Sonne, Strand und im Sand räkelnde Bikini-Mädels – mehr Urlaubsbilder gehen nicht. Das Cover der neuen Graphic Novel „Schöne Töchter“ von Flix passt optisch perfekt zum Erscheinungsmonat Juli. Der Anblick lenkt diejenigen kurzfristig vom Nörgeln ab, die im Sommer Stellung im Büro halten müssen. Wer keine Koffer packen darf, kann das wuchtige Bildwerk gemütlich in einer lauen Nacht bei einem Bier am Balkon auf sich wirken lassen.
Durchgeblättert sind die einseitigen bunten Strips ratzfatz – die Nachwirkung hält ewig. Von der ersten Seite fällt der Leser in den Sog der Sprechblasen. Flix inszenierte die nur allzu bekannten Szenen einer Partnerschaft farbenfroh, gewitzt und pointiert. Von der überstürzten Wohnungssuche über das Wunschkind bis zum Herzbruch ist alles sicht- und fühlbar – vor allem der schmale Grat zwischen rosa Wolkenparadies und dem Kampf mit einem Säbel schwingendem Dino.
1 kg Graphic Novel in Balkonien
Phrasendrescher und Sprechblase
Flix lässt verliebte Frauen, sich entliebte Damen und traurige Mädchen aus kleinen Punktaugen blicken – immer wieder anders ausdrucksstark. Die nimmersatte Schwangere mutiert zum gestrandeten Wal und die geplagte Büroangestellte zum Werwolf. Vom leichten Lustspiel bis zur mittelschweren Tragödie zum Mitwispern ist alles dabei. Zumindest regen die Geschichtlein zum Nicken, Schmunzeln und Schniefen an. Ob Phrasendrescher wie „Es kribbelt nicht mehr“ oder Klassiker wie der nächtliche Kampf um die Bettdecke gehen Flix wie immer kreativ von der Hand und witzig durch die Sprechblase.
Wer keine Muße für seitenlange Wälzer hat und sich nach dem Arbeitstags mit den Tücken sowie Freuden der Liebe ablenken möchte, für den sind die grandiosen Cartoons wie gemacht. Großes Drama – mal lacht man schallend auf, dann wieder muss das Taschentuch her. Wie Shakespeare, nur noch lustiger. Liebe ist eben nicht immer wie ein Sommernachtstraum. Aber manchmal auch wie Pasta, wie folgende Szenen einer Ehe zeigen. Er: Was essen Rockmusiker bei den Proben? Sie: Bandnudeln. Sie: Und was gibt’s immer in der Schulkantine? Er: Penne. Fazit: Köstlich.
Text: Annica Müllenberg