Das Telefon ist für viele Frauen, die Gewalt erleben, die einzige Möglichkeit in ihrer oft verzweifelten Situation Unterstützung zu finden. Nur zwei von zehn Betroffenen finden den Weg zu Unterstützung. Um so wichtiger ist eine Vielzahl der Möglichkeiten, an Rat und Hilfe zu gelangen. Unter 08000 116 016 finden Betroffene seit kurzem bundesweit kostenlos Hilfe, hier sind 24 Stunden täglich Fachberaterinnen zu erreichen, sie bieten die wichtigsten Informationen, fangen Frauen in akuten Situationen auf und zeigen, welche Hilfsangebote es vor Ort gibt. Davon gibt es auch in Bremen und Bremerhaven einige: Ein ebenso neues Faltblatt informiert über Wege zu Hilfe bei häuslicher Gewalt und eine Website stellt alle Anlaufstellen für betroffen Frauen und Mädchen vor.
Mut machen und Orientierung bieten
„Frauen sprechen oft sehr lange Zeit mit niemandem über ihre Situation. Manche wissen nicht, an wen sie sich wenden sollen oder was sie in den Beratungsstellen erwartet“, erläutert Margaretha Kurmann, Referentin bei der Bremischen Gleichstellungsstelle, die Website und Faltblatt verfasst hat. Das Faltblatt „Wenn der Ehemann oder Partner gewalttätig ist“ ist eine Erstinformation für Frauen in fünf Sprachen mit Hinweisen und Anlaufstellen bei häuslicher Gewalt, jeweils für Bremen und Bremerhaven. Die Website www.gewaltgegenfrauen.bremen.de bündelt das breite Angebot der verschiedenen Einrichtungen und versteht sich als Portal, über das Hilfe suchende Frauen sich anonym informieren können.
Zu viel Gewalt an Frauen in Deutschland
Die Datenlage in Deutschland zeigt die Breite der Betroffenheit bei allen Frauen und Mädchen unabhängig von Alter, Herkunft oder sozialer Lage, wie die ZGF in Bremen mit erschreckenden Zahlen belegt:
- 40 von 100 befragte Frauen berichten über Gewalterfahrungen seit ihrem 16. Lebensjahr
- 37 von 100 berichten über körperliche Gewalt –bei etwas mehr als der Hälfte von ihnen war diese mit Verletzungen verbunden.
- 13 von 100 Frauen berichten von sexueller/sexualisierter Gewalt.
- Frauen erleben Gewalt am häufigsten in der Beziehung, im Nahraum. Dies gilt sowohl für die Gewalt in einer Beziehung als auch für sexualisierte Gewalt. 70 von 100 Frauen haben als Tatorte sowohl für körperliche als sexualisierte Gewalt die eigene Wohnung angegeben.
- 25 von 100 der befragten Frauen haben Gewalt durch ihren aktuellen oder früheren Partner im Laufe ihres Lebens erlebt. Bei etwa einem Drittel von ihnen gab es ernsthafte Hinweise auf Gewalt in der bestehenden Beziehung.
- In Trennungssituationen sind Frauen besonders gefährdet: Studien in europäischen Ländern zeigen, dass etwa 30 bis 40 von 100 Frauen, die sich aus Beziehungen gelöst haben, Gewalt durch ihren Ex-Partner erleben.
Übrigens. Zur Einrichtung des bundesweiten Hilfetelefons hatte sich die Bundesregierung 2011 zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt verpflichtet.