Der Bremer Sebastian Burger hat die MOOD TOUR ins Leben gerufen, ein deutschlandweites Aktionsprogramm, das Menschen mit und ohne Depression gemeinsam in Bewegung bringt. 2012 und 2014 radelte er in einer Tandemkolonne durchs ganze Land. Annica Müllenberg hat ihn getroffen.
Herr Burger, Sie denken, dass Sie nach 12.000 Kilometern noch nicht am Ziel sind. Dabei haben Sie doch schon eine Menge mit der MOOD TOUR erreicht.
Ja. 70 Menschen mit und ohne Depressionserfahrungen sind an insgesamt 223 Fahrtagen zweimal durch alle Bundesländer gefahren. Unsere Idee wurde 620 Mal in Zeitungen und im Netz veröffentlicht, wir waren 47 Mal im TV und Radio. Wir betonen das Machbare und geben Hoffnung, weil Betroffene zu Wort kommen. Sie sagen: „Schlimme Erkrankung, jau! Trotzdem lohnt sich der Kampf. Man kann sie gut kontrollieren. Eine professionelle Behandlung brachte Hilfe. Sport und Selbsthilfe haben zusätzlich geholfen.“
Was tun die Teilnehmer, damit der Kickstart für die Seele nachhaltig bleibt?
Es soll zukünftig noch mehr Mitmachangebote geben. Wir wollen unsere Teilnehmer nachhaltiger einbinden. Zum Beispiel über die drei Ortsgruppen – auch in Bremen gibt es eine. Interessierte und Betroffene können ab 1. April wieder gemeinsam um den Werdersee radeln oder laufen. Infos gibt es unter bremen.mood-tour.de.
Die rollende Tandem-Karawane ist von Nord nach Süd und von Ost nach West überall bekannt, werden Sie in Bremen schon auf der Straße erkannt?
Nein. Nach meiner ersten Tour, der Blindentour Bremen-Singapur, saß ich ein paar Male sogar in bundesweiten Talk-Shows, Frühstücksfernsehen und so – aber selbst dadurch bin ich keine bekannte Person geworden, in der Radszene kennen mich vielleicht mehr Leute.
Nach der MOOD TOUR ist bei Ihnen immer vor der MOOD TOUR, wann geht es wieder los und was erwartet die Teilnehmer beim dritten Durchlauf?
2015 wollen wir kleine MINI MUT TOURen à vier Tage anbieten. Wer sich eine zehntägige MOOD-TOUR-Etappe nicht zutraut, für den kann das eine Alternative sein. Außerdem hilft dies künftigen Teilnehmern der MOOD TOUR 2016 besser vorwegzunehmen, was auf sie zukommt.
2016 würde ich ein Team gerne eine Etappe lang aufs Wasser schicken – im Kanadier sitzt man ja ähnlich wie auf dem Tandem. Apropos Experimente: Wir haben gerade eine Winter-Testtour im Harz gemacht, die zeigte, dass Schnee-Wandern eine Möglichkeit sein könnte. Im Winter ist es auch für stabile Depressionsbetroffene besonders schwer, da die Sonne fehlt. Schnee reflektiert das vorhandene Licht und erhellt somit das Gemüt. Start wäre Januar 2017.
Weitere Infos im Internet unter Mood-tour.de
Den Bericht über die Winter-Test-Tour lest ihr hier: #kreativeBremer: Gemeinsam gegen die Depression.
Interview: Annica Müllenberg
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