Das ist sie also: Die Quotentaz liegt auf dem Tisch, ein bisschen (!) wagemutig mit einem Erpresserbrief aufgemacht: Hosen runter – von den Chefsesseln! Röcke hoch! Der aus Buchstaben der männlich dominierten, meinungsbestimmenden Magazine und Zeitungen der Republik gebastelte Titel gibt die Richtung vor: Für diese Ausgabe der taz haben Frauen der Initiative ProQuote die Chefredaktion gekapert (bzw. kapern dürfen) und informieren mit vielen Interviews, Analysen, Erfahrungsberichten und schön illustrierten Schaubildern über die traurige Realität bei den deutschen Medien: 98 Prozent der Chefredaktionen deutscher Tageszeitungen liegen in männlicher Hand, auch meinungsbestimmende Magazine und Öffentlich-Rechtliche geben nur einen kleinen Teil des „leckeren Kuchens der medialen Macht“ an weibliche Führungskräfte, die gläserne Decke ist auch für Journalistinnen eine frustrierende Realität.
Für 30 Prozent Frauen auf den Sesseln medialer Macht
Dabei liegt der Witz einer Quote ja nicht nur im Anliegen der Geschlechtergerechtigkeit. Es geht um die Wiederspiegelung der Realität! Denn solange hauptsächlich Männer die Themen bestimmen, über die berichtet wird, ist das Abbild des Alltags, der Gesellschaft verzerrt. Deshalb wirft ProQuote für 30 Prozent Frauenquote in den Führungsetagen der Medien alle Prominenz in den Ring der medialen Aufmerksamkeit, die der Verein aufbringen kann: Anne Will, Sabine Christiansen, Dagmar Engel, Antonia Rados bekannt aus Funk und Fernsehen, Politikerinnen wie Krista Sager und Doris Schröder-Köpf und auch einige Männer in wichtigen Positionen deutscher Medien unterstützen die Initiative und machten mit bei der Quotentaz in Berlin. Alle bauen darauf, dass durch ihre Aktion der Druck auf die meist männlichen Entscheider erhöht wird, für Chefposten, Stellvertretung und Ressortleitung Frauen solange zu bevorzugen, bis eine Drittelquote erreicht ist. Die Kompetenz der Frauen ist ja unbestritten. Doch der Weg ist steinig, wenn schon ein geplantes Streitgespräch unter Chefredakteuren von Spiegel, Süddeutsche oder FAZ über die Frauenquote scheitert, weil die Herren „keine Zeit“ haben.
dieGlucke meint: Lesevergnügen mit bitteren Zahlen
Also: Es macht Spaß in der Quotentaz zu schmökern. Es gibt ein bisschen viel Selbstdarstellung von Menschen, die sich sehr wichtig nehmen, es gibt (zu) viel Raum für immer dieselben Argumente (die außerdem online nachzulesen sind), aber auch Artikel, die deutlich machen, dass es nicht allein darum geht, eine Frau auf dem Leitungsposten zu haben, sondern eine, die kompetent ihre Führungsaufgabe übernimmt (s. tazNord über Silke Hellwig), es gibt aber auch und vor allem vieles über neue Aspekte und persönliche Erfahrungen zu lesen. Und es wird sehr deutlich, wie notwendig es ist, dass sich das Bewusstsein ändert, wie wichtig der Impuls für mehr Frauen auf Entscheiderebene nicht nur in den Medien, sondern für alle Arbeitsbereiche ist. Siehe das Schaubild Männerrepublik Deutschland nach dem 81 Prozent der Professuren, 96 Prozent der Vorstände börsennotierten Aktiengesellschaften und 100 Prozent der Bauernverbände, Bio wie konventionell, in männlicher Hand liegen. dieGlucke meint: Quotentaz lesen und ProQuote unterstützen unter www.pro-quote.de.