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buchTipp: Von der Kunst, ein kreatives Leben zu führen

Dieses Buch ist eigentlich für „Kreative“ geschrieben, doch wer bitte schön ist heute denn nicht kreativ? Allein den Alltag zu meistern, bedeutet kreativ zu sein. Da gilt es die Familie zu managen, den Druck im Beruf auszuhalten, Zeit für Ehrenamt und Hobby freizuschaufeln, manche toben sich außerdem in der Küche oder beim Aufpeppen der Wohnung aus, schreiben Blogs oder drehen Filme… „Die Kunst, ein kreatives Leben zu führen“ (so lautet der Titel) und dabei energetisch nicht auf der Strecke zu bleiben, darum geht es in diesem Buch. Dabei hat Erfolgsautor Frank Berzbach keinen klassischen Ratgeber mit Patentrezept und Checkliste geschrieben. Es ist ein ehrliches Buch mit vielen Zitaten kluger Menschen, die ihren Weg gefunden haben. Es ist auch ein Buch über die Rolle der Spiritualität im Leben, das viele Impulse aus westlicher wie östlicher Glaubenslehre und –ritualen holt. Es geht um Pausen, um die Wirksamkeit von Stille und Zurückgezogenheit und es geht um gute Gefühle sich selbst gegenüber. Es geht darum, faul sein zu dürfen. Und immer wieder mit Genuss eine Schale Tee zu bereiten. Denn die Botschaft des Autors, wie es zu schaffen ist, ein erfülltes, kreatives Leben zu führen, ist denkbar plausibel: Üben, bei sich selbst zu sein!

Arbeitszeit versus Freizeit

Doch vor den nie dogmatisch formulierten guten Ratschlägen kommt die Analyse. Es geht um Arbeitsbedingungen, Erwartungen, Widrigkeiten der modernen Welt. Der Autor beschäftigt sich mit der Rolle von Arbeit für unseren Selbstwert, und die Entwicklung der beruflichen Umwelt. Tatsächlich geht es auch um die immer wiederkehrende Frage nach der Abgrenzung von Arbeitszeit gegenüber der Freizeit. Die eine ist für viele lästig und muss erduldet werden, die andere scheint gut für den Lebenswert, das oft zitierte Quality Life. Soziale Zwänge im Beruf, ein Alltag voller Hektik und ohne Pausen sowie Zerstreuung statt Muse, dazu noch die neuen Medien, die Grenzen zwischen Beruf und Privatem verschwimmen lassen, haben zur Folge, dass Abschalten immer seltener funktioniert und Arbeit immer öfter im Burn-out endet.

Arbeit als Arbeitskunst sollte Teil des wachen Lebens sein

Das aufzubrechen und dahin zu gelangen, Arbeitszeit auch als sinnstiftend und nicht nur als anstrengend zu empfinden, ohne sich in der Arbeit zu verlieren und demnach nie frei zu haben, scheint die Kunst zu sein. Dabei entscheidet nicht was, sondern mit welcher Haltung, also „wie“ wir etwas tun. Zum Beispiel Arbeitsweg: Der kann ein Genuss sein, wenn er in Bewegung entlang einer schönen Route mit Blick für die Schönheiten der Umgebung gelingt. Oder wird zum Stressfaktor, wenn er in Hektik und mit ständigem Blick auf die Uhr und vorwegnehmenden Gedanken „abgearbeitet“ wird. Oder die Arbeit selbst: Mit persönlicher Zuwendung und Sorgfalt wird auch die von außen betrachtet simpelste Arbeitsanforderung zum kleinen Kunstwerk.

Feuerpause im Leben

Auch wenn Berzbach den Trendbegriff Achtsamkeit ganz schön strapaziert – er hat ja Recht und begründet ausführlich die Idee der Methode und ihre Vorteile. Besonders hebt er den US-Amerikaner Jon Krabat Zinn hervor, der mit seinem Anti-Stress-Training MBSR (Mindful Based Stress Reduction) eine der erfolgreichsten Methoden in der psychosomatischen Medizin entwickelt hat, bei der die Aufmerksamkeit dem eigenen Körper gilt. Es sind Elemente der buddhistischen und indischen Achtsamkeitslehre, die als Schlüssel dazu dienen, all die reflexartigen Muster zu überwinden, die uns von bewussten Entscheidungen abhalten. Meditation ist eine wichtige Säule bei der Achtsamkeit, um die inneren „Käfigstangen zu lösen, die Stress machen“ und eine „Feuerpause im Leben“ zu gewähren. Dabei helfen keine schnellen Tricks oder Patentrezepte, da hilft nur üben. Oder wie der Autor sagt: Einen Einführungskurs machen und sechs Wochen ausprobieren ohne zu bewerten. Dann entscheiden, ob die Methode passt. Und andere Schritte gehen. Zum Beispiel helfen auch Pilates und Yoga, QiGong oder TaiChi dabei, den Kontakt zum eigenen Körper und damit auch ein besseres Verständnis für Gefühle anzuregen. Meditative Elemente sind dabei nämlich auch enthalten.

Achtsam gestaltetes Taschenbuch

Im ausgesprochen ansprechend gestalteten Taschenbuch, das im Verlag Hermann Schmidt für Typografie und Grafikdesign erschien (und das auf ökologisch und sozial verantwortlich produziertem FSC-Papier gedruckt ist) steckt flüssig formuliert viel Theorie mit vielen Beispielen und es bietet passend zum Credo: Üben hilft!, auch einige Tipps (auch wenn das Buch definitiv kein Ratgeber im herkömmlichen Sinn ist).

Für mehr Ruhe und Konzentrationskraft: Vorher kurz innehalten

Ob das eine Vorausmeditation ist oder einfach ein kurzes Sich sammeln, um sich klar zu werdn, welche Rolle in den kommenden Stunden erfüllt wird (das ist als working mom im Home office eine echte Hilfe).

Für einen klaren Rollentausch: Nachher kurz innehalten

Das öffnet die Tore zur nächsten Rolle, sei es Mutter oder Vater, SportlerIn, fürs Gassi gehen oder Faulenzen. Und am besten mit Ansage!

Für weniger Getriebensein: Entkoppeln

Öfter offline gehen! Sei es von der Infoflut der digitalen Medien, vom E-Mail-Postfach, von Facebook und Twitter oder auch dem Allzeit-bereit durch Handy & Co.

Für mehr Gelassenheit: Einen achtsamen Umgang üben

Ängste und Probleme erkennen, akzeptieren, erforschen und nicht bewerten. Klingt einfach? Ist es nicht sofort und muss geübt werden. Am besten mit anderen!

Und grundlegend: Mach mal Pause!

Eine Tasse exquisiten Tees zubereiten und bewusst genießen, die Anleitung dazu gibt der Autor ausführlich am Ende des Buches.

Mein Fazit: Der Autor Frank Berzbach hat mich bei seiner Lesung vor kurzem in der Bremer Schwankhalle mit seiner Anregung zur Achtsamkeit auf einer ganz persönlichen Ebene angetriggert. Viele seiner Gedanken und Thesen finde ich uneingeschränkt richtig. Jetzt gilt es nur noch, den richtigen Weg bei der Umsetzung zu finden. Vielleicht ja doch das vielbeschworene MBSR, das auch in Bremen angeboten wird. Zu einem kostenlosen Schnupperkurs der Achtsamkeitsmeditation lädt Trainerin Virginia Nolton ein, am kommenden Samstag, den 12. Oktober 2013 von 10.00 bis 12.00 Uhr in Findorff. Wer daran Interesse hat, müsste sich per Email anmelden unter vn(at)mindfulness-in-bremen.de. dieGlucke freut sich über eure Erfahrungsberichte gerne auch aus anderen Kursen!

Über den Autor: Frank Berzbach, junger 1971er Jahrgang, unterrichtet Psychologie, Philosophie und Kulturpädagogik in Köln. Sein Erstling „Kreativität aushalten – Psychologie für Designer“ liegt in der 3.Auflage vor und wurde in mehrere Sprachen übersetzt.

Text: Heike Mühldorfer

3 Kommentare

  1. Pingback: #Buchtipp: Nea Machina für Kreative | glucke MAGAZIN

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