(HP) Düfte steuern unser Verhalten und verwöhnen die Sinne mit einer Vielfalt an Aromen. Natürlich spielen sie auch bei Kosmetikprodukten eine große Rolle. Yasmin, Lavendel, Oleander und Co. sollen unsere Stimmung positiv beeinflussen und mit einem markentypischen Duftarrangement eine Kundenbindung herstellen. Dagegen ist nichts zu sagen, solange der Einsatz von Duftstoffen die Gesundheit nicht beeinträchtigt oder die Natur belastet. Dies jedoch ist bei synthetischen Duftstoffen nicht automatisch gewährleistet. Ganz im Gegenteil.
Viele Zusatzstoffe …
Künstliche Duftstoffe sind nach Nickel zweithäufigster Auslöser von Kontaktallergien, eine halbe Million Deutsche leiden darunter. Kostengünstig produziert kommen diese mittlerweile in Parfüms, Kosmetika, Reinigungsmitteln, Waschmitteln und Weichspülern zum Einsatz. Beim Duschen waschen wir diese Substanzen gleich wieder ab, bei der Bodylotion sieht es schon anders aus – sie zieht in die Haut ein. Bislang sind von den mehreren Tausend erfassten Aromastoffen jedoch lediglich 26 künstliche Duftstoffe als Allergene eingestuft, da sie starke Hautirritationen hervorrufen: Limonene, Benzyl Slicylate, Butylphenyl Methylpropional, Linalool, Benzyl Benzoate oder Citronellol sind bekanntere Beispiele, die gesamte Liste hat das Verbraucherschutzministerium hier veröffentlicht. Diese viel zitierte Zusammenstellung der erwiesenen Trouble Maker hilft aber leider kaum weiter, denn andere Duftstoffe sind in so geringen Mengen in den Produkten enthalten, dass sie nicht einzeln deklariert werden müssen, sondern unter dem Sammelbegriffen Parfüm, Fragance oder auch Aroma angegeben werden. Dabei ist nicht annähernd erforscht, wie ein Duftstoff-Cocktail auf Mensch und Natur wirkt. Wer kein Risiko eingehen möchte oder das eigene Allergiepotential kennt, greift deshalb besser auf parfümfreie Produkte zurück.
… ergeben eine gefährliche Mischung
Die akute Wirkung auf den eigenen Organismus ist die eine Seite der Medaille. Doch wie sich die stete Zufuhr von bedenklichen Stoffen langfristig in unserem Organismus und unserer Umwelt auswirkt, bleibt unklar, denn wie sich die verschiedenen Substanzen miteinander verhalten, ist erst recht nicht erforscht. Einen Einblick in Gefahren, die wir nur schlecht abschätzen können, gibt der Chemiker Richard Bolek von der Uni Lüneburg. Am Beispiel der chemischen Verbindung Lilial zeigte er auf, wie gefährlich der unbedachte Umgang mit chemischen Stoffen, die für sich genommen nicht bedenklich sind, sein kann. Lilial, das als Zusatzstoff in unserem Duschgel lieblich nach Maiglöckchen duftet und dadurch unsere Sinne betört, verwandelt sich im Abwasser in Lilialsäure. Diese konnte im Tierversuch die Spermienproduktion von Ratten nachhaltig stören. Naturschützer und Umweltchemiker warnen schon länger vor der hormonähnlichen Wirkung mancher Stoffe.
Keine klare Sache
Inzwischen gehört das erhöhte Aufkommen von (Duft)Stoffen, die mit unseren Körperpflege- und Waschmitteln tagtäglich durch die Abflussrohre in die Klärwerke strömen, zu den größten Problemen bei der Abwasseraufbereitung. Dabei ist die Bezeichnung „Klärwerk“ durchaus wörtlich zu nehmen: Alle Stoffe, die nicht in unser Wasser gehören, werden hier ‚heraus geklärt’. So kann das Abwasser wieder dem Trinkwasserkreislauf zugeführt werden. Doch schon in den 1980er Jahren stellte die Trinkwasserbelastung durch Chemikalien wie zum Beispiel Schädlingsbekämpfungsmittel Probleme bei der Trinkwasseraufbereitung dar, da sie auch durch neuere Klärtechniken kaum erfasst werden. 2008 schließlich wurden sechs Verursacher gewässerrelevanter Mikroverunreinigungen ausgemacht und definiert, darunter neben Pharmazeutika auch – Duftstoffe.
dieGlucke meint: Der Blick auf die Zutatenliste hilft bei der richtigen Kaufentscheidung und damit auch, weniger problematische Duftstoffe an die Haut und in die Natur zu lassen. Und wer auf Nummer Sicher gehen möchte, liegt mit parfümfreien Produkten richtig.
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