Stadt ist in. Stadt und das Leben und Arbeiten in ihr ist ein Thema, in der Wissenschaft, im politischen Aktivismus und in der Kunst. Die Fülle der diesbezüglichen Publikationen ist unübersehbar. Urbane Vielfalt und Kreativität sind Bestandteil des Standortmarketings und schnell wird das neulich von Künstler_innen entdeckte und dadurch aufgewertete Quartier zum Ziel von Immobilienhaien. Call it Gentrifizierung!
Die dritte Ausgabe von stadtaspekte erschien – trotz Crowdfunding – viel später als geplant. Sie gruppiert sich um den Schwerpunkt „Glauben“. Die stark bildlastigen Beiträge berichten über Stadtslogans, Kopenhagen (online), oder, in einer reinen Fotostrecke über das Tempelhofer Feld in Berlin. Im Schwerpunkt geht es u.a. um Nordirland, Balkone in Israel, Autobahnkirchen oder das Leben in der Friedhofsstadt in Kairo (online). Der Beitrag über den Versuch der Kleinstadt Bad Meinberg im Teutoburger Wald, mit dem Label »Yogastadt« Sinnsuchende aus den Städten (sic!) anzuziehen, ist ebenfalls online zu lesen.
Auf der Website gibt’s Gehaltvolleres zu lesen
Die Beiträge sind schon interessant, tun aber auch niemand weh und vermitteln außer in dem Beitrag zur Umwandlung von nicht mehr benötigten Friedhofsflächen in Parks oder andere Nutzungen, kaum neues. Etwas spannender und umfangreicher ist die Website der stadtaspekte, die einen regelmäßigen Besuch lohnt, dort vor allem die wöchentliche Rubrik „Stadt um zehn“.
Das gedruckte Heft wirkt – leider – eher wie ein coffee table Magazin, das auf der Welle der Kulturalisierung sozialer Verhältnisse mitschwimmt. Also jener Kulturalisierung, die es vom Anspruch her eigentlich kritisieren will.
Stadtaspekte, Ausgabe 3, Dezember 2014, 112 Seiten, 7,80 EUR, im Bahnhofsbuchhandel (Liste) / stadtaspekte auf twitter: @stadtaspekte
Text: Bernd Hüttner