Bremer Roland? Kenn ich doch! Davon war ich jedenfalls überzeugt. Dass wir in Bremen seit 2001 auch eine gleichnamige Regionalwährung haben, war mir persönlich, als Neubremerin, bisher noch nicht bekannt. Was zugegeben eine echte Bildungslücke darstellt, da ‚unser‘ Bremer Roland als die erste Regionalwährung Deutschlands gilt, ins Leben gerufen durch den Roland-Wirtschaftsring.
Was ist Regionalgeld?
Regionalgeld ist vereinfacht dargestellt ein lokales Zahlungsmittel, ergänzend zum gesetzlichen. Unternehmen sind nicht verpflichtet dieses anzunehmen. Die Bemessungsgrundlage ist in der Regel die Landeswährung, so entspricht der Wert eines Rolands dem eines Euro (1 EUR = 1 ROL). Gesteuert wird die Regionalwährung über die Ausgabemenge und die Umlaufgeschwindigkeit.
Regionalwährungen Pro und Kontra – ein grober Überblick
Ein großes Plus ist die Förderung der regionalen Wirtschaft, denn durch die beschränkte Reichweite des Rolands bleibt die Kaufkraft in der Region – dazu gehören Bremen, Ottersberg und im niedersächsischen Landkreis Osterholz und Umgebung.
Ein selbstbestimmtes Geldsystem erweitert zudem den demokratischen Handlungsspielraum und stärkt die individuelle Verantwortung für soziale und regionale Strukturen. Nutzer des Regionalgelds verstehen die wirtschaftlichen Strukturen des eigenen Umfelds besser. Sie identifizieren sich stärker mit der Region, knüpfen Netzwerke.
Kritisch ist aus wirtschaftlicher Sicht die Umlaufsicherungsgebühr zu hinterfragen, die dafür sorgt, dass der Roland auch wirklich den Konsum anheizt und nicht in den Sparstrumpf wandert. Sie bremst die so genannte Akkumulation (lat. accumulare = anhäufen) des Kapitals aus. Fakt ist, der Roland verliert ein Prozent pro Monat an Wert!
Scheckgutschein gegen Ware
Die politische Ideologie der Regionalwährung basiert auf der Idee, dass Geld keine Ware ist. Mit Regionalgeld soll nicht spekuliert werden. Der Wertverlust des Rolands deckt die Kosten des Vereins und ermöglicht die Vergabe zinsloser Kredite. Eine Regionalwährung ist ein komplexes System, das es Wert ist sich einmal näher und ausführlicher damit zu beschäftigen. Alle Informationen über den Roland findet man auf der Website Roland Regional (www.roland-regional.de). Hier erfährt man auch, wie man Mitglied im ROLAND-Wirtschaftsring werden kann, die Voraussetzung, um den Roland als Zahlungsmittel einsetzen zu können.
Nutzt ihr den Roland bereits?
Welche Erfahrungen habt ihr mit dem Regionalgeld gemacht?
Wir freuen uns über eure Kommentare und Erfahrungen direkt hier oder per Mail an piep(at)glucke-magazin.de!
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Text: Kerstin Graf
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