Findorff hat jetzt ein besonderes Käsefachgeschäft: Das Findorffer Käsekontor von Käse-Expertin und Fromelière Katrin Grosch. Unser neuer Mann an Bord, Gabriel – ausgebildeter Koch – hat sich umgeschaut.
Schönes Ambiente, feine Auswahl im Käsekontor
Als Katrin Grosch mich in ihrem „Findorffer Käsekontor“ begrüßt, pladdert draußen ein heftiger Regenschauer auf die Markise vor dem Laden. Trotzdem sprintet sie noch einmal um die Ecke, um Kaffee zu holen. Noch muss sie auf die ladeneigene Kaffeemaschine warten. Ich nutze die Chance und schaue mich in dem neuen Geschäft um. Direkt beim Hereinkommen fällt die große gläserne, klassische Käsetheke ins Auge. Schön dekoriert stapeln sich verschiedenste Käse von cremefarbenem Brie bis zum tiefgelben Bergkäse.
In dem sehr hellen und mit Holz eingerichteten Laden gibt es aber noch mehr zu entdecken. In den Regalen liegen ausgesuchte Accessoires, wie Käsemesser, aber auch Käsebegleiter, wie Wein und Konfitüre und Selbstherstellungssets, wie ein „Mozarella Making Kit“.
„Fromelière“ – Expertin für jede Käse-Sorte und alles was dazu passt
Dann kommt Katrin Grosch mit dem heißersehnten Kaffee. Ich bin neugierig, wie sie darauf gekommen ist ein Käsekontor zu eröffnen: „Angefangen hat alles mit einem Aushilfsjob beim Rohmilchkäse-Marktstand von Michael Nussbaum. Mir hat die Arbeit so viel Spaß gemacht, dass ich eine Ausbildung zur Lebensmittelfachverkäuferin mit Schwerpunkt Käse gemacht habe“, erzählt sie. Vor lauter Leidenschaft für Käse stieß sie außerdem auf die Käsebotschafterin Susanne Hofmann – die aus den Medien und vom Münchener Viktualienmarkt bekannte Fachfrau. An Hofmanns „Käseakademie“ ließ sie sich zur „Käse-Fromelière“ ausbilden. Analog zum Sommelier, der sich mit Wein oder Bier auskennt, weiß Katrin Grosch nun neben allen Details zu Käse-Geschmacksnoten und seiner Lagerung auch alles über traditionelle handwerkliche Käseherstellung und passende Käse-Begleiter.
Für ihr Käsekontor-Angebot setzt sie auf eben solche handwerklich hergestellten Bauernkäse aus Hof- oder Genossenschaftsmolkereien, zumeist Rohmilchkäse mit Naturrinde. Auf Rohmilchkäse schwört sie nicht nur wegen des intensiveren Geschmacks und weil sie sich toll kombinieren lassen. Bei ihren Käseherstellern legt sie Wert auf soziale, tier- und umweltethische Aspekte. Junge, billige Supermarktkäse mit hohem Wassergehalt, aus Massenproduktionen mit kranken, „ausgelaugten Wegwerfkühen“, die den Milchbauern trotzdem kaum die Existenz sichern können, widersprechen allem, was Katrin Grosch wichtig ist.
Käse testen gehört zum Programm
Die Entscheidung für guten Käse ist eine Entscheidung für ein gutes Leben, davon ist Katrin Grosch überzeugt. Wer besonderen Käse kauft, unterstütze die Vielfalt der Lebensräume, die Hersteller und den Fachhandel. Für gute Herstellung und guten Käse möchte sie mit ihrem Käsekontor möglichst viele Bremer begeistern: „In meinem Laden habe ich die Möglichkeit eigene Akzente zu setzen. Bei der Auswahl der Produkte, bei der Präsentation und der Beratung.“ Deshalb kann in ihrem Laden jeder Käse probiert werden. Katrin Grosch berät gerne in Richtung Lieblingsgeschmack, bietet ihren Kunden aber auch ungewöhnliche Kombinationen an. Häufig fragen die Kunden nach fettreduziertem Käse. „Dann biete ich den ‚Urigen Allgäuer‘ an. Der schmeckt sehr lecker, obwohl er nur 25 % Fett in der Trockenmasse enthält. Weichkäse enthält mehr Wasser. Daher ist er meist trotz der Fettanteil-Auszeichnung noch fettärmer als Hartkäse“, erklärt die Fachfrau.
Immer wieder Thema: Rohmilchkäse und Listeten
Beim Thema Rohmilchkäse stellt sie immer wieder Verunsicherung fest. “Das Gerücht, dass Rohmilchkäse durch Listerienbefall gesundheitsschädlich sein können, höre ich immer wieder. Aber diese Sorge ist völlig unbegründet. Die guten hygienischen Bedingungen beim Käsen und eine engmaschige Kontrolle von Milch und Käse haben dazu geführt, dass keine belasteten Käse mehr in den Handel gelangen. Sollte doch einmal ein gereifter Rohmilchkäse mit Listerien belastet sein, sorgen die Kontrollen dafür, dass der Käse nicht in die Einzelhandelsregale gelangt.“
Inzwischen haben wir uns sicher zwei Stunden unterhalten und es gäbe wahrscheinlich Stoff für weitere zwei oder drei. Aber es ist Montag, der Ruhetag des Käsekontors, und der einzige Tag, an dem Katrin Grosch sich um Organisatorisches kümmern kann – sie will noch etwas schaffen.
Käse testen im Käsekontor, Hemmstraße 180, 28215 Bremen.
Öffnungszeiten: Mo, Di, Do & Fr von 9.00 – 18.30 Uh, Mi von 14.00 – 18.30 Uhr und Sa von 7.30 – 14.00 Uhr
Am Dienstag, 6.Dezember 2016 findet ein Käseabend mit französischen Spezialitäten statt, mehr Infos auf Facebook.
http://www.findorffer-kaesekontor.de/
Text: Gabriel Bergmann, Fotos: Markus Reinke ErlebnisPHOTOGRAFIE (3), Janina Weinhold (Beitragsbild)