Sie heißen Supper Clubs, Pop-up- oder Privatrestaurants und mit ihnen verbreitet sich die Idee im Land, die eigene Küche, das eigene Esszimmer zu öffnen, um (zumeist) unbekannte Menschen zusammenzubringen, sie zu bekochen und dann gemeinsam ein schönes Essen zu zelebrieren und sich im Gespräch, beim Tauschen von Tipps und Rezepten, aufeinander einzulassen. Der Trend, der ursprünglich auf hippe Weltstädte wie Berlin, Amsterdam oder New York beschränkt war, hat sich peu a peu in anderen Großstädten und jetzt auch in Bremen festgesetzt. Hier verquickt mit einem zweiten Trend, dem zur veganen Ernährung ohne tierische Produkte. Jumana Mattukat und ihr Mann Stephan laden zum Drei-Gänge-Menü in ihr Zuhause ein und reden mit ihren Gästen über das vegane Leben, über Wege dorthin, Schwierigkeiten bei der Umstellung, auch mit Familie und Freunden, und über mögliche Hintergründe für die Entscheidung.
Mami, ist das vegan?
Gastgeberin und Autorin Mattukat hatte sich selbst vor eineinhalb Jahren entschieden, künftig nicht nur wie bislang vegetarisch, sondern vegan zu leben, also mit rein pflanzlicher Ernährung, ohne Fleisch und Fisch, Milch, Ei und andere tierische Produkte. Dabei stellte sich schnell heraus, dass es vor allem im Familienleben – das Paar hat zwei Kinder im Grundschulalter – zu Herausforderungen kommen würde. Mittlerweile lebt die ganze Familie zuhause vegan, Kinder und Mann essen unterwegs auch mal vegetarisch. Jumana Mattukat erzählt in ihrem 2013 erschienenen Buch „Mami, ist das vegan?“ von ihrem persönlichen veganen Entwicklungsprozess und allen Komplikationen und kleinen Katastrophen, die sie erlebt hat, berichtet aber auch von „Perfektionismus und Ausnahmen, vom Stehen zu sich und den eigenen Werten, von Kompromissen und dem Wunsch nach Harmonie am Esstisch“. Und Mattukat stellt auch etliche (auch kindgerechte) wohlschmeckende, ausgewogene und alltagstaugliche Rezepte vor. Zum Abendmenü im Privatrestaurant aber gibt es extra kreierte drei Gänge, zubereitet von Stephan Mattukat, der beruflich als Journalist mit Kochen nichts zu tun hat, sich aber sehr gut schlägt.
Premiere im privaten veganen Restaurant
Zwei Männer, einer langjähriger Vegetarier, einer eher wie ich mit großer Sympathie für vegetarische Ernährung, dürfen bei der Premiere im „Private vegan restaurant“ dabeisein. Wir lassen uns neugierig und gespannt auf das Experiment ein, wie sich so ein Abend mit nicht bekannten Menschen entwickelt, die vordergründig nur das Interesse am veganen Lebensstil vereint. Wir starten mit selbst gebackenem Brot und Oliven-Pinienkernpaste sowie einer veganen Tomaten“butter“. Eine Rote-Bete-Kokossuppe als Zwischen- und Kamutspaghetti mit Dattelpesto und Cashew-Parmesan als Hauptgang geben immer wieder Anlass darüber zu sprechen, dass und wie es möglich ist, ausgewogene und feine vegane Speisen zuzubereiten. Die auch in Aroma und Darbietung nichts vermissen lassen. Dabei lassen die Gäste auch Blicke in ihr eigenes Leben zu, berichten über Erfahrungen und Erlebnisse, wir tauschen tatsächlich Tipps für Restaurants und fürs Einkaufen aus, die in Bremen immer zahlreicher werden. Mir wird klar, dass es oft Unsicherheit und mangelnde Information sind, die Menschen davon abhält, selbstverständlicher vegetarisch oder sogar vegan zu leben. In privater, gemütlicher Atmosphäre schließt ein gelungener Abend mit einem „Birnenstich“ samt Vanillesauce und einem Espresso mit geschäumter Hafermilch.
Mittlerweile steht schon der vierte Abend an. Wer Lust hat, sich auf das „Experiment“ vegan einzulassen, kann sich direkt bei Familie Mattukat über weitere Termine informieren unter info(at)myprivateveganrestaurant.de. Mehr Infos gibt es auch auf der Facebook-Seite.
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