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Nachricht aus der Redaktion

Hier ist es in letzter Zeit etwas ruhiger geworden, was nicht nur Corona, sondern anderen Herzensprojekten und beruflichen Anforderungen geschuldet ist. Da wir alle Beiträge in unserer Freizeit erstellen, werden Postings künftig in losen Abständen folgen. Aber wer weiß, was die nächste Zeit so bringt!

Wer das GLUCKE Magazin begleitet, weiß, dass sich hier Menschen äußern, die mit Leidenschaft, Qualitätsanspruch und viel Herzblut „ihren“ Themen widmen. In den fast acht Jahren seit dem Start im Mai 2012, schrieb die mal kleinere, mal größere Redaktion über Aktuelles, Kulturelles, Innovatives, Feministisches … alles mit Bezug zu uns und zum Leben in unserer Stadt. Als einem der ersten Stadtblogs in Bremen haben wir eine riesige Sammlung von über 1.000 kleinen und großen Geschichten zusammengetragen, manche sind nicht mehr ganz aktuell, aber viele bis heute noch gültig.

Stöbert gerne in unserem Archiv und denkt immer daran: Liebe ist der Schlüssel!

#buchtipp: Wie Frauen Dada prägten

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Von links nach rechts: Wieland Herzfelde, Eva Grosz (1895–1960, bildende Künstlerin, Modell/Muse, Berlin Dada), George Grosz, Rudolf Schlichter, John Heartfield, 1922 © courtesy Scheidegger & Spiess

1916 fand in Zürich der erste Abend der Bewegung statt, die unter dem Namen Dada bekannt werden sollte. Dada war eine Revolte gegen künstlerische und gesellschaftliche Traditionen, die auf Ironie, Satire und Lachen beruhte. Es ging darum, Kunst subversiv in den Alltag mitzunehmen, als sozialen, gesellschaftskritischen Auftrag. Dada als Kabarett, Theater oder bildende Kunst zu beschreiben, greift jeweils zu kurz. Und leider, leider war „die Deutungsmacht über Dada vorwiegend männlich“ wie Ina Boesch im Vorwort ihrer neuen Publikation „DIE DADA – Wie Frauen Dada prägten“ trocken bemerkt. Viele der Dadaisten seien, trotz ihrer Rebellion gegen künstlerische und gesellschaftliche Konventionen, Patriarchen geblieben, etwa indem sie die Rolle und Bedeutung von Frauen in Dada verschwiegen oder kleiner machten, als sie war.

Dada wird 100

Ina Boesch hat in ihrem spannenden Buch ein bisher wenig bekanntes Kapitel der westeuropäischen Kunstgeschichte ans Licht gebracht, nämlich die Rolle der Dada-Frauen. Es liefert viele, teilweise kleinteilige Informationen – und Einblicke in interessante Biographien. Boesch kann jedenfalls zeigen, dass Frauen in Dada sehr wohl präsent waren, auch wenn bislang nur Hannah Höch (1889-1978), Sophie Taeuber-Arp (1889-1943) und Sonia Delaunay-Terk (1885-1979) als eigenständige Künstlerinnen bekannter sind.

Ina Boesch porträtiert Malerinnen, Literatinnen, Tänzerinnen, Musikerinnen, Verlegerinnen und Mäzeninnen, die in Dada aktiv waren oder die Bewegung gefördert haben. Sie lebten in  Zürich, Berlin, die Niederlande, Paris und New York – meist als Lesben, Jüdinnen, Emigrantinnen – am Rand der Gesellschaft. Das ermöglichte ihnen aber vergleichsweise mehr Möglichkeiten sich und ihre Werke zu zeigen, als der klassische Kunstbetrieb jener Zeit.

Im letzten Drittel des Buches stellen dann fünf weitere ExpertInnen die Malerin Angelika Hoerle (1899-1923), die Schriftstellerin Celine Arnauld (1895-1952) und die Performerin Elsa von Freytag-Loringhoven (1874-1927) in eigenen Artikeln vor.

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Ina Boesch (Hrsg.): DIE DADA. Wie Frauen Dada prägten, Verlag Scheidegger & Spiess, Zürich 2015, 164 Seiten, 29 EUR

Gleich nach der Sommerpause, am 26. September 2015 wird im Kunsthaus Stade eine Ausstellung zu Hannah Höch eröffnet.

Text: Bernd Hüttner

 

Challenge YOGUT Glucke Joghurtwoche

Joghurt-Zitronen-Torte: Gut fürs Immunsystem und so lecker

[Werbung unbezalt] In Zeiten der Corona-Krise geht es für uns alle auch um ein starkes Immunsystem. Da passt die Joghurtwoche des Bremer Start-ups YOGUT wunderbar dazu. Die junge Marke vertreibt Starterkulturen mit denen man Joghurt und Kefir selber machen kann. Joghurt gehört zu den probiotischen Lebensmitteln, die wenn man sie regelmäßig isst, für ein starkes Darm-Mikrobiom sorgen. Dabei ist wichtig, dass möglichst viele aktive Milchsäurebakterien enthalten sind, was bei Industrie-Joghurt oft nicht der Fall ist. Das Darm-Mikrobiom ist erwiesenermaßen nicht nur für eine gute Verdauung, sondern auch für ein starkes Immunsystem zuständig. Hier die Fakten: 80 Prozent aller Abwehrzellen sitzen im Darm, dazu kommen 100 Billionen Bakterien, die zusammen etwa 2 Kilogramm wiegen und die auch dafür sorgen, dass die Darmschranke gegenüber schädlichen Bakterien und Viren stark und undurchlässig ist.

Joghurt selber machen mit YOGUT Starterkulturen

Mit der Corona-Krise verbringen wir viel Zeit zuhause. Da macht es Sinn diese nicht nur mit Aufräumen, Arbeiten und Streamen, sondern auch damit zu verbringen, sich etwas Gutes zu tun. Bei mir heißt das immer auch: Kochen und Backen. Deshalb gibt es heute eine Zitronen-Joghurt-Torte mit einem Kurkumaspiegel. Dank einem No-Bake-Boden aus Keksen geht das völlig ohne Backofen. Den Joghurt für die Torte habe ich selbst gemacht nach der Anleitung von YOGUT auf yo-gut.de. Ich habe dieses Mal normale Bio-Kuhmilch genommen. Mit Kokos-Joghurt probiere ich es dann das nächste Mal, dann aber ohne Zitrone.

Die Joghurtwoche ist verbunden mit einem Gewinnspiel, das noch bis zum 3.April läuft. Alle Joghurtrezeptfotos mit dem #yogutesBauchgefühl auf Instagram, Facebook oder im Blog nehmen daran teil. Und auch per Mail kann das Foto geschickt werden, die genauen Teilnahmebedinungen gibt es auf yo-gut.de/challenge.

Erst den Joghurt selber machen, dann eine feine Joghurt-Zitronen-Torte daraus zaubern.

No-bake Zitronen-Joghurt-Torte mit Kurkumaspiegel

Und so geht´s:

Zutaten: für eine kleine Torte Ø16 cm

  • etwa 200 g Vollkornkekse
  • 50 g Butter
  • 500g Natur-Joghurt (natürlich selbst gemacht)
  • 50 g Zucker
  • 2 Bio- Zitronen
  • 2x 75 ml Apfelsaft
  • 3 Tüten pflanzliches Geliermittel, z.B. Agartine
  • 2 EL Zucker
  • 1/2 TL Kurkuma
  1. Für den Boden die Kekse zerkleinern, dazu am besten alle in eine Gefriertüte geben und mit dem Nudelholz „bearbeiten“. Mit der zerlassenen Butter vermischen. Auf einer Tortenplatte einen Tortenring in der gewünschten Größe fixieren, die Butterkrümel hineingeben und festdrücken. Dann kalt stellen.
  2. Dann Zitronen gründlich heiß waschen und einige Scheiben abschneiden und zur Seite stellen. Zitronen auspressen, ⅔ des Safts und 50g Zucker zum Joghurt geben. Gut verrühren. 2 Tüten pflanzliche Gelatine nach Packungsanleitung in 75 ml Apfelsaft anrühren und erhitzen. Joghurt dazu geben und gut verrühren. Im Kühlschrank etwas abkühlen lassen. Wenn die Masse anfängt zu gelieren in den Tortenring füllen und etwa 3 Stunden kühl stellen.
  3. Den restlichen Zitronensaft mit dem restlichen Apfelsaft vermischen, 1 TL gemahlenen Kurkuma und 1 Packung Agar-Gelatine dazugeben und gründlich verrühren. Nach Packungsangabe erhitzen, etwas abkühlen lassen und löffelweise auf die Joghurttorte geben. Mit Zitronenscheiben dekorieren.

Beethoven im Comic: Ta ta ta taaaaaa …

… mit ähnlich dramatischem Kawumms wie die ersten Takte von Beethovens 9. Sinfonie schlägt die Graphic Novel über dessen Leben von Peer Meter (63) und dem Zeichner Rem Broo ein. Fast hört der Leser den letzte Atemzug des Klassikgenies noch: Beethoven liegt im Sarg, die Lippen für immer versiegelt – doch die der Nachwelt sind entfesselt. Alle meinen, ihn gekannt zu haben: Ein raubeiniger, romantischer, rastloser, rätselhafter und ruheloser Quergeist sei er gewesen. Wie er wirklich war, werden wir nicht sagen können. Aber das diesjährige Beethoven-Jahr bietet bis Dezember 2020 Gelegenheit, sich auf die Spuren des Musikmeisters zu begeben, der vor 250 Jahren geboren wurde.

Peer Meter schuf ein packendes Szenario, dem der Zeichner Rem Broo Farbe verlieh. Im Interview verrät der Bremer Schriftsteller und Szenarist, der für Serienkiller-Comics bekannt ist, weshalb er Beethoven zum Schweigen verdonnerte.

Herr Meter, sieben Jahre beschäftigten Sie sich intensiv mit Ludwig van Beethoven. Ist er Ihnen ans Herz gewachsen oder eher nicht?

Peer Meter: Seine geniale Musik nimmt mich schon seit meiner Jugend so stark ein, dass ich sie kaum noch aus meinem Kopf bekomme. Sie ist für mich einfach einmalig. Es wäre eine großartige Sache gewesen, ihn gekannt zu haben. Aber wahrscheinlich wäre ich auch enttäuscht gewesen, weil das Menschliche ihn womöglich entzaubert hätte.

Beethoven ist zu Beginn des Comics bereits verstorben und kann gar nicht mehr zu Wort kommen. Wieso lassen Sie andere über ihn sprechen?

Ja, das ist der Witz an der Sache. Ich habe die Anekdoten aufgenommen und in diesen stellt sich jeder selbst in den Vordergrund. Mir war es wichtig, dass die Leserschaft Beethoven über das Umfeld kennenlernt. Es gibt wenig Aufzeichnungen von ihm selbst und die Nachwelt stützt sich auf die Aussagen anderer. Es wäre für mich also der falsche Ansatz gewesen, ihn selbst zu Wort kommen zu lassen. Wir werden nie erfahren, wie er wirklich war. Und auch ob diese Anekdoten alle stimmen, bleibt die große Frage: Es wird beispielsweise über seinen Geburtsort gestritten – war es Bonn oder das niederländische Zutphen?

Welche Anekdote hat Sie besonders gefesselt?

Die Geschichte darüber, wer ihn nach der Uraufführung seiner 9. Sinfonie zum Publikum gedreht hat, damit er die frenetisch applaudierende Menge sehen kann. Er komponierte das Werk bereits taub und hat es selbst nie hören können. Als ich vom Sender ARTE für ein Projekt zu Beethoven angefragt wurde, hatte ich zunächst kein großes Interesse, als ich aber dennoch recherchierte und auf diese Geschichte stieß, war die Sache besiegelt.

Frenetischer Applaus nach der Premiere der 9. Sinfonie. Beethoven musste zum Publikum gedreht werden, um die Begeisterung der Menschen zu sehen - gehört hat er die Sinfonie nie, denn er war bereits taub, als er sie komponierte.
Frenetischer Applaus nach der Premiere der 9. Sinfonie. Beethoven musste zum Publikum gedreht werden, um die Begeisterung der Menschen zu sehen – gehört hat er die Sinfonie nie, denn er war bereits taub, als er die 9. Sinfonie komponierte. Bild: Rem Broo

Beethoven bietet einen Kontrast zu Ihrer Serienkiller-Trilogie über Gesche Gottfried („Gift“), Fritz Haarmann („Haarmann“) und Karl Denke („Vasmers Bruder“). Zufall oder Absicht?

Die Serienmörder und ihre grauenvollen Taten haben mich eigentlich nie interessiert, sondern immer die Rolle der Gesellschaft, die oft lange tatenlos wegschaute und geschehen ließ. Die Taten hätten viel früher aufgedeckt und aufgeklärt werden können. Im tiefsten Grunde meines Herzens bin ich Komödiant. Bei unserer „Beethoven“-Graphic Novel kann ich das gut zeigen. Es macht Spaß, die Leute zum Lachen zu bringen.

"Beethoven" ist Peer Meters erste farbige Graphic Novel - und die erste, in der er die Leserschaft bewusst zum Lachen bringen möchte. Bild: Rem Broo
„Beethoven“ ist Peer Meters erste farbige Graphic Novel – und die erste, in der er die Leserschaft bewusst zum Lachen bringen möchte. Bild: Rem Broo

Als Szenarist haben Sie Geschichte und Bilder im Kopf. Der Zeichner Rem Broo machte daraus den Comic. Wie kann man sich den Arbeitsprozess vorstellen?

Als Szenarist habe ich das Szenario im Kopf, man kann sich das wie ein Szenendrehbuch vorstellen. Wobei ich sagen muss, dass ein Comic-Szenario erheblich schwerer zu schreiben ist als ein Filmdrehbuch. Ein Comic-Szenario ist meines Erachtens die schwierigste Form des dramatischen Ausdrucks.

Warum?

Man muss mit wenig Worten die Sache auf den Punkt bringen und kann sich zum Beispiel nicht über Dialoge ausleben. Nichts ist im Comic tödlicher, als ein Dialog über mehrere Seiten, der die Geschichte erklärt. Die Geschichte will durch Bilder erzählt werden. Im Film kann man innerhalb von zehn Sekunden über einen Dialog viel erzählen, das funktioniert im Comic nicht. Als Autor muss ich dem Zeichner immer Bilder anbieten, weil die im Vordergrund stehen. Aus meinem Szenario und meinen Ideen erarbeitet der Zeichner dann ein Storyboard.

Sie sind selbst ein Comic-Fan der ersten Stunde. Wie schauen Sie auf die derzeitige Situation der deutschen Comic-Szene?

Früher wurden Comics von Jungs gelesen. Nun wird das Genre aber weiblicher, was gut ist. Derzeit verkaufen sich Feministinnen-Comics sehr gut und es gibt eine wachsende Zahl an Leserinnen. Das habe ich schon gemerkt, als „Gift“ rauskam. Die japanischen Mangas, die um die Jahrtausendwende auch in Europa populär wurden, brachten diese neue weibliche Klientel hervor. In der Pubertät greifen die Mädchen zu den Manga-Liebesgeschichten und später dann zur Graphic Novel, die literarischen Anspruch verspricht und ihn auch erfüllt.

Die Leserschaft wird weiblicher. Bekommt der Comic Ihrer Meinung nach auch mehr Akzeptanz?

Als ich jung war, galt der Comic als Schmutz und Schund. Die Älteren kannten und verstanden das Genre nicht. Mittlerweile greifen auch viele Senioren zur Graphic Novel, weil sie als Kind Comics kennengelernt und verstanden haben. Man muss damit aufgewachsen sein, um es akzeptieren zu können. Ich selbst hatte bereits 1965 als Achtjähriger meine ersten Comics. Seitdem bin ich quasi von jenem Virus befallen.

Liegt derzeit ein deutscher Comic auf Ihrem Nachttisch?

Gerade habe ich kaum Zeit zum Lesen, weil ich an einem Roman arbeite und an einem Filmdrehbuch. Auf der Leipziger Buchmesse werde ich mich eindecken – wahrscheinlich mit vielen internationalen Produktionen. So viele deutsche Comics erscheinen pro Jahr leider nicht, aber ich freue mich darüber, dass sich die Szene seit Jahren sehr positiv entwickelt.

Worum wird es in Ihrem Roman gehen?

Ich arbeite an einer Roman-Trilogie, die unter anderem auch im Bremer Ostertor angesiedelt ist. Der erste Band ist fertig. Er spielt vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Umbrüche der Jahre 1968 bis 1972. Im Fokus steht ein Junge zwischen seinem zwölften und sechzehnten Lebensjahr. Was zunächst in kindlich Naivität beginnt, findet sich in den Abgründen der auf einen ersten Höhepunkt zusteuernden Drogenwelle der frühen siebziger Jahre wieder. Der Roman ist durchaus auch autobiografisch geprägt. Einige meiner Freunde sind damals an Heroin gestorben.

Gibt es auch neue Ideen für Comics?

Ja, es sind einige Szenarios fertig. Eines ist ein Berlin-Comic zur Zeit des Mauerbaus, in dem eine Ost-West-Teenager-Liebe im Mittelpunkt steht. Das wird vermutlich wieder Rem Broo zeichnen. Aber zeitlich ist noch nicht abzusehen, wann es fertig sein wird – Comics brauchen ihre Zeit.

Wie lange hat es im Fall von Beethoven gedauert?

Das Szenario schrieb ich 2013 in einer ersten Fassung innerhalb von sechs Wochen und 2020 kommen wir nun auf den Markt. Vier Jahre hat Rem Broo an den Zeichnungen gearbeitet – keine ungewöhnlich lange Phase für einen Zeichner. Ein Comic ist schneller geschrieben als gezeichnet.

Die lange Planung hat sich gelohnt – im Beethoven-Jahr landen Sie eine Punktlandung.

Ja, das war so geplant. Wir wollen natürlich den Hype mitnehmen. Schließlich bringen wir etwas völlig Neues auf den Markt, was es so vorher noch nicht gab.

Wo und wann wird man Sie mit Ihrem „Beethoven“ in Bremen treffen?

Wir werden unseren „Beethoven“ voraussichtlich erst im September in Bremen vorstellen. Im Rahmen einer Graphic-Novel-Ausstellung. Genaueres gebe ich auf meiner Homepage bekannt.

Weitere Infos: www.peermeter.de

Peer Meter
Bremer Schriftsteller und Szenarist Peer Meter. Bild: Siegfried Scholz

Die Graphic Novel „Beethoven“ ist im Carlsen-Verlag erschienen und ab 12. März 2020 im Buchhandel oder in Comic-Fachgeschäften erhältlich.

Interview: Annica Müllenberg

Aktivoli – Freiwilligenbörse in Bremen

Auf der Bremer Freiwilligenbörse Aktivoli präsentieren sich 70 Organisationen, Initiativen und Vereine und ihre Engagement-Angebote am 15.März 2020 von 11 bis 17 Uhr. Vom Jugendtheater über die Geflüchteten-Organisation bis zur Herzenswunschambulanz, vom Kinderhospiz über die Klimaschutz-Initiative bis zur Zirkusschule – die Vielfalt ist riesig beim größten Treffpunkt für Bremerinnen und Bremer, die sich ehrenamtlich engagieren und in unserer Stadt etwas bewegen wollen. Alle zwei Jahre öffnet das Rathaus seine Türen und unterstützt die Organisator*innen der Freiwilligen-Agentur Bremen dabei, möglichst viele Menschen über das breite Angebot zu informieren. Über 2.000 Gäste nutzen jedes mal die Gelegenheit, viele von ihnen finden gleich vor Ort die passende Tätigkeit. 

180.000 Freiwillige engagieren sich in Bremen

Freiwilligenbörse Bremen Aktivoli
Große Auswahl für Freiwilligen-Engagement: Information an 70 Ständen im Bremer Rathaus bei der Freiwilligenbörse Aktivoli. © Aktivoli / Freiwilligenagentur Bremen

Neben den Ständen, an denen sich die Angebote in beiden Stockwerken des Rathauses präsentieren, bietet die Aktivoli ein Rahmenprogramm mit Workshops und Info-Vorträgen, in denen verschiedene Engagementfomate vorgestellt werden. „Mehr als 180.000 Menschen sind in Bremen freiwillig engagiert. Damit sich noch mehr Menschen für ein Engagement begeistern, veranstalten wir die Aktivoli,“ sagt Lena Blum, Leiterin der Freiwilligen-Agentur. Das Motto der diesjährigen Aktivoli ist: „Du bist Bremen“. Es soll die Bedeutsamkeit der Freiwilligen für die Stadt verdeutlichen. Der Eintritt ist frei.

Text: Heike Mühldorfer

Fotos: © Aktivoli / Freiwilligenagentur Bremen

Die 1960er und 1970er auf dem Bauernhof

Über 15 Jahre lang sammelte und veröffentlichte Ulrike Siegel mit großem Erfolg die Geschichten von Bauernkindern. Nun hat sie ihre eigene aufgeschrieben.

1975 ist ihre Kindheit zu Ende. Sie erfährt, dass ihre erst 40 Jahre alte Mutter Krebs hat. Sieben Jahre später verstirbt diese. Die 1961 geborene Autorin erzählt ihre Kindheit und Jugend auf einem Bauernhof und Weinbaubetrieb bei Heilbronn in Baden-Württemberg. Diese ist nicht zuletzt wegen des Weinbaus sehr von Handarbeit geprägt. Freizeit gibt es kaum, ein Auto erst ab 1971 und den ersten Fernseher 1974. Die Autorin, die in den letzten Jahren zehn Bücher mit Geschichten aus und über die Landwirtschaft veröffentlicht hat, zeichnet viele idyllisch anmutende Bilder. Bilder von Natur, Freiheit, Rhythmus; sie verschweigt aber auch nicht die vielen, erst recht aus heutiger Sicht, ungewohnten Aspekte, etwa Kinderarbeit oder eine sehr früh schon einsetzende Verantwortung für ihre drei jüngeren Schwestern, die heute das Jugendamt auf den Plan rufen würde.
Schreiben kann Ulrike Siegel, das ist keine Frage: »Ein Auto brauchten wir nicht, denn wir hatten keine Zeit, es für Fahrten zu benutzen, die außerhalb des Radius lagen, den wir eh mit dem Traktor erreichen konnten«. Oder wie der Vater erst mehrmals seine Unterschrift auf der alten Zeitung übt, bevor er das Zeugnis der Tochter unterschreibt.

Ulrike Siegel schreibt seit Jahren über das Leben von Bauernkindern. In Stallschwalben erzählt sie über sich selbst.

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#5fragenan.. Claudia Geerken und Matthew Schmidt, Hafentraum

Urlaub machen ohne Flugreise? Das geht ab 1.März 2019 im HafenTraum, Norddeutschlands erstem Indoor-Hostelcamp in der Bremer Überseestadt. Dann können die Sehnsuchtsziele aus der weiten Welt in Form von elf kleinen Oldtimer- Wohnwagen, Tiny Houses, Zimmern und Holzhütten besucht werden, die nicht nur zum Übernachten von Bremen-Besuchern gebucht, sondern auch für Workshops, Incentives, Schulklassen, Vereine, Freundesgruppen und Hochzeitsgesellschaften gemietet werden können. Wir haben unsere 5 Fragen an… Claudia Geerken, die waschechte Bremerin, und den Liverpooler Matthew Schmidt gestellt, die zusammen mit Ulrich Möllmann in vielen Arbeitsstunden die Idee einer Hafenwelt in der Überseestadt realisiert haben.

Kurzer Trip nach Vietnam? Der Wohnwagen im HafenTraum lädt zum Träumen ein. Wir haben Claudia Geerken und Matthew Schmidt nach der Idee dahinter befragt. Foto: hafentraum.de

1. Am 1. März eröffnet Ihr Euren Hafentraum in der Bremer Überseestadt. Was erwartet die Gäste bei Euch? 

Claudia Gerken: Unsere Gäste erwarten 33 gemütliche Schlafplätze in 11 kleinen Oldtimer- Wohnwagen, Tiny Houses, Zimmern und Holzhütten. 
Bei uns kann man Träumen und Schlummern in einer eigenen Hafenwelt mit 15 Ländern: Jede Schlafunterkunft repräsentiert eine Seefahrernation, die man an ihrer liebevollen Detailgestaltung erkennt. Und mit Deko haben wir nicht gespart, bei uns kann man seine Fantasie auf Reisen schicken! Kleine Sitzecken, Frühstückskörbchen, Wagen die mit viel Liebe zum Detail und komplett im Hafenambiente gestaltet sind…Frühstücken kann man auf seinem eigenen Anleger, oder auch abends unter der Hafenlaterne gemütlich ein Buch lesen: Das geht bei uns bei jedem Wetter.

Hafentraum = Holidayfeeling in Bremen

Matthew Schmidt: Euch erwartet Holidayfeeling, Campingplatzatmosphäre, aber eben indoor und auf richtig komfortablen Matratzen 🙂  Was sonst noch? Häfen, Länderassoziationen, viele kreativ-bunte Wagen und Hütten. Wir nennen das gerne Eventübernachtung. Wir haben ja auch jahrzehntelange Erfahrung damit, Events auf die Wünsche verschiedenster Gruppen individuell zuzuschneiden, betreiben vor Ort Gastronomie, Seminarräume, das Hafenrevue-Theater und diverse Freizeitangebote, wie den SchwarzLichtHof. Vielleicht kann man sagen: Es erwartet euch alles außer Langeweile 🙂

2. Matthew, Du bist für die Länderideen und die Gestaltung der einzelnen Wägen zuständig. Welcher stellte die größte Herausforderung dar? Welcher ist Dein Lieblingswagen?

Matthew: Peru war eine große Herausforderung! Den mussten wir komplett entkernen, sodass nur die Außenhülle geblieben ist. Danach die Dämmung und sehr aufwendige Deko einbauen. Auch von Außen wurde der Wagen komplett geschliffen – das waren schon ca. 500 Stunden  Arbeit. Peru hat ja sogar Dschungel-Bewohner: einen Papagei und eine Schlange auf jeden Fall. Also wer keine Schlangen mag, sollte lieber zum Beispiel im Kanada schlafen – da gibt es nur einen Bisonkopf. Es gibt auch andere Länder, z.B. Vietnam, Italien, Mexiko, Finnland, Griechenland und Schweden – alle sind sie einzigartig geworden. Aber Großbritannien ist mein Lieblings-Oldtimer-Wohnwagen,  vielleicht, weil ich Matthew heiße…

Und so sieht der Vietnam-Schäferwagen im HafenTraum aus. Foto: hafentraum.de

3. Was mögt Ihr an Bremen (nicht)?

Claudia und Matthew: Wir mögen, dass Bremen grün ist, dass es viele interessante Leute und Stadtteile gibt wie den Schnoor, das Viertel, die Schlachte, die Überseestadt-Walle. Und dass die Stadt unternehmungslustig ist. Es gibt viele Möglichkeiten outdoor was zu unternehmen: Kanufahren im Bürgerpark, es gibt Skateparks, Seen, Flüsse, Bäche und Parkanlagen und so weiter. Man kann auch wunderschöne Inlinerstrecken fahren, zum Beispiel im Blockland oder am Werdersee. Im Freizeitbereich wird schon viel in Bremen angeboten.

Im Hafentraum ist der Himmel immer blau

Was wir nicht mögen: Das schlechte Wetter… darum ist es bei uns im Hafentraum der Himmel immer blau – Indoor ist es bei jedem Wetter schön! Und in Bremen gibt es noch keine Wasserski-/ und Wakeboardanlage, die fehlt hier wirklich noch!

4. Stellt Euch vor, Ihr habt 1 Mio. € zur Verfügung. Was würdet Ihr damit in und für den Kulturbereich in Bremen umsetzen?

Für 1 Mio. Euro würden wir am liebsten kostenlose Kultur- und Bewegungsangebote und andere Events umsetzten wollen – für jede Altersklasse. Aber vor allem Jugendliche sollten heute mehr spannende Angebote und Möglichkeiten bekommen, um vom Handy oder PC weg nach draußen und in die Natur zu kommen. Wir würden dafür sorgen, das mehr Bewegungsmöglichkeiten, Musik, Naturerlebnisse, Gemeinsamkeit, Spaß und Lebensfreude verschenkt wird.

5. Was tut Ihr, bevor Ihr abends das Licht im Bett ausmacht?
 

Was wir tun, bevor wir abends das Licht im Bett ausmachen? Uns ausziehen 🙂 🙂

Wir wünschen viel Erfolg mit eurem Sehnsuchtsprojekt und bedanken uns für den Blick hinter die Kulissen, auch die privaten 😉


HafenTraum: Eröffnung und Schnuppertag am 1.März 2019 von 14.00 bis 18.00 Uhr

Cuxhavener Straße 7
Bremen-Überseestadt

#Buchtipp: NÄHE – WIE WIR LIEBEN UND BEGEHREN

Auch wenn der Valentinstag gerade vorbei ist, das Buch „Nähe“ von Giovanni Frazzetto liefert in acht Kurzgeschichten mit Fakten ein Kaleidoskop unterschiedlicher Bindungen. Die Stories sind verknüpft mit den neuesten Erkenntnissen aus den Neurowissenschaften und der Psychologie. Schon der Klappentext macht neugierig auf das  Zusammenspiel zwischen Körper (Hirn, Hormone, Molekühle) und  Geist (Gefühle, Gedanken) Liebe und Nähe ergeben.

Zwischen Herz und Hirn – Die Neurobiologie der Liebe

Warum ziehen sich Gegensätze an?  Warum stoßen sie sich dann ab? Und warum will der Geliebte eigentlich plötzlich Freiraum? – Frazzettos acht Geschichten erzählen unter anderem von solchen Fragen. Das Büchlein bietet ein kleines Kaleidoskop unterschiedlichster Bindungen. Die Geschichten drehen sich um Einsamkeit, um den Schlüssel zur dauerhaften Partnerschaft, bedingungsloses Einlassen, oder auch (Überraschung!) das Gefühl von Nähe und Verbundenheit im familiären Kontext. In jeder Geschichte verweisen kleine Fußnoten auf das Glossar. Einige Erkenntnisse aus den Wissenschaften bindet der Autor direkt in seine Erzählung ein. Weiterführende Quellen oder Erläuterungen verlagert er ins Glossar. So kann jede LeserIn selbst entscheiden, ob es sich anbietet, direkt tiefer in die präsentierten Fakten einzusteigen. Besonders fleißige und wissbegierige Leser können Frazzetto als Einstieg in die jeweiligen Kurzgeschichten-Oberthemen nehmen. Im Glossar findet sich auch eine ganze Reihe von Leseempfehlungen weiterer Bücher. Diesen Umweg habe ich nicht gemacht.

Ein Blick in das Fußnotenverzeichnis aus dem Buch von Frazetto.

Kuriose Einblicke in das Bedürfnis nach Nähe

Das Buch hat mich auf Zugfahrten begleitet und ich habe jede Geschichte für sich als Anstoß zum Nachdenken über die Sätze und präsentierten Fakten genommen. Dabei habe ich zum Beispiel in der Geschichte von Liam und Scott im Kapitel „Spilt or Steal“ gelernt, wie fundamental unterschiedlich das individuelle Bedürfnis von Menschen nach Nähe sein kann. Neu für mich und spannend an Frazettos Erklärung für persönliche Bindungsstile waren mir Hinweise auf unsere DNA. Laut Frazzetto und der neusten Forschung passt sich unsere DNA teils an unsere Erfahrungen an. Zumindest bei Mäusen ist ein solches „Umschreiben“ von Gensequezen bekannt. Noch verrückter wird es, wenn unsere individuelle Neigung zu Affären auch genetisch unterschiedlich verteilt ist. Dopamin-Rezeptoren stehen in Verdacht ein Grund für untreues Verhalten zu sein. Der Hirn-Rezeptortyp bestimmt unsere Fähigkeit zu Monogamie mit, oder erhöht eben die Wahrscheinlichkeit für Fremdgehen.

Das Buch zu lesen lohnt sich aus meiner Sicht. Manche der Geschichten wechseln gelegentlich etwas holzschnittartig zwischen Szene und Fakten. Aber alleine für ein paar wunderschöne Sätze lohnt es sich.

„Stellen Sie sich Intimität als große Villa vor, mit einer riesigen Anzahl von Räumen, großen und kleinen, dunklen und hellen, sichtbaren und versteckten,“

schreibt Frazzetto zum Beispiel, wenn er versucht die menschliche Fähigkeit zur Trennung von Sex und Liebe zu beschreiben. Die Analogie zum Wintergarten vergesse ich nicht mehr.

P.S.: Das Cover wurde vom kongenialen Paul Thurlby illustriert.

Giovanni Frazzetto: NÄHE – WIE WIR LIEBEN UND BEGEHREN erschienen im Carl Hanser Verlag, 2018, Hardcoverpreis: 20 Euro

Text: Janina Weinhold

#Bauhaus: 100 Jahre Schule der Klassischen Moderne

Vor 100 Jahren, genauer Anfang April 1919, wird in Weimar das bauhaus gegründet, das sich zur weltweit bedeutenden Schule für Architektur und Design entwickeln wird. 1925 zieht es nach Dessau um, 1933 muss es schließen. Heute gilt das bauhaus auch als wichtigster Beitrag Deutschlands zur Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts. Den dort tätigen LehrerInnen und den Studierenden ging es um eine moderne Ausbildung und ebenso um die Frage nach einem besseren Leben. Aus Anlass dieses Jubiläums haben verschiedene Zeitschriften Themen- und Sondernummern veröffentlicht.

Bauhaus: Veröffentlichungen zum 100-jährigen Gründungsjubiläum

MONOPOL, eine Publikumszeitschrift vor allem für zeitgenössische Kunst, hat Ende 2018 eine Sonderausgabe vorgelegt (146 Seiten, 9,50 EUR). In einem extravaganten, fast schon unruhigen Layout bietet dieses Heft einen Überblick über das bauhaus in Dessau und seine Geschichte und Bedeutung in und für in Sachsen-Anhalt, schlägt aber auch einen Bogen zu heute.
Das Sonderheft des ART-Magazins ist ebenfalls reichhaltig mit Bildern ausgestattet (128 Seiten, 14,80 EUR). Es bietet Beiträge zum Lebensgefühl am bauhaus, würdigt explizit weibliche Lehrkräfte wie Anni Albers oder Lucia Moholy, unternimmt einen Rundgang durch das heutige Dessau und enthält auch eher enzyklopädische Artikel zu Personen und zu den Werkstätten des bauhauses und den dort verwendeten Materialien. Sehr gut ist der Artikel, der die inneren Konflikte etwa zwischen KünstlerInnen und „Designer-Ingenieuren“ nacherzählt. Und der über den Wandel des grundsätzlichen Verständnisses von einer Verbindung zwischen „Kunst und Handwerk“ hin zur späteren zwischen „Kunst und Technik“ aufzeigt. Das populär aufgemachte Heft ist angenehme, wenn nicht gefällige Lektüre.

Julbiäumsausgabe des ART-Magazins zu 100 Jahre Bauhaus.

Bauhaus-Jubiläum: Infos, Ausstellungen und Events

Die offizielle Lesart bietet Bauhaus Now, das vom Verbund bauhaus100 rund um die drei Big Player aus Berlin, Dessau und Weimar herausgeben wird. Bisher sind drei Ausgaben erschienen (100 Seiten, 6,90 EUR). Hier liegt der Schwerpunkt stärker auf der Gegenwart: Also darauf, was und wie heute vom bauhaus gelernt werden kann, und welche Bedeutung es für zeitgenössische KünstlerInnen, ArchitektInnen und DesignerInnen (weltweit) hat oder haben könnte/sollte.
Die Titel bieten auch einige überraschenden Themen und Perspektiven und ermöglichen im redaktionellen und im Anzeigenteil einen guten Überblick über Ausstellungen und andere Aktivitäten, die im Rahmen dieses Jubiläums an vielen Orten stattfinden. Vielleicht bekommt ja der eine oder die andere Lust, eine Ausstellung in Münster (noch bis 10. März), in Oldenburg (ab 27. April) oder im Sommer oder Herbst die historischen Orte in Weimar oder Dessau samt den dort dann neu eröffneten bauhaus-Museen zu besuchen?

Text: Bernd Hüttner

Foto: Mewes in de-Wikipedia

#Goldencity: Crowdfunding und Sommerfestival

Das Golden-City-Team Bremen macht mobil und rüstet sich für die nächste Saison von April bis September 2019. Um die Finanzierung für den Bar-Betrieb am Lankenauer Höft und das neue „360-Grad-Heimatliebe“-Sommerfestival mit Bands, Booten und Bier vom 16. bis 18. August 2019 anzuschieben, kommen Ramona, Ramon und Rammé alias Frauke Wilhelm, Nomena Struß und Egon Rammé bereits am 24. Januar ab 20 Uhr mit einem Best-of-Programm der Lokalrunde ins Bremer Kriminal Theater. Das Trio präsentiert einen Mix aus Schlagerklassikern von Udo, Marianne, Freddy/Freddie, ABBA und Rammstein. Zudem steht der Abend symbolisch für den Start einer Crowdfunding-Kampagne.

Sommer unterm Turm: Unverkennbares Symbol der kleinen Landzunge ist der Tower. Hier ankert das Golden City Bremen nach einigen Jahren am Europahafen. Foto: Ilko Kastirr

Erstes Golden-City-Sommerfestival

Die Terrasse des Lankenauer Höfts bietet unbestritten maritime Atmosphäre. Kein anderer Ort in Bremen hat diesen 360-Grad Blick auf Schiffe, Wasser und Hafen. 2018 gab es während der Zwischennutzung des „Golden City im Lankenauer Höft“ bereits viele launige Abende mit Shows, Konzerten und Tanz. Gäste aus Bremen und umzu kamen, um den Blick zu genießen oder den Charme der Golden-City-MacherInnen kennenzulernen. Sie wollen auch dieses Jahr wieder Gastro, Freizeit und Kultur am und auf dem Wasser ansiedeln. Zurzeit läuft die Ausschreibung für das Lankenauer Höft, das durch eine*n Investor*in und ihre/seine Ideen geprägt werden soll.

Kommt, sagt es allen weiter! Golden City zieht wieder ins Lankenauer Höft. Foto: Annica Müllenberg

Frauke Wilhelm – Projektleiterin, Musikerin und Performerin – und ihre MitstreiterInnen warten nicht auf bessere Zeiten, sondern probieren sie aus. Mit dem ‚360-Grad-Heimatliebe‘ – Sommerfestival mit Bands, Booten und Bier wollen sie vom 16. bis zum 18. August 2019 zeigen, was am Lankenauer Höft alles möglich ist: „Open Air-Bühnen mit Bands aus der Region, von außerhalb und aus dem Ausland, Shows und Partys, gemeinsames Singen und Tanz, vielleicht auch einfach nur in der Hängematte liegen und Chillen bei Bier und Saft, Frikadelle und Falafel, mit dem Boot ankern, zelten, Kanu fahren in den Neustädter Hafen, Ruderbootbringdienst, Aale räuchern, Flohmarkt, Kinderprogramm, Stadtteiltag und vieles mehr“, zählt Wilhelm auf. 2013 hatte sie die „Golden City Hafenbar als kleine Bretterbude am Europahafen gegründet. Vergangenes Jahr nutzte das kreative Team den Sprung ans linke Weserufer und zog ins Lankenauer Höft. Gerne möchte es dort dauerhaft vor Anker gehen und heimisch werden. Gute Kontakte bestehen bereits zu den Kultureinrichtungen und Menschen im Stadtteil. Zum Golden-City-Konzept gehört es, der Historie des jeweiligen Stadtteils auf den Grund zu gehen und den Blick in die Zukunft zu wagen.

Zweites Markenzeichen des Lankenauer Höfts, die Pusdorf. Die Fähre pendelt im Sommer zwischen Gröpelingen und Woltmershausen. Foto: Ilko Kastirr

10.000 Euro Startkapital mit Crowdfunding

Mit der ersten Lokalrunde am 24. Januar startet deshalb eine Crowdfunding-Kampagne. Über die Plattform Startnext versucht das Team bis zum 1. März 10.000 Euro zu sammeln. Erfolg hatte es mit ähnlichen Kampagnen bereits 2014 und 2016. Mit dem Geld soll das Festival realisiert werden. Jede noch so kleine Spende ist willkommen. Wie bei Kampagnen dieser Art üblich, wird der Betrag erst tatsächlich ausbezahlt, wenn die Zielmarke erreicht wird. Sollte das nicht der Fall sein, wird es automatisch zurücküberwiesen.

Erste Lokalrunde und Start der Crowdfunding-Kampagne am Donnerstag, 24. Januar, ab 20 Uhr im Bremer Kriminal Theater in der Unionbrauerei, Theodorstraße 13a in Walle. Tickets im Bremer Kriminal Theater, bei Nordwestticket, im Weser Kurier-Pressehaus und im Büro Am Dobben 91 jeweils montags und mittwochs in der Zeit von 10–14 Uhr. Infos unter Telefon 0421 337 18 27.

Preis: 18,-/15,- Euro   

Text: Annica Müllenberg

Übers Golden City-Kulturprojekt haben wir schon berichtet:

in unserer Interviewreihe 5 Fragen an ..  und Golden City Hafenbar.

 

 

#Nepal: Essen von Dhal bat bis Momos. Teil II einer Reisegeschichte.

Vier Wochen Nepal! Zeit genug für ausgiebiges Trekking auf bislang unerreichten Höhen (und mit Blick auf die höchsten Berge der Erde), Yoga und Meditation, viel Kultur und unglaublich freundliche Menschen, die auch mit den schwierigsten Lebensbedingungen zurecht kommen. Heike berichtet von ihrem Once-in-a-Lifetime-Erlebnis. Teil II: Essen in Nepal  Weiterlesen

#Buchtipp: Make love. Aufklärungsbuch für Männer.

Männer gehen oft mit ihrem Auto besser um, als mit ihrem Körper und wissen mehr über ihren Fußballverein als über sich selbst. Dann wundern sie sich, wenn sie krank werden oder ihre Sexualität nicht so erfüllend ist, wie sie sich diese wünschen. MAKE LOVE kann da vermutlich helfen, denn es handelt sich hier um ein tolles und schönes Aufklärungsbuch. Für heterosexuelle Männer.
Seine zentrale These ist, dass Sexualität sehr individuell ist, und Intimität und Nähe die Basis für eine erfüllte Sexualität sind, und Intimität sich vor allem auf Beziehung und Sprechen gründet. Der Autor stellt zwar in Rechnung, dass jede und jeder Bilder im Kopf hat, was (womöglich: richtiger oder guter) Sex ist. Er plädiert aber dafür, sich davon zu lösen und die eigene, mitunter schmerzhafte Geschichte und die eigenen Bedürfnisse genauer anzusehen. Dafür ist Zeit notwendig, ebenso wie Ruhe und genügend Zeit hilfreich für eine erfüllte Sexualität sind.

Ein Aufklärungsbuch für Männer ab 35. Tatsache.

Natürlich werden in MAKE LOVE auch körperliche und biologische Umstände besprochen, und zwar von Männern und Frauen. In erster Linie geht es jedoch darum, dass menschliche Sexualität körperliche, seelische und zwischenmenschliche Ebenen hat. Für Rackelmann ist, im übertragenen Sinne, das Herz des Mannes das Zentrum seiner Erotik. Er möchte seine Leser ermutigen, denn hier betreten die allermeisten Männer doch ziemliches Neuland und haben dafür nur sehr begrenzt Anleitungen oder gar persönliche Vorbilder zur Hand.
Es braucht Zeit, dieses Buch zu lesen und es ist auch gut, es nach einigen Dutzend Seiten wieder eine Woche oder zwei liegen und wirken zu lassen. Nach meinem Eindruck richtet es sich an Männer über 35, und zwar sowohl an jene, die in längeren Partnerschaften leben, oder, egal wie alt sie sind, in neu begründeten. Die Sprache ist angenehm und empathisch, nicht esoterisch und nicht nur in den Promi-Zitaten in den Randspalten humorvoll. Die Lektüre ist also ein wirklicher Gewinn, und die „Umsetzung“ dann auch.

Marc Rackelmann: MAKE LOVE. Das Männerbuch; Kein & Aber Verlag, Zürich 2017, 335 Seiten, 24 EUR

In der Reihe „MAKE LOVE“ gibt es noch in verschiedenen Ausgaben Ann-Marlene Henning & Anika von Keiser: MAKE MORE LOVE. Ein Aufklärungsbuch für Erwachsene, zuerst 2014, (352 Seiten, 14 EUR) sowie für Teenies das Buch von Ann-Marlene Henning & Tina Bremer-Olszewski Make Love: Ein Aufklärungsbuch; zuerst 2012 (256 Seiten, 12 EUR).

#Ausstellung: Madonna, Manta, Mauerfall – die 80er Jahre in der BRD

Das Landesmuseum Oldenburg setzt seine 2012 begonnene Reihe mit kulturgeschichtlichen Jahrzehnt-Rückblicken fort. Die aktuelle, noch bis 24. Februar 2019 geöffnete Ausstellung „Madonna, Manta, Mauerfall“ thematisiert die vielfältigen – wenn nicht widersprüchlichen – 1980er Jahre in Westdeutschland.

Auf 450 Quadratmeter Fläche und mit rund 350 Ausstellungsobjekten werden vor allem die Themen Kommunikation und Medien, bzw. eben „Kultur“ im weitesten Sinne gezeigt, vom Atari bis zum Zauberwürfel. Im Einzelnen geht es um Musik, Mode und Design, Buch, Film und Fernsehen, Spiele und Spielzeug und nicht zuletzt die ersten Computer. Eine Abteilung ist dem Thema Protest, v.a. am Beispiel von Gorleben gewidmet, eine andere den vielen Skandalen dieser Ära (Hitler-Tagebücher, Neue Heimat, Flick-Parteienbestechung, Umweltskandale).

Schnurloses Telefon der ersten Generation, auch genannt „Knochen“. Foto: © Sven_Adelaide/Landesmuseum Oldenburg

Pac Man, Hitler-Tagebücher, Tschernobyl – so waren die 1980er Jahre

Die einzelnen Abteilungen sind sicherlich nett anzusehen, gerade für ZeitzeugInnen der Generation 40plus, und wecken bei vielen Erinnerungen und nostalgische Gefühle. Insgesamt fehlt der Ausstellung jedoch die Kontextualisierung, sie verbleibt zu sehr an der Oberfläche, setzt „Phänomene“ zu wenig in Bezug zu gesellschaftlichen oder ökonomischen Entwicklungen. So stehen dann die immensen Skandale und die Zukunftsangst der Öko- und Friedensbewegung (Tschernobyl!) neben dem „alles so schön bunt hier“ der medialen Sphäre, und zu Beginn der Ausstellung wird dieses Jahrzehnt unbegründet als jenes der „grenzenlosen Freiheit“ tituliert. Was nun wirklich neu oder anders war, etwa im Vergleich zu den 1970er Jahren, verbleibt unklar.

Bernds Beitrag zur Ausstellung 2015 über die 70er Jahre, und hier ein Bericht über die Ausstellung 2012/13 über die 1960er Jahre; die beide weit besser gelungen waren.

Zur Ausstellung ist ein reich bebilderter, gleichnamiger Katalog im Michael Imhof Verlag erschienen (19,95 EUR).

Madonna, Manta, Mauerfall. Die achtziger Jahre in der Bundesrepublik. Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Schloss, Schlossplatz 1, 26122 Oldenburg, Öffnungszeiten: Di–So 10–18 Uhr. Geschlossen: 24.12., 25.12., 31.12., 1.1.; Eintritt: 6 EUR  / ermäßigt 4 EUR.

Illustration: Rubik’s Cube, Anfang 1980er Jahre, Copyright: Landesmuseum Oldenburg, Foto: Sven Adelaide.

#NepalTrekking: Langtang – unbekannte Schöne unter den Himalaya-Treks

Vier Wochen Nepal! Zeit genug für ausgiebiges Trekking auf bislang unerreichten Höhen (und mit Blick auf die höchsten Berge der Erde), Yoga und Meditation, viel Kultur und unglaublich freundliche Menschen, die auch mit den schwierigsten Lebensbedingungen zurecht kommen. Heike berichtet von ihrem Once-in-a-Lifetime-Erlebnis. Teil I: Trekking in Nepal 

Es sollte ein gemäßigtes Nepal Trekking werden. Keines der Himmelsstürmer-Vorhaben rund um den höchsten Berg der Erde, den Mount Everest mit seinen 8.848 Metern. Und auch keine der völlig überlaufenen Routen im beliebten Annapurna-Massiv. Der eher unbekannte Langtang-Trail mit einer zu erklimmenden Gipfelhöhe von knapp 5.000 m über dem Meeresspiegel klang machbar. Dabei geht er weit über alles von mir bisher Eroberte in den deutschen und österreichischen Alpen hinaus.

zerstörtes Haus, Erdbeben Nepal, Chisopani, Langtang Trekking

Das Zentrum des fatalen Erdbebens in Nepal in 2015 lag nördlich von Kathmandu. Auch die Helambu-und Langtang-Region waren betroffen. Noch heute sieht man völlig zerstörte Häuser wie hier in Chisopani. Foto: Heike Mühldorfer

Außerdem war diese Region besonders durch das schwere Erdbeben im Jahr 2015 betroffen. Das ganze Dorf Langtang war damals unter einer Eis-Geröll-Lawine verschwunden und auch in den Bergdörfern kaum ein Haus ohne schwere Schäden geblieben. Seit 2017 sind die Trekking-Routen jedoch wieder geöffnet, sodass eine Entscheidung für den Langtang-Trek tatsächlich den Menschen vor Ort direkt zugute kommt. Schon vor der Naturkatastrophe galt dieser Trek zu den weniger besuchten Routen – vielleicht auch weil hier die spektakulären Extrem-Höhenmeter der anderen Gebiete fehlen. Für mich noch ein Pluspunkt, dass frau die Wege nicht mit Horden von Menschen teilen muss. Außerdem liegt der Start ganz nah bei der Hauptstadt Kathmandu.

Steiler Aufstieg zum Start in den Langtang-Trek

Wir starten früh mit dem Mini-Van, drin sitzen sechs Deutsche, und sechs Nepali: ein Fahrer, zwei Guides und drei Träger, genannt Porter. Nach etwa 1 ½ Stunden Fahrt gelanten wir zum Startpunkt nahe dem Eingang des Sundarijal Nationalparks. Nach einem ersten steilen Anstieg treten wir durchs Tor und starten unser Abenteuer. Unser Ziel für diesen Tag Richtung Helambugebiet ist das kleine Dorf Chisopani – nepalesisch für kaltes Wasser – auf einer Höhe von 2.200 m. Der Aufstieg dorthin startet gleich mit vielen, steilen Passagen und wir steigen möglichst langsam Treppe um Treppe nach oben, schließlich sind mehr als 1.000 Höhenmeter zu bewältigen.

Die erste Mittagspause mit dem nepalesischen Nationalgericht Dhal baat, also Reis, Linsensuppe und einigen würzigen Gemüse-Currys, stimmt uns auf die Verpflegung der nächsten Tage ein: Denn diese Speisenkombination wird uns mit Energie und manchmal mehr, manchmal weniger Vitaminen versorgen. Dass Gemüse und Obst eher Mangelware sind ist kein Wunder, denn viele der Bergdörfer sind ohne Straßenzugang und jede Kartoffel und jeder Apfel muss von Trägern in den traditionellen Körben und Säcken nach oben transportiert werden.

Porter helfen beim Tragen – zum Glück

Auch fürs Trekking setzen wir auf die Kraft und Ausdauer der Porter, die unser Hauptgepäck tragen, sodass wir „nur“ den Tagesrucksack mit Wasser, Tee und dem ein oder anderen Energieriegel tragen müssen. Der lange Aufstieg wird immer wieder unterbrochen durch den Blick ins Kathmandu-Tal, das leider unter einer Smogdecke verhüllt liegt. Ein kurzer Abstieg bringt uns zum Etappenziel. Das Dorf Chisopani begrüßt uns mit einem windschiefen, extrem einsturzgefährdeten Haus (s. Foto oben). Wahrscheinlich steht es nur noch, weil die Antennen für Mobilfunk auf seinem Dach befestigt sind (zumindest vermuten wir das in unserer kleinen Truppe ;-).

Immer wieder wunderbare Aussicht auf die Berge im Langtang-Nationalpark. Foto: Heike Mühldorfer

Die Ankunft in der sehr spartanischen „Lodge“ gibt schon mal einen Vorgeschmack auf das tägliche ‚O wie schön!‘ tagsüber und „Kann es noch schlichter gehen?“ abends in den Unterkünften. In den höheren Gefilden geht die nächtliche Kälte in den ungeheizten, oft nur durch Bretterwände voneinander getrennten Zimmern an die Substanz. Doch wer sich zur körperlichen Herausforderung Trekking in Nepal in ungewöhnten Höhen und einfachen Lodges entschieden hat, weiß, dass zur Ausstattung unbedingt Winterklamotten und ein dicker Schlafsack gehören.

Und falls das mitgebrachte Equipment doch nicht warm genug ist, können in den Hütten auch noch dicke Decken für ein paar Rupien ausgeliehen werden. Nichtsdestotrotz: Wie kalt die Nacht auch gewesen sein mag, jeder Morgen überrascht und begeistert mit einem spektakulären Sonnenaufgang und dem Blick auf schneebedeckte Gipfel wie den Manaslu, den Ganesh Himal oder den Langtang mit ihren gut 7.000 m.

Morgenstimmung mit Schnee. Blick aufs Langtangmassiv (rechts).

Natur mit Wiedererkennungseffekt

Zarte Blümchen und viel Grün begleiten uns auf jeder Etappe, viele kennen wir aus dem Blumenfenster unserer Kindheit: Weihnachtsstern, Ficus Benjaminus, außerdem typische Bergblumen wie Enzian, Schlüsselblume (in zartem Lila) und immer wieder viele Meter hohe Rhododendron-Pflanzen, mehr Wald als Gebüsch. Im Frühling muss es wunderschön sein, wenn alle diese Riesengewächse mit Blüten übersät sind.

Auch oberhalb der Baumgrenze von 4.000 Meter gibt es viel zu sehen. Foto: Heike Mühldorfer

Auch Bambus und Kiefernarten sehen wir, manche so riesig, sie müssen uralt sein. Mit mehr als 1.000 Pflanzenarten, 150 Vogelarten und vielen anderen oft seltenen Säugetieren wie z.B. dem Roten Panda bietet das Langtang-Tal eine immense Artenvielfalt, die seit 1976 als Nationalpark geschützt ist. Alles wächst hier so viel größer als in Europa, die Baumgrenze ist weit nach oben gerutscht auf ca. 4.000 m, denn das subtropische Klima mit warmen Tagen und mäßig kalten Nächten und die zweimonatige Monsunzeit tragen dazu bei.

So werden selbst in hohen Höhen noch Reis- oder Hirseterrassen bewirtschaftet, die weit in unterschiedlichstem Grün leuchten. Dazwischen finden sich kleine wie große Tempel mit vielen Gebetsfahnen geschmückt, geduckte Not-Hütten aus Wellblech und bereits liebevoll wieder aufgebaute Häuschen, vor denen Kinder spielen. Immer dazwischen Ziegen, Büffel und völlig entspannte Hunde.

Ziegen versorgen in abgelegenen Bergdörfern mit Milch. Foto: Heike Mühldorfer

Trekking ist Auf und Ab

Wir schrauben uns in den nächsten Tagen immer wieder höher, dann wieder runter ins nächste Tal, bevor wir wieder neue Höhen erklimmen. Täglich sechs bis acht Stunden Auf und Ab. Die körperliche Anstrengung ist dank viel Radfahren, Treppensteigen und mehreren Bergtouren vorab, täglichem Magnesiumpulver und mitgebrachter Energieriegel kein Problem. Nur die Höhe zehrt durch schlechte, durchwachte Nächte (wegen des sinkenden Sauerstoffangebots) und sorgt bei der ein oder anderen für Kopfschmerzen und dann doch Kräftemangel nach stundenlangem Auf- und Abstieg.

Trekking ist Auf und Ab .. steile Anstieg auf den Laurebina Pass. Foto: Heike Mühldorfer

Zum Glück helfen die Porter aus. Sie kommen, nachdem sie unser Hauptgepäck zur Hütte gebracht haben, bei den härtesten Etappen mit heißem Tee wieder. Nach der Pause übernehmen sie unsere Rucksäcke, sodass wir den Anstieg ohne Last und mit frischer Energie bewältigen. Die brauchen wir auch am 5.Tag.

Geschafft! Der Laurebina-Pass mit 4.610 m über dem Meeresspiegel fordert uns so einiges ab. Umso größer die Freude! Foto: Heike Mühldorfer

Dann geht es hoch auf 4.610 m über Meeresspiegel zum Laurebina-Pass. Euphorisch feiern wir diesen Etappensieg, nach einem sehr harten Aufstieg. Danach steigen wir ab auf 3.800 m, wo die heiligen Gosainkund-Seen liegen, die von Hindus wie Buddhisten verehrt werden. Tatsächlich strahlen sie eine Ruhe und Würde aus, sodass mich ihr Anblick sehr bewegt. Wir waschen traditionell unsere Hände im heiligen Wasser und verweilen ein paar Minuten in stiller Andacht.

Selbst auf der entlegenen Route finden sich immer wieder Tempel und die allgegenwärtigen Gebetsfahnen. Foto: Heike Mühldorfer

Höhenkrankheit sucks

Bis dahin machte sich für mich die Höhe hauptsächlich durch Nebeneffekte wie kurze Schlafphasen bemerkbar, doch jetzt zeigen sich die Symptome, vor denen wir gewarnt waren: mir ist plötzlich übel, das angebotene Essen mag ich nicht mal angucken, der Kopf schmerzt, ich fühle mich so schlapp und würde am liebsten nur noch sitzenbleiben. Da hilft nur: Abstieg um ein paar hundert Höhenmeter, möglichst unter 3.800m. Ich zwinge mich, einen der mitgebrachten Energy-Gels herunterzuschlucken und schaffe es dank dieses Powerboosts, mich weiter zu bewegen.

Nepal Trekking Gosainkund Seen

Selbst für unsere nepalesischen Begleiter eine Überraschung: Schnee im Oktober. Foto: Heike Mühldorfer

Mittlerweile hat es angefangen zu schneien (!), sodass wir im Dämmer und bei Schneegestöber gerade noch vor dem frühen Sonnenuntergang unsere Lodge erreichen. Dennoch wird es mit jedem Schritt besser, die körperliche Krise ist erstmal überstanden.

Die folgende Nacht ist kalt, kurz und durchwacht. Wir fragen uns, wie viel Schnee am Morgen liegt und ob wir den Abstieg fortführen können. Doch der Tag beginnt mit herrlichem Sonnenschein und dem fantastischen Blick auf das frisch mit Schnee bestäubte Langtang-Massiv und einige Gipfel des Annapurna-Massivs. Wir frühstücken draußen mit den Wintermützen auf dem Kopf (die uns auch in der Nacht schlafen ließen) und einem unglaublichen Blick – einem der Highlights meines Langtang-Trekkings.

Eines meiner High-Lights beim Nepal- Trekking: Frühstück mit Blick aufs Annapurna Massiv mit seinen über 7.000 Meter hohen Gipfeln. Foto: Heike Mühldorfer

Weiterlaufen oder abbrechen? Keine leichte Entscheidung

Der Abstieg zum nächsten Ziel ist wunderbar entspannend und belohnt mit faszinierenden Ausblicken, dichtem Dschungel, kleinen Tempeln und einer frisch gebackenen Zimtschnecke. Die Ankunft in Thula Syabru auf 2.200 m in einer hübschen Lodge mit heißer Dusche und sehr fürsorglichen Gastgebern passt zum entspannten Tag. Doch ich mache mir so meine Gedanken, wie es für mich weitergehen kann. Denn auch wenn die meisten Symptome der Höhenkrankheit überwunden sind, der Blick am Morgen in den Spiegel zeigen Ödeme an Lidern und Nasenwurzel. Eindeutiges Zeichen, dass meinem Körper die Adaption an die niedrige Sauerstoffsättigung nicht vollständig gelungen ist.

Der Langtangfluss und ein kleiner Zipfel des Langtangs. Foto: Heike Mühldorfer

Da der zweite Teil des Trekkings wieder bis auf Höhen über 3.800 m führt (und einem optionalen Aufstieg auf den höchsten Gipfel der Tour mit 4.950m), entscheide ich mich gegen diese erneute Herausforderung und dafür, abzusteigen. Während die kleine Truppe den Fluss entlang Richtung Langtang loszieht, laufe ich schweren Herzens zusammen mit meiner Schwester und Bijay, unserem Guide, ins nächste Dorf. Von dort geht es mit dem Jeep zurück in die Zivilisation. (Die Fahrt nach Kathmandu gehört zu den abenteuerlichsten Episoden meines Nepalaufenthaltes. Das ist aber ein extra Kapitel.)

Nepal Trekking in Deutschland organisieren oder vor Ort buchen?

Im Nachhinein kann ich sagen: Es ist völlig unproblematisch vor Ort ein Nepal Trekking zu buchen. Es gibt so viele Veranstalter, die seit Jahren verlässlich alle möglichen Gruppen-Touren in den bekannten Regionen wie Mount Everest, Annapurna oder eben auch im Langtang-Nationalpark anbieten. Es ist aber auch ganz einfach, einen Guide und einen Porter zu buchen, und die Tour nach den persönlichen Vorlieben sprich im ureigenen Tempo zu planen. Das hat den Vorteil, dass der Aufstieg so langsam geplant werden kann, dass der Körper genug Zeit hat, sich an die ungewohnte Höhe samt Sauerstoffmangel zu gewöhnen. Experten raten nämlich dazu, nicht mehr als 300 Meter Höhenunterschied zwischen den Nachtlagern zu überschreiten. Wer von Deutschland aus bucht, tut gut daran, sich die Route vor allem im Hinblick auf die Tagesetappen und die geplanten Höhenmeter bei Auf- und Abstieg genau anzuschauen. Denn Fitness allein ist nicht entscheidend, wie gut der Körper mit den Herausforderungen großer Höhen zurecht kommt.

Staunen über die „Langnasen“. Foto: Heike Mühldorfer

Mir hätte auch ein Pausentag gefallen, um die Erlebnisse und Eindrücke etwas zu verarbeiten. Denn Trekking ist auch mental Höchstleistung. Ob ich wieder in der Gruppe laufen würde, kann ich nicht eindeutig beantworten. Es hat auf jeden Fall den Vorteil, dass alles schon vorab geklärt und gebucht ist und man wirklich abschalten kann während der Tour. Denn das ist für mich auch ganz klar geworden: Herausforderungen und solch einmalige Erlebnisse wie bei einem Nepaltrekking sollte man/frau am besten im Gespann mit lieben Menschen annehmen – weil das Teilen mindestens so schön ist, wie das Erleben selbst.


Mein Nepal-Trekking in Etappen:

Tag 1: Gute Stunde Fahrt durchs Kathmandutal Richtung Norden, nach Sundarijal, durch den Nationalpark ins Helambugebiet, Aufstieg 1150 m, Abstieg 350 m, Übernachten auf 2.200m in Chisopani

Tag 2: Blick auf die Gosainkund-Kette und den Langtang (Sonnenaufgang!) plus Ganesh Himal und Minaslu, Weg nach Chipling (2.150m), hoch auf 2.500 m, dann wieder Abstieg nach Gul Bhanjyang /2.150m) Lodge in Kutumsang. Aufstieg 1.200 m, Abstieg 950m

Tag 3: Durch den Wald mit Riesenrhododenren, die im Frühjahr wunderbar blühen. Jetzt beeindrucken die großen Gewächse und viele kleine Gebirgsblümchen. Aufstieg 1.200 m, Absiteg 150, Ziel ist auf 3.500 m Thare Pati.

Tag 4: Stetiges Auf und Ab zur Hochalm nach Ghopte (3.450m), dann Anstieg zum Basislager bei Phedi (3.650 m), Aufstieg 800m, Abstieg 650m.

Tag 5: Laurebina Pass und Gosainkund Seen. Mit 4.610 m höchster Gipfel, langer Anstieg, langsam und stetig. Danach Abstieg zu den Seen, weiter hinab nach Laurebina Yak auf 3.900 m). Aufstieg 1000m, Abstieg 700m

Tag 6: Abstieg nach Thula Syabru (2.200m) durch wunderschöne Wälder und kleine Dörfer. Aufstieg: 100m, Abstieg 1800m

Tag 7: Abstieg nach Syabru Bensi auf 1.450 m, dann Fahrt nach Kathmandu.

Buchtipp: Reiseführer Nepal, Stefan Loose Travel Handbücher
531 Seiten, mit vielen Informationen für die individuelle Reiseplanung und selbst geplanten Trekking-Touren, Rafting, Mountainbiking sowie Tipps zu Unterkünften, Restaurants und Transport, Yoga, Meditation und Ayurveda.

Text und Fotos: Heike Mühldorfer

Buchtipp: Stadtwirte – Von Sozialraumfarmern und Inklusionswirten

Mit Urban Gardening zur Selbstversorgung von Städten beitragen und dabei Arbeitsumgebung für beeinträchtigte Menschen schaffen – dafür stehen Sozialraumfarmer und Inklusionswirte, kurz Stadtwirte. Michael Scheer ist selbst Geschäftsführer der Bremer Gesellschaft für integrative Beschäftigung mbH, zu der u.a. auch die Gemüsewerft gehört – und hat mit seinem Buch „Stadtwirte“ eine Werkschau geschaffen über Projekte in Großstädten, die dazu beitragen, Social Farming (und angrenzende Inklusionsbetriebe) als Orte zu gestalten, an denen Einschränkung nicht Ausschluss bedeutet. Sein Fazit: „Die Symbiose von bestehenden Stadtgärten und sozialen Dienstleistern bietet lebensraumnahe Teilhabemöglichkeiten für Menschen mit Behinderung und Finanzierungsoptionen für Gemeinschaftsgärten und urbane Landwirtschaft.“

Immo Wischhusen erzählt wie er sein auf Gemeinsinn ausgelegtes Kulturprojekt Die Komplette Palette als eigentherapeutische Maßnahme gegen seine psychische Erkrankung entwickelt hat.

Stadtwirte von Bremen bis Leipzig, von Belgrad bis Groningen

Das Buch ist auch Produkt eines drei Jahre dauernden Förderprojekts „Social Farmers“ der Aktion Mensch. Autorin Angela Ljiljanic ist dafür Tausende Kilometer gereist und hat viele Interviews geführt, um  inklusive Stadtgartenkonzepte aus Bremen, Leipzig, Belgrad und Groningen sowie Kooperationen bzw. Restaurants oder künstlerische Beteiligungskonzepte wie z.B. die Belgrader Stadtzeitung Liceulice oder das Bremer Projekt „Die Komplette Palette“ vorstellen. Einzelne Essays zu Ernährung, die Idee der Commons, künstlerische Beteiligungsmodelle sowie ein Plädoyer von Nina Hagen über Aspekte der aktuellen Psychiatriegesetzgebung in Deutschland, ergänzen und umrahmen die gewählten Beispiele.

Herausgekommen ist ein lesenswerter Überblick über erfolgreiche Inklusionsprojekte des Social Farming in der Stadt – der Toentje als Groninger Sozialunternehmen beschäftig z.B. 40 Menschen und produziert 3 Tonnen Gemüse im Jahr – , verbunden mit dem oft sehr persönlichen Blick hinter die Kulissen, was die Akteure angetrieben hat und wie sie ihre Projekt vorangetrieben haben.  Ettliche stimmungsvolle Fotos illustrieren die Beispiele wunderbar. Der Band ist kostenfrei zu bestellen über www.gib-bremen.de.

Annalinde in Leipzig verbindet Urban Gardening und Gemeinschaftsidee, verbindet Nachhaltigkeitsaspekte mit Anlässen für soziales Miteinander und Kultur.

 

Text: Heike Mühldorfer, Fotos aus dem Buch

#Konzerttipp: Take this waltz. Denis Fischer singt Leonard Cohen

 

 

Denis Fischer singt die Songs von Leonard Cohen. Foto: Volker BergmannKrempenhut, Nadelstreifenanzug und schwarze Stoffblume in der Jackett-Tasche – so kannte man Leonard Cohen. Der kanadische Singer-Songwriter verstarb am 7. November 2016 und hinterließ ein halbes Jahrhundert Musikgeschichte. Zwei Jahre später, am 7. November 2018, lebt er für einen Abend in der Music Hall Worpswede wieder auf. Denis Fischer wagt sich an das unvergessene Erbe. Der Bremer Musiker singt die von Trauer geschwängerten Lieder und wird dabei begleitet von Kontrabassist Ralf Stahn und Pianist Carsten Sauer.

Schwarz-weiße Welt

Vor zehn Jahren nahm sich Fischer den Songs und Themen des melancholischen Sängers an. Er arrangierte die Stücke neu und fand einen eigenen Stil für die schwarze Poesie des Kanadiers. Seither tourt er mit dem Programm „Denis Fischer singt Leonard Cohen“ durch Deutschland und Österreich.

„Wir zeigen den jungen Leonard Cohen mit seinen ersten Werken“, sagt der 40-Jährige. Es werde ein Streifzug durch Cohens schwarz-weiße Welt, in der Beziehungen zwischen Männern und Frauen und Zwiegespräche mit Gott im Fokus stehen. „Cohen ist für mich das Bindeglied zwischen Leben und Tod, Gott und Teufel, er schaut in alles rein“, erläutert Fischer die Kraft der Texte. Klassiker wie „Suzanne“ und „Hallelujah“ fehlen an dem Abend nicht.

Poesie und Gesang

Den Auftakt des Hommage-Konzerts gibt kein Musiker, sondern der Autor und Radio-Journalist Jens Schellhass. „Er trägt aus Cohens Buch ,Blumen für Hitler‘ vor. Ich habe es in einem Antiquariat ergattert und dachte mir, es wäre wunderbar, wenn mit Gedichten und Texten in deutscher Übersetzung auf den Abend eingestimmt wird.“

Cohen zum Mitnehmen

Die Musiker sorgen dafür, dass die Songs im Ohr bleiben. Das Konzert gibt es für zuhause zum Nachhören. Erstmals hat das Trio die Live-CD „Denis Fischer singt Cohen“ im Gepäck. „Der Konzertmitschnitt wurde im März 2018 im BKA-Theater in Berlin aufgenommen. Genau dieselbe Songreihenfolge werden wir in der Music Hall spielen.“

Neues Album 2019

Nach dem zweiten Todestag wird Leonard Cohen das Trio weiter begleiten. An Ruhe ist nicht zu denken. Im nächsten Jahr steht die Produktion eines zweiten Albums an. „Nachdem wir uns dem Frühwerk gewidmet haben, wollen wir einige der jüngeren Lieder bearbeiten.“ Der Erscheinungstermin ist gut gewählt: Im Herbst 2019. „Die Songs passen einfach perfekt in diese düstere Jahreszeit“, findet Fischer. Doch bevor der reifere Cohen mit dem Spätwerk aus den 80er und 90er Jahren aufersteht, bitten Fischer und Co. den jüngeren zurück: Take this waltz!

Denis Fischer singt Leonard Cohen am 7. November, ab 20 Uhr in der Music Hall Worpswede, Tickets kosten 20 Euro im Vorverkauf. 

#Wanderurlaub: Auf nach Tirol!

Obwohl auch dieser Jahrhundertsommer 2018 mit viel Sonne daherkam, haben wir eine Herbst-Ferienwoche in Tirol dazu genutzt, noch mehr Sonne zu tanken, die schönste Natur zu erleben und aufregende wie lange Bergtouren zu bewältigen. Und das mit überschaubar wenigen Gleichgesinnten – Wanderurlaub in Tirol im Oktober ist sehr zu empfehlen.

Es kommt nicht mehr oft vor, dass wir als komplette Familie in Urlaub fahren können, doch die Terminabstimmung in diesem Jahr war auf unserer Seite. Eine Woche lang konnten wir für unseren Familien-Wanderurlaub einplanen. Ein kleines, etwas in die Tage gekommenes Ferienhaus in Hoch-Imst war relativ kurzfristig gebucht, das Ziel im österreichischen Tirol schnell erkoren. Nach unserem Vorjahresurlaub in Südtirol und dem Besuch des Ötzi-Museums dort, war es für uns alle nur logisch, die Region ums Ötztal kennenzulernen. Zum Glück hat das Wetter auch auf der Alpen-Nordseite mitgespielt, sodass wir bei sommerlichen 22 Grad auf unsere Wanderungen gingen.

Die Wanderroute geht über den Kamm des Alpenjochs. Foto: © Heike Mühldorfer

Wandern in Hoch-Imst – Auf dem Adlerweg, dem Adlerhorst und dem Luis-Trenker-Steig unterwegs

Wer wandern möchte, hat schon allein in der Bergregion um Hoch-Imst die Möglichkeit 360 Kilometer Wege abzulaufen. Wir haben uns für drei Wanderungen entschieden. Zwei starten direkt vor der Haustür, ganz bequem und kostenfrei mit der Imster Bergbahn.  Der in der Gästeabgabe enthaltene Urlaubspass macht´s mögliche (gibt´s ab 3 Übernachtungen, gültig für eine Fahrt pro Tag und Richtung, die Bahn ist in der Nebensaison von Do bis So geöffnet). Dem vom Wandereraufkommen ruhigeren Oktober geschuldet ist eine Betriebszeit bis 16:45 Uhr, was uns bei Wanderung Nr. 1 ganz schön ins Schwitzen gebracht hat. Denn der anspruchsvolle Weg hoch auf den Kamm des Alpjochs, und mit ausufernder Umwanderung des Mannköpfle samt lang andauerndem Abstieg um 700 Höhenmeter dauert länger als gedacht. Doch der herrliche Blick, fantastische Naturspektakel – wir sehen sogar Gämsen – und die bewältigten Herausforderungen entlohnen. Und mit viel Glück können wir zwar nicht wie geplant mit der Bergbahn, aber gerade noch mit der weltweit längsten Sommerrodelbahn, dem Alpine Coaster, abfahren.

Hilfe für Nepal

Bei der zweiten Wanderung geht es gemütlicher zu, aber auch mystisch, als uns beim Erreichen der Muttekopfhütte nepalesische Gebetsfahnen begrüßen – mit meiner geplanten Nepalreise ein wunderbares Omen. Die Hüttenbetreiber solidarisieren sich seit Jahren mit dem Santi School Project, einer gemeinnützigen Organisation, die nach dem großen Erdbeben 2015 Unterstützung für Bau und Renovierung von Schulen in Nepal leistet. Ein paar Tage vor unserem Besuch, gab es ein großes Benefizfestival dafür. Unser Rückweg führt über den steilen, drahtgesicherten Felswanderweg auf dem Drischlsteig mit spektakulärem Blick vom Adlerhorst ins Tal. Auch dieses Mal haben wir gut 600 Höhenmeter bewältigt.

Buchtipp: Wanderungen im Jahresrhythmus

Unsere dritte Wanderung – eine schöne Tour aus dem sehr empfehlenswerten Vier-Jahreszeitenwanderbuch von Hubert Gogl (Tyrolia-Verlag) – ist der Panoramaweg zu den Erdpyramiden bei Wald und über den Luis-Trenker-Steig zur Benni-Raich-Brücke – einer mit 94 Metern schwindelerregend hohen, und damit Europas höchste Fußgänger-Hängebrücke über die Arzler Pitzeklamm, von der sogar Bungee gesprungen werden kann, die wir nach gut  zehn Kilometern Rundweg erreichen. Abschließend geht es durch die Klamm zurück zum Auto.

.. Benni-Raich-Brücke. Auch ein bekanntes Ziel in Tirol. Foto: © Heike Mühldorfer

Die Tage zwischen den Wanderungen haben wir entspannt mit Blick auf die Berge und kurzen  Ausflügen ins nähere Umland verbracht. Wer hier noch mehr Action möchte, kann sich aber auch mit Mountain Bikes, Radtouren oder beim Klettern austoben, dafür ist die Region bekannt. Genauso wie für der angesagte Outdoor-Erlebnis-Park Area 47 – für die übrigens auch (1x) der Eintritt im Imster Urlaubspass enthalten ist. Dank unterschiedlicher Wanderrouten von leicht bis schwer bietet die Ferienregion Imst  viele Möglichkeiten für Wanderfans. Sogar der Jakobsweg führt hier lang, es gibt den Adlerweg und einige Fernwanderwege. Für uns hat sich Tirol als attraktives Ferienziel gezeigt, in dem wir auch noch länger hätten bleiben mögen.

Und hier ein paar Eindrücke:

 

Text und Fotos: © Heike Mühldorfer

#Archiv: Apfelsaft mosten aus eigenen Äpfeln

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Saft aus eigenen Äpfeln – ganz ohne Zusatzstoffe und Zucker fein-säuerlich und bis zu 2 Jahre haltbar. Foto: © Heike Mühldorfer

Heute heißt es wieder: Äpfel mosten!  Unsere in diesem Jahr trotz Trockenheit reiche Apfelernte soll in Form von Saft für den Winter haltbar gemacht werden. Dazu fahren wir seit Jahren in den Süden Bremens, nach Thedinghausen zur Mosterei Finkenburg. Da wir schon immer dorthin fahren, hab ich den dazu passenden Artikel aus dem Archiv geholt. Bitte schön 🍎 🍏

Schon seit 1991 kann man in der Finkenburg den Saft aus den eigenen Äpfeln mit nach Hause nehmen. Im Hintergrund der Mosterei steht der Verein für naturgemäßen Obstbau, der sich dafür einsetzt, Apfelbäume und Streuobstwiesen zu erhalten. Und die Erfahrung zeigt, dass immer mehr Menschen immer mehr Bäume pflanzen, um ihren eigenen Saft zu mosten. Die Termine fürs Entsaften sind heiß begehrt, zur Hochsaison im Oktober ist kaum ein Durchkommen beim abendlichen Telefondienst. (Ergänzung 2018: mittlerweile gibt es einen Online-Terminkalender!). Bis Mitte November läuft die Most-Saison noch, für die späten Apfel-Sorten.

Äpfel entsaften leicht gemacht

Beim Entsaften muss jede/r mit Hand anlegen: zuerst leere, saubere Flaschen in 6er-Träger stellen, Äpfel ranschleppen und in eine Wanne kippen, dann gibt es eine Weile Staunen und Zugucken beim Waschen und Zerkleinern, beim Verteilen auf den Sieben, beim Absenken der Presse, wenn endlich der Saft aus den Apfelstücken läuft und sich in einem Behältnis sammelt und gefiltert. Danach wird die gesamte Menge durch einen Durchlauferhitzer bei etwa 72 bis 75 Grad geleitet und direkt in die Flaschen gefüllt. Deckel drauf, Flaschen abspülen, fertig.

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Äpfel in den Trog schütten, von dort gelangen sie über eine Welle in der Röhre nach oben und werden zerkleinert. Foto: © Mosterei Finkenburg

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Die Apfelpulpe kommt auf ein feines Tuch, mehrere dieser Päckchen übereinander werden gleichzeitig gepresst. © Mosterei Finkenburg

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Es fließt! © Mosterei Finkenburg

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Und hier noch einmal im Überblick. Der Saft gelangt in den Behälter rechts unten. Foto: © Heike Mühldorfer

Da grundsätzlich nur ungespritztes Obst entsaftet wird – neben Äpfeln werden auch Birnen und Quitten entsaftet – kommt ein Liter Bio-Saft auf 60 Cent (eine neue Flasche, die aber wiederverwendet werden kann, kostet 40 Cent). Wer Apfelwein ansetzen möchte, kann auch unerhitzten Saft mitnehmen. Probiert auf jeden Fall euren Saft direkt aus der Presse. Das ist ein Geschmackserlebnis erster Güte!

Übrigens: 135 Liter feinsten Apfelsaft mit nach Hause gebracht.

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Die Finkenburg zur Hauptsaison der Apfelernte. © Heike Mühldorfer

Mosterei Adressen in der Nähe von Bremen

Einen Zentner Äpfel solltet ihr mindestens mitbringen, das ist ein großer Maurereimer voll und ergibt etwa 30 Liter Saft. Wenn ihr selbst nicht so viele Äpfel habt: Fragt eure Nachbarn oder guckt auf mundraub.org nach verwaisten Bäumen, die ihr abernten könnt. Mostereien gibt es einige um Bremen herum, bei denen der eigene Saft abgefüllt wird, zum Teil auch in 5-Liter-Tetrapak mit Zapfhahn. Der BUND Bremen hat alle Adressen für bremen und umzu in einer PDF zusammengestellt.

Text: Heike Mühldorfer, Fotos: Dank an die Mosterei Finkenburg für die Detailfotos. Mehr davon auch beim Facebook-Account der Finkenburg.

#Graphicnovel: Girlsplaining – Viva la Vulva! Lesung

Rasierte Beine, schlanke Figur und ein diskreter Umgang mit dem weiblichen Geschlechtsteil – es gehört einiges dazu, dem Bild einer richtigen Frau zu entsprechen. Die Comiczeichnerin Katja Klengel spricht offen über die Vulva und den zwanghaften Körperkult. Am Freitag, 21. September, stellt sie ihr Buch „Girlsplaining“ im Bremer Mädchenkulturhaus vor.

Viva la Vulva!  Girlsplaining – ein Comic über Normen, vermeintliche Unzulänglichkeiten von Mädchen und Frauen und die dazugehörigen Sorgen und Ängste.  Katja Klengel / Reprodukt

Girlsplaining – Comic-Kolumne stärkt Mädchen

Katja Klengels Comic „Girlsplaining“ endet mit einer Entschuldigung an ihr 15-jähriges Ich. Sie erinnert an all die Tränen und verzweifelten Momente, in denen sie sich als Teenager ins Bett rollte und niemanden mehr sehen wollte. Die Gründe? Der eine oder andere Mitschüler fand ihren Po zu dick. Jahrzehnte malträtierte sie ihren Körper mit brennender Enthaarungscreme und versagte sich Leckereien. Sie lief den falschen Typen hinterher, die sie keines Blickes würdigten, ihr aber das verletzende Gefühl gaben, nicht schön zu sein – keine richtige Frau zu sein.

Katja Klengel / Reprodukt

Nun ist Schluss mit der Selbstkasteiung: Noch einmal 15 Jahre später hinterfragt die Autorin in ihrer Graphic Novel „Girlsplaining“, weshalb Frauen sich noch immer Normen unterziehen und einem bestimmten Ideal entsprechen müssen. Sie zieht in den Kampf gegen Sexismus, Schubladendenken und Rollenklischees. Warum nicht ganz genau hinsehen und benennen, was mit „untenrum“ gemeint ist? Warum haben wir vor dem Wort „Vulva“ mehr Angst als vor „Voldemort“? Müssen wir uns wirklich für unsere Körperbehaarung schämen? Wieso werden im Schulunterricht hauptsächlich männliche Autoren gelesen? Und warum sind die Geschlechterrollen bei Kinderspielzeug in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts stecken geblieben? Die Zeichnerin, die 1988 in Jena geboren wurde und an der HfBK Dresden Kunst studierte, gibt Antworten und ruft Mädchen auf, weniger kritisch mit sich ins Gericht zu gehen.

 

Katja Klengel / Reprodukt

Viva la Vulva! Mit Offenheit und Humor gegen Unaussprechliches

Im handlich-quadratischen Taschenformat kommt Klengels Buch daher. Die Zeichnungen sind in dem ihr eigenen Stil, der von Sailor-Moon-Comics beeinflusst ist. Klengel zeigt mit viel Offenheit und ordentlich Humor persönliche Erinnerungen in allen Abstufungen der Farbe Pink. Dumme Sprüche, Anmachen und Bemerkungen ließen die 15-Jährige damals rot werden und erstarren. Klengel dreht die Uhr zurück und macht deutlich, wie sie heute reagieren würde.

Katja Klengel liest aus „Girlsplaining“ am Freitag, 21. September, im Mädchen_kulturhaus, Heinrichstraße 21 in Bremen. Start ist 19.00 Uhr.

Text: Annica Müllenberg

#Wasgeht: Kulturtipps für Bremen im September

Wie jeden Monatsanfang stellen wir euch unsere höchstpersönlichen Lieblings-Kulturtipps und Veranstaltungen für Bremen und Bremerhaven im September vor. Los geht´s gleich am 1. Wochenende mit dem Dreizehn°-Festival in Blumenthal, dann gibt es viel Lesestoff bei der 1.Literaturnacht Bremens, die Kinosaison startet mit dem 4.Filmfest Bremen und zum 5.Mal lädt die LaWeser in die Villa sponte. Bitte schön!

Dreizehn°-Festival in der Baumwollkämmerei

Das erste Septemberwochenende knüpft an den Festival-August an und bringt mit dem Dreizehn°-Festival Live-Musik, Club-Nächte, Theater, Kino, Literatur, Ausstellungen, Workshops, Vorträge, Diskussionen, Performances, Installationen und Exkursionen nach Bremen Nord. Auf dem Gelände der ehemaligen Baumwollkämmerei und in zwei großen Hallen stemmen die OrganisatorInnen ein umfangreiches Kultur-Programm. Mehr Infos findet ihr online perfekt nach Kategorien oder Tagen zusammengefasst auf dreizehngradfestival.de.

Jeder entscheidet selbst wieviel er/sie fürs Festival ausgeben mag: 49, 59 oder 79 Euro (Es gibt keine extra Camping-Tickets, Müllpfand oder ähnliches.). Tagestickets kosten am Samstag 29 Euro (Programm bis 4.00 Uhr früh), am Sonntag 15 Euro.

Bremen liest:  1.Literaturnacht und Bremer Bücherfrauen

Im September wird in Bremen viel vor-gelesen. Während am 6. September die Autorin Betty Kolodzy in der Buchhandlung Buntentor liest und sich der Hamburger LitQuickie-Verlag vorstellt,  startet am 7.September die 1. Bremer Literaturnacht, in der 14 Buchhandlungen und Verlage ihre Türen auch nach Verkaufsschluss öffnen und mehr als 40 AutorInnen aus ihren Werken lesen. Da ist mit Krimi, Lyrik, Roman oder Kinderbuch für alle was dabei. Beteiligt sind über 40 Autorinnen und Autoren aus der Region sowie 14 Buchhandlungen und Verlage. „Bücher made in Bremen“ und die dazugehörigen Verlage stellen sich außerdem am 7. (11-17 Uhr) und 8.September (11-15 Uhr) bei der Bremer Büchermeile in der Langenstraße 1 (vor Buchhandlung Storm) vor. Mit dabei auch Illustratorin und Hauszeichnerin Isa Fischer mit ihrem Ein-Personen-Verlag Duplio.

6.September, 20.00 Uhr, Buchhandlung Buntentor, Buntentorsteinweg 107
7. September 2018, ab 19 Uhr Alle Termine und Orte zur Veranstaltung des Bremer Literaturkontors findet ihr auf deren Website.

4. Filmfest Bremen

Vier Tage, vier Wettbewerbe, Spielfilme, Dokumentationen, Kurzfilme – das 4.Bremer Filmfest zeigt von Donnerstag bis Sonntag, 20. bis 23. September 2018 die Essenz von mehr als 3.500 Filmeinreichungen aus über 100 Ländern. Zentrales Festivalkino ist 2018 wieder die Schauburg, weitere Schauorte sind das Atlantis Kino, das City 46 und das Theater Bremen zur Festivaleröffnung mit den im Vorfeld entstandenen KLAPPE!-Kurzfilmen. Dafür müssen innerhalb von 48-Stunden maximal fünf Minuten lange Kurzfilme mit Bremenbezug eingereicht werden. Das Motto wird am 14. September bekannt gegeben. High-Light des Filmfests aus unserer Sicht: das David Bowie Special „The Man WhoFell to Earth“ und ein Herr Lehmann-Filmmarathon.

Das komplette Programm und mehr Infos gibt´s auf filmfestbremen.com.

Eine Besucherin staunt über Bilder, Holzvasen und Kerzen auf der La Weser.

Kulturtipp mit Stil: Auf der La Weser stellen 23 Kunsthandwerkerinnen und Künstlerinnen im wunderbaren Ambiente der Villa Sponte ihre Werke vor.

Zum 5.Mal LaWeser: Kunst und Kunsthandwerk von Frauen

Schon zum fünften Mal zeigen bei „LaWeser“ bildende Künstlerinnen und  Kunsthandwerkinnen ihre Skulpturen, Papierkunst, Fotografie, Modedesign, Schmuck und einzigartige liebevoll gestaltete Alltagsgegenstände. Am Samstag, den 22.09.2018  und Sonntag, den 23.09.2018 präsentieren 23 Gestalterinnen aus Kunst, Handwerk und Design ihre Arbeiten im Garten und großzügigen Räumen der Villa Sponte. Der Eintrittspreis von 2 Euro enthält 1 Los der Jubiläums-Tombola.

Villa Sponte, Osterdeich 59b in Bremen
Samstag, den 22.09.2018 von 11 bis 18 Uhr
Sonntag, den 23.09.2018 von 11 bis 17 Uhr

Mehr Infos unter: www.laweser.de

 

#Interview: 5 Fragen an… Miriam Steen, Drehbuchautorin und Filmemacherin

Die Lübecker Filmemacherin Miriam Steen hat als Drehbuchautorin und bei der Produktion des Episodenfilms des georgischen Regisseurs Giorgi Abashishvili „Alles über Menschen“ gearbeitet. Neun poetische Geschichten erzählt der preisgekrönte Film über „komische, unerwartete und manchmal auch tragische Momente des Lebens“ – die Szenen basieren auf  Motiven des preisgekrönten Schriftstellers Nodar Dumbadze und reichen von Norddeutschland über Tiflis bis in die Berge Georgiens. Ab dem 6.September zeigt das City 46 -Kino in Bremen den Film im Rahmen seines Monatsschwerpunkts Georgien. Am Sonntag (9.9.) kommen Steen und Abshishvili zur Vorführung und erzählen von den Dreharbeiten und über den Film. Heike hat Miriam unsere 5 Fragen an… gestellt.

Miriam Steen und Giorgi Abashishvili stellen ihren Film in Bremen vor.

Miriam Steen und Giorgi Abashishvili – Drehbuchautorin und Regisseur des deutsch-georgischen Episodenfilms „Alles über Menschen“ stellen ihren Film im Bremer Kommunalkino City46 vor.

1. Wie kommt es, dass du dich dieser georgischen Geschichte angenommen hast? Welche Rolle hast du bei der Realisation gespielt?
Miriam Steen: Die Zusammenarbeit zwischen Giorgi Abashishvili und mir entstand bereits während unseres Studiums im Studienschwerpunkt Film und Fernsehen bei Prof. David Safarian und Prof. Yana Drouz an der Universität Kassel, die damals auch die NUR film group mit ihren Studierenden ins Leben gerufen haben. Die meisten Absolventen arbeiten inzwischen national und international als freiberufliche Filmemacher oder haben eigene Filmproduktionsfirmen gegründet. Das Drehbuch habe ich mitgeschrieben und als Regieassistentin habe ich in Georgien und Deutschland beim Schauspielercasting, der Motivsuche und bei den Dreharbeiten gearbeitet.

2. Was macht euren Film so besonders? 
Miriam Steen: „Der Film macht glücklich!“, lassen sich die Kommentare bisheriger Zuschauer in Lübeck, Kiel und Husum zusammenfassen. Die Episoden des Filmes basieren auf Motiven des georgischen Schriftstellers Nodar Dumbadse, der Menschen und ihre tragischen Konflikte mit großem menschlichen Humor erzählt hat. Als Literaturverfilmung bietet „Alles über Menschen“ auch einen schönen Anknüpfungspunkt an die diesjährige Frankfurter Buchmesse, deren Ehrengastland Georgien ist.
Der Film erzählt in neun Episoden von den tragischen und komischen Momenten des Lebens, die wechselweise in Deutschland und Georgien spielen.
Zum Beispiel Schauspieler Sven Walser, gebürtiger Bremer, will in der Rolle eines Malermeisters seinen unglücklich verliebten Malerlehrling wieder auf Arbeitskurs bringen, der lieber leidenschaftliche Gedichte vorträgt.
In Georgien können wir einen Polizisten und einen Priester erleben, die gemeinsam für kurze Zeit ihre Pflicht vergessen, verführt von der Sonne.
Georgische Priester haben übrigens sehr viel Humor wie ich selber vor Ort feststellen konnte!
Oder eine Oma, die so schön ihre Familie manipuliert, dass Enkel und Opa wieder gemeinsam zum traditionellen georgischen Chorsingen gehen. Gespielt von zwei Superstars in Georgien, Tamar Skirtladze, die Grande-Dame des Staatstheaters in Tiflis und Kakhi Kavsadze.
Bei einigen der Vorführungen in Bremen werden Giorgi Abashishvili und ich anwesend sein und im Anschluss in Anekdoten von unseren Erfahrungen beim gemeinsamen Drehbuchschreiben und von den Dreharbeiten berichten. Die Dreharbeiten waren mein erster Aufenthalt in Georgien und so passierten natürlich viele kulturelle Missverständnisse. Wer sich für Georgien als Reiseland interessiert, wird dabei die eine oder andere Anregung mitnehmen können.

Plakat zum Film Alles über Menschen.

3. Du als Lübeckerin kennst bestimmt Bremen. Was magst du an der Stadt (nicht)?
Miriam Steen: In meiner Kindheit war ich öfter in Bremen, weil wir Verwandtschaft in der Region haben. Und als gebürtige Hanseatin fühle ich mich von Natur aus in allen Hansestädten wie ein Fisch im Wasser. Wenn ich im Ausland bin, erzähle ich gerne folgenden Witz auf die oft gestellte Frage „Wie sind denn die Menschen in deiner Heimat so?“ – Zwei Fischer sitzen nach einem langen Arbeitstag bei einem Getränk zusammen. „Prost!“, sagt der eine. Darauf der andere: „Willst du schnacken oder trinken?“.
Mein letzter Besuch in Bremen ist leider eine Weile her, umso mehr freue ich mich auf unsere Vorführung dort und frische Eindrücke.

4. Stell dir vor, du hast 1 Mio. € zur Verfügung. Was würdest du damit in und
für den Kulturbereich umsetzen?
Miriam Steen: Vielleicht würde ich es in „offizielle Hände“ der Kulturförderung weitergeben. Vor einigen Jahren hat das Filmbüro Bremen den Kinderfilm „LUI und die Pelzmütze“ meiner NUR film group-Kollegin Rike Holtz mitgefördert (für den damals Giorgi Abashishvili wunderschöne Musik komponierte…). Der Film ist auf der ganzen Welt gezeigt worden und hat viele Preise gewonnen. Und während der diesjährigen Berlinale traf ich die Leiterin des Filmbüros, Saskia Wegelein-Golovkov, die dort mit ihrem Team immer die „Kaffeetasse“ ausrichtet. Das ist ein familiäres, produktives Branchentreffen, auf dem diesmal für uns der Kontakt zum Kino City46 entstand, wo jetzt unser Film läuft. Es gibt viele Arten der Unterstützung für Kulturschaffende. Es könnte auch sein, dass ich das Geld für eigene Projekte und die meiner Kollegen nutzen würde. Das sehen wir dann, wenn es soweit ist. 1 Mio Euro ist gleichzeitig viel und nichts.

5. Was tust du, bevor du abends das Licht im Bett ausmacht?
Miriam Steen: Manchmal schlafe ich schon. Im besten Fall mache ich Notizen zu aktuellen Projekten. Im Moment arbeite ich an einem Dokumentarfilm über Prof. Dr. Franz-Bernd Frechen und seine Erfindung, den Wasserrucksack PAUL. Ein genial einfaches Gerät, dass Menschen hilft, sich in Katastrophensituationen selbständig mit trinkbarem Wasser zu versorgen.

Liebe Miriam, herzlichen Dank für deine ausführlichen Antworten und einen sehr treffenden Witz :-). Ihr könnt sie am Sonntag um 20.30 Uhr bei der Vorstellung im City46 treffen. Weitere Vorstellung am Donnerstag, 6.9. und Montag,  10.9. um 18:00 und am Dienstag 11.9. um 20.30 Uhr.

City46 Kommunalkino

Birkenstraße 1

Mehr Infos über  den Film und das Monatsthema auf city.46.de 

Interview: Heike Mühldorfer