gullikate auch in weiteren Größen und Farben!

Mit vor Ort werden die fünf sozialen Institutionen sein, die dann die ihnen zugewiesenen Spenden überreicht bekommen. Mehr über die Aktion haben wir hier berichtet.

Kinderleicht – Tanzabend von Impuls

Rund 80 Kinder und Erwachsene stellen tänzerisch Episoden der Kindheit auf der Bühne dar. Das generationsübergreifende Großprojekt des Vereins Impuls wird zweimal im Schlachthof gezeigt.

Premiere am Sonntag, 4. März, ab 18 Uhr im Schlachthof. Weitere Vorstellungen am Montag, 5. März, ebenfalls 18 Uhr. Tickets können telefonisch bei Impuls unter 498 94 94 bestellt werden. Sie kosten 12 Euro, ermäßigt 8 Euro.

[Annica]

Liederabend im Hafencasino

Das Hafencasino – Eine Waller Insitution am Fabrikenufer.

So lange das Wetter noch unentschieden zwischen Winter und Frühling pendelt macht ein Kneipenabend gleich dopppelt Spaß. Drinnen ist es voll und warm, nach draußen würden wir keinen Hund jagen. Wie wäre es mit einem Liederabend in besonders uriger Hafenkneipen-Atmosphäre? Auf der Bühne steht der Liedermacher Samuel Beck alias „Ukulelenprediger“. Im Gepäck hat er seine Ukulele  – klar – seine Band und eigenwillige Texte, die er selten sanft vorträgt.

Songs & Whispers mit dem Ukulelenprediger am Dienstag, 13. März, im Hafencasino Trucker Stop, Waller Stieg 6, am Hafenbecken bei der Feuerwache. Der Eintritt ist frei.

[Janina]

Let me Join! Bewegungsfreiheit ist das Recht zu gehen und zu bleiben

Aktivist*innen in Amsterdam und Deutschland berichten. Film und Diskussion.
Ein Film von Anne Frisius in Zusammenarbeit mit Monica Orjeda (Amsterdam/Bremen/Osnabrück 2016/2017, 52 min). An diesem Abend mit Gästen: Monica Orjeda, Sunny Omwenyeke, Nessrin Hamdoon, Hassan Numan und Anne Frisius. Mehr zum Film hier. Veranstalter: Antidiskriminierung in der Arbeitswelt Bremen und Solidarity City.

Mittwoch, 14. März 2018, 19.00 Uhr, DGB Haus, Bahnhofsplatz 22-28, 28195 Bremen.

[Bernd]

Vergessen. Erinnert. Wiederentdeckt – Podiumsdiskussion

Im Paula Modersohn Becker Museum diskutieren Ingrid Pfeiffer (Schirn Kunsthalle, Frankfurt a.M.), Achim Hagemeier (Kunsthandel Hagemeier, Frankfurt a.M.) und Dr. Frank Schmidt (Museen Böttcherstraße) über die zahlreichen Schicksale der „verschollenen Generation“. Viele zuvor erfolgreiche Künstler ereilte während und nach dem Zweiten Weltkrieg die Erfolglosigkeit. Was sind die Gründe für das Vergessen? Welche Umstände haben dazu geführt, dass einige Wenige an Erfolge anknüpfen konnten und andere nicht?

Donnerstag, 15. März 2018, 18.30 – 20 Uhr; im Rahmen des Begleitprogramm zur Ausstellung „Josef Scharl – Zwischen den Zeiten“ (noch bis 3.6. 2018).

[Bernd]

Gerhard Marcks, Stoffentwurf VIII auf Textil, 1949, VG Bild-Kunst, Bonn 2018

Ornament und Befreiung – Ausstellung im Gerhard-Marcks-Haus

Verzierungen hatten um 1909 keinen guten Stand in der Kunst. Sie galten als überflüssige Schnörkeleien. Der Bildhauer Gerhard Marcks ließ sich die Blüten des Jugendstils nicht einfach verbieten, sondern gab ihnen eine eigene Kategorie. Die Ausstellung „Ornament und Befreiung“ kommt einer Spurensuche gleich und zeigt an Marcks Werken, dass dieser ganz selbstverständlich feine Strukturen schuf – als Malerei, an der Plastik und als Stickmuster.

Eröffnung: Sonntag, 18.3., im Gerhard-Marcks-Haus. Die Schau ist bis zum 10.6. zu sehen.

[Annica]

 

 

#plietschkochen: Schwarze Wildschweinleber von Luka Lübke

Außen schwarz, innen noch rosa: Wildschweinleber mit Schokolade und Balsamico fein glasiert. Foto: © Luka Lübke

Luka Lübke, Bremer Spitzenköchin mit Hang zu „echtem Essen“ – also einer gesunden, modernen Küche – zeigt heute wieder wie „plietschkochen“ gelingt und wie ein ganz besonderer Genuss aus Wildschweinleber, Bitterschokolade und Balsamico entsteht. Dabei verrät sie auch, wie der krasse Farbkontrast entsteht. Viel Spaß beim Lesen und Kochen!

Seit über zehn Jahren beziehe ich Wild von Lore und Fritz Lohmann. Und meistens denke ich beim Zubereiten: eigentlich ist das zu schade zum Verkaufen, man müsste alles selber essen oder seinen besten Freunden schenken. Letze Woche bekam ich Wildleber und am Tag später eine eE-ail von Lore, die schrieb: „Das ist Wildschweinleber und was ganz Besonderes. Bitte genießen!“ Ich setzte die Leber schweren Herzens an einem hektischen Menü-Vorbereitungstag auf die Speisekarte und warf mir mit der ersten Kundin, die sie bestellte, Komplimente zu. Probierte auch ein Stückchen mit den Fingern, wie man das im Fernsehen nicht macht, und hatte gleich Gänsehaut, weil es so sehr wie früher zu Hause schmeckte. Aber da war noch was: die Kombination mit Bitterschokolade – buk ich doch gerade nebenbei den Gewürzschokoladenkuchen fürs Gala-Menü.

Dream-Team: Wildschweinleber mit Bitterschokolode und Balsamico

Soviel zum Thema Händewaschen – und jetzt ist es raus, wie die besten Gerichte entstehen. Statt klassisch mit Äpfeln und Zwiebeln passt Leber auch perfekt mit Bitterschokolade und Balsamico zusammen. Für noch mehr Exotik sorgen Datteln und Chili.

 

Leber in Mehl wenden und direkt in die Pfanne geben. Foto: © Luka Lübke

Leber mehlieren und ungewürzt scharf anbraten, salzen, pfeffern und an einem warmen Ort gar ziehen lassen. In dieselbe Pfanne einen Esslöffel Honig, einen Schuss Balsamico und ein Glas Rotwein geben und mit einer feingehackten Chilischote etwas einkochen. Eine Handvoll Datteln kleinschneiden und darin weich werden lassen, dann mit 1 EL gehackter Bitterschokolade bei kleiner Hitze abbinden. Zum Schluss die Wildschweinleber nochmal darin drehen, damit sie außen schön schwarz lackiert und innen noch rosa ist. Dazu passt zur Vorspeise am besten ein leichter Salat oder – wenn’s ein Zwischengang sein soll, – etwas Couscous oder Bulgur als Beilage. Bitte genießen!

Auch die Datteln schmoren in der Balsamico-Bitterschokolade-Glasur. Foto: © Luka Lübke

 

Text, Rezept und Fotos: Luka Lübke / marieweser.de

Mehr regionales Wild gibt es bei lohmann-wildspezialitaeten.de

#Kallentinstag: Spendenaktion der Kalle Co-Werkstatt zum Valentinstag

Zum mittlerweile 5. Mal gibt es den Kallentinstag. Während andere ihre Lieben mit Blümchen und roten Herzen beschenken, sind es bei Kalle-Chefin Saskia Behrens und den umtriebigen Kallekumpels aus der Bremer Kreativszene eher nächtliche Aktionen (unvergessen der Riesenschal um den Bremer ROLAND) und liebevolle Botschaften für ganz Bremen. Im Jubiläumsjahr wird der Kallentinstag außerdem noch verlängert: 2 Wochen lang werden anders als bisher auch Spenden gesammelt für 5 soziale Unternehmungen in Bremen und umzu. Dafür hat die Kalle-Crew extra und einzeln per Hand bedruckte  T-Shirts und Baumwollbeutel über zehn Läden und Cafés in Bremen verteilt, wo sie gegen eine Spende ergattert werden können. Die Einnahmen gehen zu 100 % an das SOS Kinderdorf, die Bremer Suppenengel, die Bremer Krebsgesellschaft, das Kinderhospiz Löwenherz Syke und Refugio Bremen.

Selbst entscheiden wie viel und wofür spenden – jedes Gullikat, also jedes T-Shirt oder Baumwollbeutel ist mit von Kallekumpels gebastelten Tags versehen. Foto: Kalle Co-Werkstatt

Liebe ist der Schlüssel

Inspiriert von der „Raubdruckerin“ und ihren Direktdruckwerken von Gulli-Deckeln europäischer Großstädte wurden auch die Objekte für den Kallentinstag mit einem Bremer Gulli-Schlüssel und mit dem Slogan „Liebe ist der Schlüssel“ bedruckt. So entstanden etliche „Gullikate“, die in folgenden Bars, Cafés und Läden zu erhalten sind.

death by chocolate
Designhotel Überfluss
fairtragen
GLASBOX
Kalle
Markthalle Acht
NOON
nur manufaktur
Radieschen
TiLu – kleines feines
WEDDERBRUUK
YellowBird Coffee

Jede/r SpenderIn darf übrigens selbst entscheiden, an wen ihre/seine gute Gabe weitergeleitet werden soll. Am 3. März 2018 schließlich wird es bei der Kalle Co-Werkstatt in der Bremer Neustadt / Huckelriede die Abschlussveranstaltung mit“ allen Shops, Vereinen, Unterstützern und Kallekumpels“. An diesem Tag werden auch die Spenden überreicht.

Und hier unser Sneak-View bei den Vorbereitungen zum Kallentinstag 2018

Text: Heike Mühldorfer, Fotos: Kalle Co-Werkstatt (4), Heike Mühldorfer

#Gemeinschaftlich bauen: Handbuch für Baugruppen

Gemeinschaftliches Bauen und wohnen gibt es in Bremen mit der MOSAIK-Baugruppe. Foto: © Heike Mühldorfer

Bremen ist, was die Förderung von Baugruppen angeht, erst am Anfang. Die Anzahl der realisierten Projekte ist überschaubar, in denen mehrere Familien/Wohnparteien unterschiedlicher Zusammensetzung gemeinsam ihr Bauprojekt planen und realisieren. Da gibt es das MOSAIK in Huckelriede, die Bunte Berse in Gröpelingen oder die Villa P in Walle – was an Unwägbarkeiten und Langwierigkeit im Planungsprozess sowie an der Problematik von Gruppenbildungsprozessen liegen mag. Mit ihrem Buch Gemeinsam Bauen. Baugruppen, Baugemeinschaften. Wege und Erfahrungen umreißen drei AutorInnen May, Ullrich und Steiger die verschiedenen Phasen einer Baugruppe von der Findung geeigneter Interessierter über die Erstellung eines inhaltlichen Konzeptes über die eigentliche Bauphase und die schlussendliche und nicht zuletzt auch herausfordernde Phase, die des Wohnens selbst.

„Wer ein hohes Haus bauen will, muss lange am Fundament verweilen“ (Konfuzius).

In diesem Jahr werden in Bremen an zwei Standorten Grundstücke für Baugemeinschaften ausgeschrieben. Ein Grundstück im umstrittenen Baugebiet Gartenstadt Werdersee (zwischen Habenhausen und Huckelriede) und zwei bis drei Grundstücke im Baugebiet Ellener Hof in Osterholz. In der Innenstadt ist das große Gebiet um das neue Krankenhaus im Fokus. Dort sollen 20 Prozent der über 1000 Wohneinheiten für Baugemeinschaften und Baugruppen vorgesehen werden. Zuständig ist hier die Grundstücksentwicklung Klinikum Bremen-Mitte GmbH & Co. KG. Eine allzu starke Nachfrage gibt es allerdings derzeit nicht. Die kommunale Stadtentwicklungspolitik beginnt aber, von Stadt zu Stadt verschieden stark, Baugemeinschaften und Baugruppen zusehends als Instrumente einer anderen Baupolitik zu fördern.

Kompakte Infos für Baugruppen und Baugemeinschaften

Implizit gehen sie dabei von einem Neubau aus, vieles dürfte aber auf einen Umbau/Umwidmung oder eine Sanierung übertragbar sein, einiges über das sie schreiben, sich dort sogar verschärft zeigen. Der grundsätzliche Ansatz ist kein explizit gesellschaftskritischer oder auch nur spät-alternativer: Hier wird pikanterweise davon ausgegangen, dass der Wunsch nach gemeinsamem Wohnen heute aus der Mitte der Gesellschaft komme und oftmals angesichts explodierender Immobilienpreise der einzige Weg sei, heute überhaupt noch in Eigentum (!) wohnen zu können. Empfehlungen zum echten, entprivatisierten Gemeinschaftseigentum oder zum Mietshäusersyndikat finden sich hier also nicht.

Stattdessen sehr viele Informationen aus der Praxis über z.B. Gruppenprozesse und Entscheidungsfindung oder erhellende Reflektionen über die verschiedenen Funktionen, die Rollen und Perspektiven der Beteiligten an einem Bau (Nutzer_innengemeinschaft, Architekt_in, Projektsteuerung, Bauleitung, HandwerkerInnen, etc.). Schließlich bauen die Mitglieder einer Baugruppe meist nur einmal im Leben und dies unter erheblichem finanziellem Druck, ein Bauleiter oder eine Architektin dagegen öfter. Rechtliche Aspekte werden referiert und darauf hingewiesen, dass dafür, wie für etliches andere auch, externe Expertise unabdingbar ist. Nicht zuletzt wird vor Fallen gewarnt, etwa z.B. bei der Frage von Lärm im Haus, bei der Zeitplanung oder beim Umgang mit festgestellten Mängeln. Immer wieder wird für Toleranz, Pragmatismus und Kommunikationsfähigkeit geworben. Ohne diese und andere Eigenschaften sei so ein in der Regel mehrjähriges Projekt nicht zu stemmen.

Interviews und Beispiele für gemeinschaftliches Wohnen

Die vielen zwischen die Kapitel gestreuten Interviews geben konkrete und persönliche Beispiele und (damit) einen guten Einblick in die Situation – und die LeserIn kann so von bereits gemachten Erfahrungen profitieren. Das Buch ist trotz seiner stellenweisen Sprunghaftigkeit sehr hilfreich und unbedingt zu empfehlen. Denn „wer ein hohes Haus bauen will, muss lange am Fundament verweilen“ (Konfuzius).

May/ S. Ullrich/ K. Steiger: Gemeinsam Bauen. Baugruppen, Baugemeinschaften. Wege und Erfahrungen; VDE Verlag, Berlin 2017, 122 Seiten, 24,80 EUR

Text: Bernd Hüttner

[Hinweis] In CONTRASTE der Monatszeitung für Selbstorganisation, ist in der Februarausgabe ein Artikel zur Situation rund um die Stadtteilgenossenschaft Hulsberg erschienen (Volltext). Diese will auf dem im Artikel erwähnte Krankenhausgelände das dort bereits existierende neunstöckige Bettenhaus umnutzen und anschließend gemeinschaftlich bewohnen und solidarisch nutzen.

#Interview: 5 Fragen an Miriam Wurster, Bremer Cartoonistin und Preisträgerin

Die Bremer Cartoonistin Miriam Wurster beantwortet unsere 5 Fragen an… und kann sich über den Karikaturpreis der deutschen Zeitungen freuen. Foto: © Miriam Wurster

Wir kennen und schätzen schon lange die feinsinnigen Cartoons der Bremerin Miriam Wurster, die uns schon als Teil des Cartoonistinnen-Duos Mutterwitz begeistert und die bundesweit mit ihren Cartoons in STERN, Spiegel online und Titanic viele Fans gewonnen hat und auch bei der deutschen Ausgabe von „Charlie Hebdo“ mitgearbeitet hat. Jetzt wurde sie mit dem  „Karikaturenpreis der deutschen Zeitungen“ geehrt für ihre Zeichnung einer „Schoßhundestaffel“ zum G 20-Gipfel in Hamburg, die im Weser Kurier erschienen ist.

Diskussion mit Miriam Wurster zu Charlie Hebdo

Am 5. Februar um 18.00 Uhr diskutiert Miriam Wurster gemeinsam mit Til Mette im Festsaal der Bremischen Bürgerschaft über „Charlie Hebdo“, der Eintritt ist frei, um telefonische Anmeldung beim Veranstalter Weser Kurier unter 04 21 / 36 71 66 16 wird gebeten. Wer mag, kann bei ihr in einem VHS-Kurs außerdem die Kunst des Cartoon-Zeichnens erlernen, der Run auf die letzten Plätze ist eröffnet. Heike hat Miriam – noch vor der Preisbekanntgabe – unsere berüchtigten 5 Fragen an… gestellt. Viel Spaß beim Lesen der pointierten Antworten:

1. Was macht dich besonders, oder was sind deine Stärken?

Miriam Wurster: Meine Schwächen

2. Was magst du an Bremen (nicht)?

MW: Ich mag: das viele Grün, die Häfen, das Hafencasino, das Lankenauer Höft, die Komplette Palette, die Parzellengebiete, die Weser, die Programmkinos, die Theater. Nicht so gelungen finde ich die ausgeprägte Aufteilung der Stadt in Viertel der Gutbetuchten und Einflussreichen, des Mittelstands und der Abgehängten.

3. Stell dir vor du hast 1 Mio. € zur Verfügung. Was würdest du damit in und für Bremen umsetzen?

MW: Gratistanzkurse für alle

Miriam Wurster schaut genau hin und hält mit spitzer Feder fest. Cartoon © Miriam Wurster

4. Welche Zutaten gehören zu einem treffenden Cartoon?

MW: Man sollte ein Thema erst an sich heranlassen und dann Distanz dazu herstellen, um dem Witz eine Chance zu geben. Also Nähe zum Thema, Distanz zum Thema und etwas Unerwartetes.

5. Was tust du, bevor du abends das Licht im Bett ausmachst?

Radio hören und in die Luft starren.

 

Liebe Miriam, wir gratulieren herzlich zum verdienten Preis und danken für deine inspirierenden Antworten.

#wasgeht: Kulturtipps Februar von Karneval bis Rockabilly

Wie jeden Monatsanfang stellen wir euch unsere höchstpersönlichen Lieblings-Kulturtipps für den Februar vor. Lost geht´s gleich mit den unendlichen Weiten des Alls – Bremen feiert Samba-Karneval #sternstunden2018 

Wesen aus einer anderen Welt – beim Bremer Samba-Karneval geht es dieses Mal in die unendlichen Weiten des Weltalls. Foto: ©_Norbert A. Müller

Verschollen im Weltall! beim Bremer Samba-Karneval

Passend zum Weltraumjahr der Stadt Bremen stellt sich auch der diesjährige Samba-Karneval unter das Motto Sternstunden 2018. Etwa 40.000 Besucher werden das lustige und laute Treiben von 70 Sambagruppen mit mehr als 1.500 Aktiven aus Deutschland, Niederlanden, Dänemark, Polen und Groß-Britannien verfolgen. Los geht es mit der traditionellen Eröffnungsinszenierung auf dem Marktplatz um 12.00 Uhr bevor es dann tanzend und trommelnd Richtung Ostertorviertel geht. Nicht vergessen: ein umgedrehter Regenschirm hilft beim Auffangen der  Bonschen und für die kleinen ZuhörerInnen am besten Ohrstöpsel einpacken.

[Heike]

Globale – das globalisierungskritische Fimfestival

Von 1. Februar bis 16. März zeigt attac Bremen in Kooperation mit dem Kino City46 zum siebten Mal politische (Dokumentar-)Filme. Am 1. März geht es z.B. im Film „Das grüne Gold“ um das Thema „Landraub“, am letzten Tag des Festivals (Freitag, 18 Uhr!!) gibt es mit dem Regisseur Matthias Coers und VertreterInnen Bremer Projekte ein Gespräch anlässlich des vorher gezeigten Filmes „Das Gegenteil von Grau„. In diesem Film geht es um Gruppen und Menschen, die für ein solidarisches und ökologisches Miteinander im urbanen Raum kämpfen.

In der Regel donnerstags 20 Uhr, genaues Programm hier entlang. Eintritt 4 EUR. [Bernd]

Hochschultage an der #HfKBremen

Am Wochenende 10. und 11. Februar öffnet die Hochschule für Künste am Speicher XI ihre Werkstätten, Studios und Ateliers. Es gibt Konzerte und Arbeiten aus allen dort vertretenen künstlerischen und gestalterischen Studiengängen (Samstag 11-21 Uhr, Sonntag 11-20 Uhr, Strassenbahnlinie 3 bis Waller Ring oder Buslinie 20). [Bernd]

Bremer Verbrecherversammlung in der Schwankhalle

Der Berliner Verbrecher Verlag wird zukünftig in Bremen eine politische Lesungsreihe in der Schwankhalle organisieren. Den Anfang macht Maxi Obexer mit ihrem Romanessay, in dem sie ihren Umzug von Südtirol nach Deutschland beschreibt. Moderation Jörg Sundermeier (Verleger). Dienstag 13. Februar, 19.30 Uhr, 5 EUR, Tickets bitte besser vorbestellen unter 520 80 70 oder ticket@schwankhalle.de. [Bernd]

Rockabilly Gitarre, fotografiert in El Dorado, AR. Foto: ©_Billy Hathorn /Creative Commons

Rock ’n‘ Roll Erdbeben 

Wippende Petticoats, streng gegelte Haartollen und natürlich schweißtreibende Rhythmen stehen beim 18th Rockabilly Earthquake im Schlachthof auf dem Programm. Jährlich lädt das Kulturzentrum namhafte Bands der Szene aus ganz Europa zu diesem Minifestival ein. Am Samstag, 10. Februar, stehen drei Bands auf der Bühne. Ric & The Dukes kommen aus Spanien und verhelfen mittels Kontrabass, Gitarre und Schlagzeug dem amerikanischen Sound der 50er zum Revival. RelaxTrio reisen aus Finnland an. Die Rockabilly-Combo gründete sich 2004. Sie ist für temporeiche Bühnenshows bekannt. Jake Calypso lebt seit er Teenager ist für den Sound der Vergangenheit. Die erste Band des gebürtigen Franzosen hieß The Chorals. Es folgten weitere Bandprojekte. Mittlerweile singt er den Sound der 50er Jahre allein.

Das 18th Rockabilly Earthquakes findet am Samstag, 10. Februar, ab 20 Uhr im Schlachthof statt. Tickets gibt es an den Vorverkaufsstellen und im Schlachthof für 18 Euro, an der Abendkasse kosten sie 22 Euro. [Annica]

#Konzert: MAREY live zu Gast im PAPP

Diesen Gig solltet ihr nicht verpassen! Zumindest gilt das für alle mit einem Faible für großartige weibliche Stimmen. Nico Hirschmann und Timo Schumacher vom PAPP/KARTON haben für den kompletten Februar wieder 1 A-Musik an die Weser geholt. Sie schreiben über „MAREY“ „wundervolles songwriter-duo (und sie sind freiwillig aus dem Supertalent ausgestiegen :o)“ – und da muss ich ihnen Recht geben. Maryam Hammad (Gesang & akustische Gitarre/Folkgitarre) Stimme verpasst mir gleichzeitig einen Kloß im Hals und ein zufriedenes Grinsen  und Aurèle Louis (Cello & Elektrische Gitarre) zaubert wunderschöne Seitenklänge. Die beiden kommen mit Band und bringen die Songs aus ihrem neuen Album „Save Animals, Eat People“ mit.

MAREY bei Soundcloud: https://soundcloud.com/mareymusicofficial/out-of-my-head?in=mareymusicofficial/sets/marey-songs

Wo? PAPP, Friedrich-Ebert-Straße 1, Donnerstag, 22.02.2018, 20:00 – 22:00

[Janina]

 

#Rezeptarchiv: Vanille-Risotto a la Luka Lübke

Die Vanille aromatisiert den Reis schon vor dem Kochen. Einfach zusammen in ein leeres Honigglas geben. Foto ©: Luka Lübke / marieweser.de

Luka Lübke, Bremer Spitzenköchin mit Hang zu „echtem Essen“ – also einer gesunden, modernden Küche – zeigt heute wieder wie „plietschkochen“ gelingt und warum ein Vanille-Risotto für Fischfreunde ist. Viel Spaß beim Lesen und Kochen!

„Alles verwenden und nichts verschwenden“, stand schon in den Lehrbüchern unserer Großmütter. Bestimmt hast du schon mal gehört, dass man aus bereits ausgekochten Vanilleschoten Vanillezucker machen kann oder dass man Reis mit Trüffel aromatisieren kann. Was mit Zucker geht, geht auch mit Salz und was mit Trüffel geht, geht auch mit Vanille. Dieser Risotto ist für Fischfreunde, denn er ist vegan und ganz ohne Fische gemacht. Für die, die Fische gerne essen, ist er ebenso super, denn er ist die perfekte Beilage zu einem Stück Seeteufel, Jakobsmuscheln oder Garnelen.

Vanille-Risotto wie es sein soll: cremig und mit etwas Biss. Foto: © Luka Lübke / marieweser.de

Vanille aromatisiert Risotto-Reis

Lege eine oder mehrere angeritzte, gebrauchte Vanilleschoten für mindestens ein Woche in ein Honigglas voll Risotto-Reis, damit sie ihr Aroma abgeben. Schwenke zwei gewürfelte Schalotten und fein gehackte Chili in kaltgepresstem Kokosfett, bis sie glasig sind. Rühre dann den aromatisierten Reis ein, bis er ebenfalls glasig ist. Lösche ab mit heißer Flüssigkeit Deiner Wahl. Für vegan mit Gemüsefond, für Fisch mit Fischfond. Ich hatte keins von beidem da und habe Ingwertee genommen – auch nicht schlecht! Du bist der Chef und bestimmst, wonach es schmecken soll. Risotto muss man durchgehend rühren und immer wieder einen Schuss Flüssigkeit zugeben, bis der Reis sie absorbiert hat. Ich stelle beim Risotto machen immer mein Telefon aus, was es zu einer kleinen Meditation im Alltag macht. Ist der Risotto fast al dente, gibst du eine halbe Tasse Kokosmilch dazu, um ihn sämig zu machen und schmeckst mit Salz, Pfeffer und Limettensaft ab. Klassische Variante für die, denen Kokos nicht regional genug ist: gute Butter zum Anfang und Parmesan zum Schluss. Egal, wie Du’s machst – so schmeckt Versöhnung!

Fotos, Text und Rezept: Luka Lübke / marieweser.de

#Interview: 5 Fragen an … Julia Hahmann, Soziologin, zum Kleidungsalltag

Julia Hahmann auf dem Weg zur Arbeit an der Uni. Die Soziologin untersucht mit Hilfe von Instagram unseren „Kleidungsalltag„. Foto: Julia Hahmann

Wie ist dein „Kleidungsalltag“? Jeden Tag entscheiden wir uns vor dem Kleiderschrank, was wir anziehen. Wie und warum wir so entscheiden, dafür interessiert sich Julia Hahmann per Instagram-Account. Die promovierte Soziologin und Dozentin an der Uni Vechta  hat im August 2017 ein Forschungsprojekt gestartet, um sich dem Thema wissenschaftlich zu nähern. Statt dröger Fragenkataloge bestimmt sie alle zwei Wochen ein Motto samt Hashtag für ihr Insta-Projekt „Kleidungsalltag“. Heike hat Julia unsere 5 Fragen an … gestellt.

1. Kleidungsalltag – welche Idee verbirgt sich hinter dem Insta-Account?
Was hast du vor? 

Julia Hahmann (JH): Kleidungsalltag ist ein Forschungsprojekt, das sich mit alltäglichem Ankleiden auseinandersetzt. Was ziehe an welchen Tagen aus welchen Gründen an? Warum fühle ich mich in bestimmten Kleidungsstücken wohl, während ich in anderen den ganze Tag von dieser (falschen) Kleidungswahl negativ beeinflusst werde?

Kleidung ist – soziologisch betrachtet –ein Bereich des Alltagslebens, der durch Klassenlage, Milieu, Subkultur oder Identität beeinflusst wird. Wir sehen eine Person und können ihren Stil interpretieren, z.B. „Typisch Hipster!“. Aber selbst in ihrem spezifischen Kleidungsstil variieren Individuen natürlich, was sie zu welcher Gelegenheit tragen. Sie bereiten sich mit ihrer Kleidung auf die Anforderungen der sozialen Umwelt vor und folgen dabei (oftmals impliziten) Annahmen über die Erwartungen des Gegenübers sowie Vorstellungen zum eigenen Körper. Und genau diese unbewussten Regeln versuche ich aufzudecken.

2. Was bedeuten die sozialen Kanäle wie Instagram für Frauen?

JH: Instagram als primär visuell geprägtes Medium lässt eine Beschreibung von alltäglichen Outfits leicht zu und Teilnehmer*innen erhalten darüber viel direkter und oftmals auch herzlicher Rückmeldung zum Kleidungsstil. In diesem spezifischen Bereich erlebe ich die Plattform als sehr warmen Ort, an dem sich Frauen relativ unbeeindruckt von Körpernormen präsentieren können.

Auch Kleidungsalltag: der Blick auf die Füße. Foto: © Julia Hahmann

3. Was magst du an Bremen (nicht)?
JH: Ich bin Zugezogene, lebe seit fünf Jahren in Bremen und habe immer noch ein ziemlich verklärtes Verhältnis zu dieser Stadt. Ich mag den Mikrokosmos des Viertels, der so viele Lebensstile vereint und trotzdem Ecken hat, die dreckig bleiben. Allerdings könnte es wirklich mehr Möglichkeiten geben, tanzen zu gehen.

4. Stell dir vor, du hast 1 Mio. € zur Verfügung. Was würdest du damit in und für Bremen umsetzen?

JH: Räume herstellen, in denen Menschen zeitweise solidarisch Gemeinschaft erleben können, ohne sich an Konsumangeboten beteiligen zu müssen.

5. Was tust du, bevor du abends das Licht im Bett ausmacht?

JH: Liebevoll an Karl Marx denken 😉

Tolles Projekt, liebe Julia. Danke für deine Antworten.

Wer bei Kleidungsalltag mitmachen möchte, klinkt sich einfach auf instagram.com/kleidungsalltag  ein: noch mehr Infos gibt es im dazugehörigen Blog kleidungsalltag.wordpress.com

Interview: Heike Mühldorfer.

 

#Ausstellung: Mittenmang – Alleinerziehend in Bremen

23 Frauen berichten aus ihrem Leben als Alleinerziehende. Neben einer besseren Wohnsituation fehlt es oft an gut bezahlter Arbeit und Wertschätzung. Foto: Heike Mühldorfer

Alleinerziehend in Bremen. Was das für die 17.000 Frauen und (davon 10 %) Männer bedeutet und wie sie zu ihrer persönlichen Situation stehen – die kleine, berührende Ausstellung „Mittenmang“ mit Porträts und Interviews alleinerziehender Frauen bietet einen ehrlichen und nachdenklich machenden Blick hinter die Kulissen dieser immer häufiger werdenden Familienform. Wie gelingt der Spagat im Alltag zwischen Kindererziehung, Beruf und Betreuungsknappheit? Wie die Finanzierung ohne finanzielle und aktive Unterstützung des Vaters (mehr als die Hälfte zahlt nicht oder nur unregelmäßig). Wie gelingt es, einen Arbeitgeber zu finden, der Alleinerziehende nicht als Risiko einschätzt? Wie fühlt es sich an, allein verantwortlich zu sein für das Wohl der Kinder in allen Bereichen und wie sieht das in der Praxis aus? Was wünschen sich die Frauen und Männer von Politik und Gesellschaft?

Alleinerziehend: Interviews und Porträts

Die ehrlichen Statements der 23 Frauen decken sich mit den Aussagen einer aktuellen Studie* zur Situation von Alleinerziehenden in Bremen. In einer Befragung von 1.300 Alleinerziehenden finden sich ähnliche Antworten auf existenzielle Fragen wie Unterhalt, Wohnen, Gesundheit, Kinderbetreuung, soziale Teilhabe und Wertschätzung. „Vor allem aber geht es um berufliche Qualifizierung als Basis für eine gutexistenzsichernde Arbeit. Auch für Alleinerziehende muss gelten, dass sie von ihrem Job leben können müssen ohne dauerhafte Abhängigkeit von Grundsicherungsleistungen“, so die Studie der Arbeitnehmerkammer Bremen. Demnach ist die Armutsgefährdungsquote auf 53,6 Prozent im Jahr 2014 gestiegen. Zum Vergleich: Für kinderreiche Paare liegt sie bei 45,7 Prozent. Zum Vergleich: Paare ohne Kind 9,9 Prozent, Paare mit einem Kind 19,6 Prozent, Paare mit zwei Kindern 20,4 Prozent und Einpersonenhaushalte 33,2 Prozent.

Neben den oft schwierigen Lebensbedingungen für die allein erziehenden Mütter und Väter leiden vor allem viele Kinder in Bremen unter der wirtschaftlich schwierigen Situation: Knapp jedes dritte Kind in Bremen lebt bei nur einem Elternteil, deutschlandweit ist es jedes fünfte. Mehr als die Hälfte der Ein-Eltern-Familien in Bremen und Bremerhaven ist auf Arbeitslosengeld II angewiesen oder muss aufstocken. Zudem rangiert der Anteil der arbeitslosen Alleinerziehenden ohne Berufsabschluss in Bremen mit 69,2 Prozent im Vergleich der Bundesländer an erster Stelle. „Arm trotz Arbeit gilt für Alleinerziehende in besonderer Weise,“ sagt Dr. Esther Schröder, Referentin der Arbeitnehmerkammer Bremen und verantwortlich für die Studie. Von den Alleinerziehenden-Haushalten mit zwei und mehr Kindern beziehen nahezu 70 Prozent Arbeitslosengeld II. Bremen liegt auch bei diesem Negativrekord weit vorne im bundesweiten Vergleich.

3 von 23 Frauen, die erzählen, wie sie das Leben als Alleinerziehende meistern. Foto: Heike Mühldorfer


Die Ausstellung Mittenmang – alleinerziehend in Bremen  ist im Kapitel 8, Domsheide 8, noch bis zum – 26. Januar zu sehen. Fotografin Silke Nachtigahl porträtiert darin alleinerziehende Frauen aus dem Land Bremen. Entstanden sind die Fotografien bei MITTENMANG, einem Projekt des Vereins Arbeit und Zukunft e. V.

Öffnungszeiten montags bis freitags von 11-17 Uhr und samstags von 11-14 Uhr

 

Ergänzend dazu empfehle ich einen Blick in die Studie „Alleinerziehend – ein Kaleidoskop von Lebens- und Arbeitssituationen“, 126 Seiten, im Download unter https://www.arbeitnehmerkammer.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Politik/Familie_Soziales/Alleinerziehend_Ein_Kaleidoskop_2017-09_web.pdf

 

 

Text: Heike Mühldorfer

#wasgeht: GLUCKE Kulturtipps im Januar

Willkommen im Neuen Jahr, für das wir euch alles erdenklich Gute und viele wunderbare Begegnungen und Erlebnisse wünschen. Dabei unterstützen wir euch nach Möglichkeit mit unseren Kulturtipps in unserem Veranstaltungs-Kalender. Wie immer stellen wir euch am Monatsanfang unsere höchstpersönlichen Lieblings-Kulturtipps für den Januar 2018 vor. Bitte schön!

Kulturtipp 1: Schlafender Mann, zu sehen in der Ausstellung „Schlaf“ im Paula-Böttcher-Modersohn-Museum. Foto © Andy Warhol, Sleep (Film-Still) 1963. Courtesy The-Andy-Warhol-Museum, Pittsburgh, The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts

Schlaf – über eine produktive Zeitverschwendung. Ausstellung und Vortrag

Vielleicht steckt euch ja auch noch das Feiern in den Knochen und euer Bedarf nach Ruhe und Schlaf ist enorm. Dann könnte euch der Besuch der Ausstellung „Schlaf. Eine produktive Zeitverschwendung“ im Paula Modersohn-Becker Museum (PMBM) ein wenig Auftrieb vermitteln. Nur noch bis zum 4.Februar 2018 läuft die Ausstellung und bietet für den Endspurt ein paar interessante Zusatzveranstaltungen rund ums Thema.  Am 18. Januar betrachtet Prof. Dr. Ulrich Sander den Schlaf aus Sicht eines Schlafmediziners (Beginn 19.00 Uhr). Warum müssen wir schlafen? Was passiert, wenn wir es nicht tun? Und welche verschiedenen Formen gibt es? Diese Frage beantwortet der pensionierte Mediziner, der sich über Jahrzehnte mit dem rätselhaften Zustand zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein beschäftigt hat. (Eintritt € 9/ € 6 ermäßigt).

Was Novalis, Rilke oder Schwitters zu Schlaf verfasst haben, weiß Schauspielerin Kirsten Vogel, die bei ihrer Führung mit literarischen Zitaten zu den Kunstwerken glänzt (am Sonntag, den 21. Januar 2018, um 15 Uhr). Um den Schlaf im Film dreht sich die dialogische Führung am Sonntag, den 28. Januar 2018, von 15 bis 16.15 Uhr mit der Filmwissenschaftlerin Christine Rüffert (Uni Bremen) und der Kunstvermittlerin Meike Su.

Paula Modersohn-Becker Museum, Böttcherstraße 6-10, dienstags bis sonntags von 11-18 Uhr

[Heike]

A Cappella-Comedy mit LaLeLu

Wenn Menschen ohne Instrumentalbegleitung vielstimmig singen oder ein/e  Lead-SängerIn von anderen nur mit ihren Stimmen vokal begleitet und unterstützt wird, dann nennt sich das „a cappella“. Berühmte Vorbilder sind die Comedian Harmonists oder die Chordettes („Mister Sandman“). Wenn dann zur stimmlichen Wucht noch komödiantische und parodistische Texte kommen sind wir bei LaLeLu, dem Vokalensemble aus Hamburg. „Muss das sein?!“ fragen die vier A-Cappella-SängerInnen und geben Antworten und erste Ahnungen fürs Neue Jahr mit Hilfe von Satire, Comedy und perfektem Satzgesang. „Vergessen Sie Zukunftsängste, Schlaflosigkeit und Probleme mit verminderten Septnonakkorden. Denn nach diesem Abend kennen Sie sich aus und wissen alles: warum die neue Flatrate sich besser mit Adele verkauft, warum nur Udo den Song von Udo singen kann, warum es besser ist, in Zukunft Astro-TV zu schauen.“

13.Januar 2018 um 20 Uhr
Bürgerhaus Vegesack, Kirchheide 49
Karten über Nordwest Tickets oder direkt im Bürgerhaus Vegesack

[Heike]

Noch ein Filmstill: Der Innere Kreis, ein Film übers verdeckte Ermitteln in der linken Szene und das Spannungsfeld staatlicher Interessen und individueller Bürgerrechte. © Im inneren Kreis

Film-Doku Im Inneren Kreis

Iris P. führte enge Freundschaften und ging intime Beziehungen mit Menschen ein, die sie zugleich ausspionierte. Als Verdeckte Ermittlerin „Iris Schneider“ forschte sie jahrelang die linke Szene und die „Rote Flora“ in Hamburg aus. Nach ihrer medienwirksamen Enttarnung im Jahr 2014 flogen innerhalb von 18 Monaten zwei weitere verdeckte Ermittlerinnen in Hamburg auf: Maria B. (Tarnname „Maria Block“) und Astrid O. (alias Astrid Schütt). Auch sie arbeiteten mit ähnlichen Methoden wie Iris P. und waren viele Jahre undercover in der linken Szene unterwegs. In ihrer Doku stellen Hannes Obens und Claudia Morar Fragen zu den Themen Freiheit, Demokratie, Sicherheit und Überwachung. Den Film zeigt das Kommunalkino City46 am 11.Januar um 20.00 Uhr.

Weitere Informationen: http://www.iminnerenkreis-doku.de/

weitere Termine am 13., 14., 15. und 17. Januar 2018 um 20.00 Uhr.

[Bernd]

Neujahrskonzert des 1. Bremer Ukulelenorchester

„Maritime, hippige, poppige, keltische, rockige, klassische Stücke mit Uke, Schwung und Gesang. Solche, von denen wir wissen, dass ihr sie hören wollt, und solche, von denen ihr das selbst noch nicht wusstet. Halt Neues und Bewährtes.“ Das versprechen die 30 Mitglieder des 1. (und einzigen?) Ukulelenorchesters Bremen. Am Mittwoch, den 31. Januar 2018, abends um 20 Uhr, spielt es sein Neujahrskonzert in Walle im Kulturhaus Brodelpott, Schleswiger Str. 4,
28219 Bremen. Eintritt frei, der Hut geht rum.

[GLUCKE]

#plietschkochen: Luka Lübkes Glühweinrezept

Luka Lübke, Bremer Spitzenköchin mit Hang zu „echtem Essen“ – also einer gesunden, modernden Küche – zeigt in ihrer Kolume „plietschkochen“ mit ihrem Glühweinrezept, dass es auch dafür eine gesunde Variante möglich ist. Und zwar mit guten Zutaten in kürzester Zeit. Viel Spaß dabei!

Ein guter Rotwein gehört natürlich auch zum Glühwein. Foto: Luka Lübke / marieweser.de

In der Vorweihnachtszeit habe ich mir Innenstadt-Verbot auferlegt, weil ich es nicht aushalte, wie alle hektisch umherlaufen, selbst im Buchladen Weihnachtspopmusik läuft, keiner den anderen anguckt (gibt ja Händy) und alles nach Glühwein stinkt. Dabei ist es doch schön, dass draußen Glühwein trinken mit Freunden wieder so modern geworden ist und man sich in der Kälte auf einen Schnack trifft, um mal durchzuatmen. Wenn es nur nicht so eklig süß wäre und wenn nur der Schädel nicht wäre. Ich trinke dann immer Bier, weil ich das besser kann und friere mir einen ab, was ja gar nicht Sinn der Sache ist. Und Lust auf Glühwein kriege ich dann auch. Dann lade ich zu etwas ein, das wie eine Kohlfahrt light ist – einem Glühweinspaziergang.

Feine Zutaten und stilvolles Drumherum: Thermoskanne mit Asioa-Dekor, Orange und Gewürzen. Foto: © Luka Lübke / marieweser.de

Wein + Holundersaft +Orange + Gewürze = Lukas Glühwein

Was in die Thermoskanne kommt: vernünftiger Rotwein, den ich mag, aber nur zur Hälfte, die andere Hälfte ist Holundersaft – oder auf norddeutsch Fliederbeersaft, Omas Wundermittel bei Erkältung – heute nennen sie es Superfood – naja. Orangenscheiben und ein bisschen Saft davon. Kardamom, frischer Ingwer, Zimtstange und Nelken fürs Immunsystem. Wenn Du willst auch Sternanis – ich finde Chili besser, so bleibst du extra warm. Und die Hangover-Prophylaxe ist auch schon drin. Süßen muss sein, aber nur so viel dir schmeckt. Ich nehme dafür Honig aus Bremen. Schmeckt auch ganz vorzüglich allein auf dem Balkon. Prost!

Text und Fotos: Luka Lübke / marieweser.de

#Ausstellung: Gerhard Marcks und 99 Jahre Bauhaus

Blick in die Ausstellung. Wolfgang Tümpel, Gartenstuhl, 1950er-Jahre, Metallrohr, weiß lackiert, Plastikbespannung, Privatbesitz. Im Hintergrund: Johannes Driesch, Töpfer und Schutzengel, 1929, Öl auf Leinwand, © Sammlung Driesch, Köln

Das Jubiläum der hundertjährigen Gründung des bauhaus im übernächsten Jahr wirft seine Schatten voraus. In Bremen ist nun eine Ausstellung zu sehen, die sich dem Bildhauer Gerhard Marcks (1889-1981) widmet. Sie wurde von der Klassik Stiftung Weimar und dem Gerhard Marcks Haus Bremen erstellt und zeigt weit über 150 Werke von Marcks und 20 weiteren KünstlerInnen (von SchülerInnen, wie etwa des früh verstorbenen Johannes Driesch – oder aus seinem Freundeskreises, wie etwa Oskar Schlemmer, Otto Lindig oder Marguerite Friedländer-Wildenhain).

Gerhard Marcks und das bauhaus

Marcks war einer der ersten Lehrer, die ans bauhaus berufen wurden, und arbeitet bis 1925 an dessen Keramikwerkstatt im 30 Kilometer von Weimar entfernten Dornburg. Die relative Abgeschiedenheit hat Vor- und Nachteile, und in Dornburg entsteht eine kleine, verschworene Gemeinschaft. Ab 1923 verändert sich das bauhaus unter der neuen Maxime „Kunst und Technik – eine neue Einheit“ in Richtung einer auf die Industrie konzentrierten Produktion von Prototypen und die daran ausgerichtete Ausbildung. Marcks kritisiert diese Entwicklung. Er favorisiert eine gute, auf handwerkliches Können gründende Ausbildung der bauhaus-SchülerInnen. Er wollte nicht, dass „Künstler zu Ingenieuren“ werden, war aber der Überzeugung, dass die Tätigkeit des Designs für die industrielle Produktion nur auf einer individuellen Künstlerpersönlichkeit beruhen könne und müsse. Ironischerweise sind es eben just die „Produkte“ der Keramikwerkstatt des bauhaus, die als erste industrielle Verwendung finden.

Gerhard Marcks, Jüngling, 1921, Holz vergoldet, Privatbesitz, © VG Bild-Kunst, Bonn 2017. Im Hintergrund eine Reproduktion des Gründungsmanifestes des bauhaus. Rechts: Oskar Schlemmer, Abstrakte Figur, 1921 (1962), Bronzeguss vernickelt, © mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien.

Von 1925 bis 1933 arbeitet Marcks als Lehrer für Bildhauerei an der Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein in Halle, ist dort von 1928 bis 33 sogar Direktor. Nach 1946-1950 lehrt er noch kurz an der Landeskunstschule in Hamburg, wo er ebenso wie in Halle, SchülerInnen aus Dornburg als DozentInnen unterbringt.

Sehenswerter Überblick

Die großzügig gestaltete Ausstellung umfasst das ganze Erdgeschoss des Hauses. Sie zeigt Skulpturen, Gemälde, Zeichnungen, Keramiken, Metallarbeiten und Möbel von verschiedener Hand aus dieser Zeit. Aus den Dornburger Skizzenbüchern, die mein persönlicher Favorit aus dem Werk von Marcks sind, finden sich einige Exponate. Es fällt auch auf, dass Marcks stets figurativ arbeitet, während andere am bauhaus, wie etwa Kandinsky, Moholy-Nagy, aber auch Klee längst abstrakt arbeiten. Als das bauhaus 1925 in Dessau an seinem zweiten Standort eröffnet wird, gibt es keine Keramikwerkstatt mehr. In einer beeindruckenden Medienstation werden in der Bremer Ausstellung die vielen Fäden des ideellen und materiellen Netzwerkes von Marcks visualisiert. Dieses ist ein Ergebnis des Forschungsprojektes „Bewegte Netze, Bauhausangehörige und ihre Beziehungs-Netzwerke in den 1930er und 1940er Jahren“ (mehr).

Mit der Ausstellung gibt das Marcks-Haus einen sehenswerten und grundlegenden Überblick über das Werk seines  Namensgebers und die darum entstandenen persönlichen Beziehungen.

Wege aus dem Bauhaus. Gerhard Marcks und seine Freunde, Gerhard Marcks Haus Bremen, Am Wall 208, noch bis 4. März 2018

[Katalog] Wege aus dem Bauhaus. Gerhard Marcks und sein Freundeskreis, 288 S., ISBN 978-3-7443-0305-7

Text: Bernd Hüttner

#Adventskalender: Spenden für die Lucie in der Bremer Neustadt

Auch die „Lucie“, das prämierte Stadtgartenprojekt in der Bremer Neustadt, hat einen Adventskalender gestartet. Mit Videos. Jeden Tag öffnet sich ein Türchen. Doch anders als gewohnt gibt es keine Schokolade oder ein originelles Präsent zu gewinnen – hier seid ihr gefragt, mit einer Spende zu helfen. Denn auch wenn die Ehrenamtlichen um Eva Kirschenmann und den Verein KulturPflanzen es nach 5 Jahren hartnäckiger und überzeugender Arbeit vor Ort geschafft haben, dass die Stadt Bremen den gepflasterten Platz entsiegelt, – das finanzielle und rechtliche Risiko trägt nicht die Stadt, sondern der Verein. Der Video-Adventskalender soll deshalb die Reihe der Förderer vergrößern, Geld in die Vereinskasse schwemmen und so Pflege und Hege des Stadtgartens ermöglichen.

Adventskalender-Türchen 11: Die Crew von der  Lucie erklärt, warum jede/r wichtig ist fürs Lucie-Projekt.

Ziel: 100 x 5 Euro pro Monat

„Wenn 100 Menschen monatlich 5 Euro spenden, ist der Bedarf langfristig gedeckt“, haben sich die Organisatoren ausgerechnet. Denn ab Frühjahr 2018 kommen monatlich ca. 500 Euro für die Pflege des Platzes auf die StadtgärtnerInnen zu – für Müllentsorgung, Strom- und Wasserkosten und die Bereitstellung einer öffentlichen Toilette (Auflage vom Ordnungsamt). Dazu kommt die Pflege der dann neu entstandenen Grünfläche. „Wir brauchen Unterstützung durch regelmäßige Spenden, um die neue Lucie erhalten zu können“ sagt Eva Kirschenmann, eine der StadtgärtnerInnen. „Zumindest solange, bis sich die Bremer Politik zu einer Beteiligung an der Pflege dieses öffentlichen Platzes entschließen kann“.

Deshalb erzählen jetzt also jeden Tag Menschen, die seit fast 5 Jahren für den Stadtgarten „Lucie“ in der Bremer Neustadt stehen, warum die „Lucie“ wichtig ist, und wieso sie sich so sehr dafür einsetzen, dass aus einem hässlichen, Beton-Platz eine grüne Oase mitten in der Stadt entsteht. Auch der zuständige Stadtplaner, AnwohnerInnen, eine Schulklasse, die Beiratssprecher, ein DJ und der Vorsitzende der Bremer Bürgerstiftung, Hans-Christoph Hoppesack, kommen zu Wort. Wer als nächstes seine kleine Lucie-Geschichte erzählt, erfahrt ihr Tag für Tag auf der Homepage Lucie Bremen und auch auf der Facebook-Fanpage. Und falls ihr noch nach einem passenden Weihnachtsgeschenk sucht: wie ihr Spenden könnt, steht weiter unten.

Vorher-Nachher-Effekt auf der „Lucie“

Aus tristem Grau wird viel Grün auf Beeten, Spiel- und Begegnunsflächen. Eine Bühne soll es auch geben. Seit 2013 gibt es „Ab geht die Lucie“, den Stadtgarten an der Westerstraße in der Bremer Neustadt. Was bislang in mobilen Pflanzgefäßen wuchs und gedieh, soll ab dem Frühjahr direkt im Boden sprießen. Nach langem Ringen mit der Politik und den Behörden wird der gepflasterte Lucie-Flechtmann-Platz entsiegelt, in einer großen Abräumaktion verschwanden bereits Hochbeete und Container, Bühnen und improvisierte Spiel- und Sitzplätze. Im März soll der neue, entsiegelte Lucie-Flechtmann-Platz fertig sein.

Foto: Uta Bohls, Planungsskizze Christian Schilling


So könnt ihr spenden:

Direkt auf dem Facebook-Profil von „Ab geht die Lucie“ gibt es einen Button, der euch direkt zum Spendenformular führt. www.facebook.com/ab.geht.die.lucie Hier könnt ihr einmalig, monatlich oder in anderen regelmäßigen Abständen spenden. Spendenbescheinigung inklusive.

Möglich ist auch direkt aufs Vereinskonto zu spenden: KulturPflanzen e.V., DE61 4306 0967 2047 9258 00 bei der GLS Gemeinschaftsbank.

Weitere Infos rund um den Stadtgarten gibt´s auf ab-geht-die-lucie-blogspot.de. Videos über die Umgestaltung seht ihr auf Vimeo.

Text: Heike Mühldorfer; Platzfoto Uta Bohls, Planungsskizze Christian Schilling.