Das darf doch wohl nicht wahr sein! Freiberufliche Hebammen wird es bald nicht mehr geben. Die persönliche Versorgung von Schwangeren und jungen Müttern zuhause wird zum Luxusgut? Betreuung findet nur noch in Geburtskliniken oder durch die FrauenärztIn statt? Dafür müssen viele entweder weite Wege auf sich nehmen oder ganz verzichten? Auch ich kam in den Genuss einer persönlichen Betreuung durch Hebammen zuhause oder in der entspannenden Atmosphäre der Hebammenpraxis nahbei: Das hat mir gerade als Gegenpart zur technisch orientierten medizinischen Vorsorge bei der Gynäkologin und im Krankenhaus sehr gut getan und mich immer wieder davon überzeugt, dass Schwangerschaft und Geburt selbstverständlich gemeistert werden können. Auch kurz nach der Geburt wusste ich die Hilfe und Unterstützung sehr zu schätzen. Ich weiß noch, dass schon vor zehn Jahren „unsere“ Hebamme für ihre Dienste schlecht bezahlt wurde und die Kasse ihren Einsatz nur ungern entlohnte (wir haben gern unseren privaten Teil dazu beigetragen).
Jetzt´s wird´s ernst für freiberuflich tätige Hebammen
Doch die Lage spitzt sich zu. Schon vor zwei Jahren gab es einen großen Aufschrei und viele Kampagnen für die freiberuflich tätigen Hebammen. Schon damals war klar, dass dieser Beruf ausstirbt, wenn nicht schnell zum einen die Einkommenssituation verbessert und zum anderen die Haftpflichtversicherung bezahlbar gestaltet würde. Seither haben sich zwar die Verdienstmöglichkeiten der Hebammen (etwas) verbessert, doch das reicht nicht aus, um den weiter steigenden Versicherungsbeitrag zu bezahlen. Immer mehr Hebammen geben ihren Beruf auf, immer schlechter ist dadurch die Versorgung von Schwangeren und jungen Müttern. Und gleichzeitig verschärft sich dadurch die Lage für die noch praktizierenden Hebammen: Denn ab Juli 2014 müssen freiberuflich in der Geburtshilfe tätige Hebammen bereits über 5.000 Euro für ihre Haftpflichtversicherung bezahlen. Jetzt hat außerdem die Nürnberger Versicherung verkündet, dass sie ab Juli 2015 aus dem bestehenden Versicherungskonsortium aussteigt. Bis jetzt ist nicht klar, wie die Hebammen dann überhaupt noch versichert werden können. Damit droht das Aus der freiberuflichen Geburtshilfe zuhause, in Geburtshäusern und in Belegkliniken.
Politische Lösung gefragt
Deshalb laufen gerade wieder Aktionen, um die Hebammen zu unterstützen. In München, Frankfurt, Karlsruhe und vielen anderen Städten gab und gibt es Demonstrationen, so auch in Bremen. Und zwar am Internationalen Frauentag am kommenden Samstag, den 8. März um 15.00 Uhr, Näheres dazu auch auf Facebook. Dann werden hoffentlich sehr, sehr viele Menschen auf dem Marktplatz dafür demonstrieren, dass diese wertvolle Unterstützung für Frauen und ihre Familien nicht sang- und klanglos verschwindet. Zusätzlich gibt es viele Appelle per Mail an den Bundesgesundheitsminister Gröhe, die einen staatlich finanzierten Haftungsfonds fordern. Der will zumindest dafür zu sorgen, dass die Hebammen versichert bleiben. Ob langfristig tatsächlich der Staat mit Steuergeld einspringt, das lässt der Bundesgesundheitsminister wie die Hebammenverbände berichten, aber noch offen.
Hier geht´s zur E-Mail-Aktion der Hebammenverbände.
Und hier zur E-Mail-Aktion von change.org.
Auch der WDR hat über die katastophale Situation der Hebammen am Beispiel einer kommunalen Klinik berichtet.
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