… so hab´ doch um Himmels Willen ein Einsehen! Du bist der einzige, der das Betreuungsgeld wirklich will. Selten waren sich Wirtschafts- und Wohlfahrtsverbände so einig, ziehen liberale und linke (und grüne) Parteien an einem Strang, laufen junge wie alte Menschen Sturm, selbst Frauen aus Deinen Reihen sprechen sich dagegen aus – alle sind überzeugt: Die Idee, Frauen dafür Geld zu geben, dass sie ihre Kleinkinder zuhause betreuen, ist Quatsch. Drei Milliarden Euro pro Jahr dafür, dass Frauen angeblich eine echte Wahl hätten. Doch im Endeffekt ist das doch nur ein Guazzle*, ein Bonnschen für Deine erzkonservativen Wähler, ein letztes Aufbäumen für die Heile-Welt-Familie (die es auch in Bayern nicht mehr gibt), ein Wahlgeschenk für nächstes Jahr. Bitter ist, dass sowohl Kinder als auch Frauen darunter leiden werden. Das Geld könnte viel sinnvoller eingesetzt werden: für den flächendeckenden Ausbau der Kitas, für eine bessere Bezahlung der dringend benötigten, qualifizierten Erzieherinnen und der wenigen Erzieher, für frühkindliche Bildung gerade von Kindern mit schlechteren Startbedingungen. Welche Frau entscheidet sich wegen 150 Euro wirklich dagegen, in ihren sozialversicherten Job zurück zu gehen? Aber: Die Frauen, die sowieso um den Zugang zum Arbeitsmarkt kämpfen müssen, haben noch schlechtere Karten, wenn das Zuhausebleiben finanziell belohnt wird. Frauen brauchen kein Guazzle für Kindererziehung. Sie brauchen gut bezahlte Arbeit, gut ausgestattete Kindertageseinrichtungen und echte Anerkennung für ihre Erziehungsleistung, zum Beispiel über eine bessere Anrechnung in der Rente. Dann könnten sie wirklich frei entscheiden, wie ihr Lebensplan aussehen soll.
Lieber Horst, vielleicht überzeugen Dich ja die engagierten jungen Frauen von www.aenderdas.de, die sich extra mit feschen Dirndl aufgebrezelt haben und vor dem Bundeskanzleramt gegen den Roll-back zu 50er-Jahre-Verhältnissen demonstrierten. Die Welt hat sich nämlich gedreht, Frauen können sich nicht mehr darauf verlassen, dass das Alleinversorger-Modell funktioniert. Immer mehr Frauen landen in Armut – zum Beispiel als Alleinerziehende. Schnackelt´s jetzt bei Dir? Nein? Schade, dann kann dieGlucke nur noch darauf hoffen, dass alle Parlamentarier dieses Mal auf die Parteidisziplin verzichten und das Gesetz nicht verabschieden. Dass die veranschlagten Gelder dann klug eingesetzt werden – im Sinn der Kinder und ihrer Mütter.
Mehr Infos zur bayerischen Mini-Demo hier.
* bayerisch für Bonbon
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