Wer Hape Kerkelings Ich bin dann mal weg! über seine Pilgertour auf dem Jakobsweg kennt, hat schon von ihr gelesen: Anne Butterfield, die kleine, liebenswürdige Engländerin war mit Hape einen Teil des fast 800 Kilomater langen Weges von der französisch-spanischen Grenze bei St. Jean-Pied-de-Port nach Santiago de Compostela gepilgert und hatte mit ihm Leid und Freuden des Pilgerklassikers geteilt, woraus eine tiefe Freundschaft entstand. Zehn Jahre nach ihrem ersten Camino hat die promovierte Biologin und Dozentin den Marsch noch einmal auf sich genommen und über das „Drama des Jakobswegs“ ein Buch geschrieben: „Ich bin da noch mal hin. Und genau darum ging es auch, den Pilgerweg noch ein mal bewusster zu bewältigen, sich stärker auf sich selbst einzulassen. Herausgekommen ist ein launiger Reisebericht mit viel trockenem Humor und klugem Blick auf strapaziöse, aber auch erlebnisreiche Wochen mit etlichen Begegnungen, lustigen wie tiefschürfenden, mit Erinnerungen an ihren ersten Camino und die Erlebnisse mit dem deutschen Komiker Kerkeling, aber auch Reflexion über ihr Scheitern, den Gebirgszug mit dem Fahrrad zu überqueren und über gewonnene Erkenntnisse. Für Anne Butterfield auch wichtig: Das WM-Spiel Deutschland:England, das sie als großer Fußballfan während ihrer Pilgerzeit unbedingt ansehen wollte (und konnte) und das mit einer Niederlage für ihre Mannschaft (4:1) endete. Auf ihrer Pilgern&Lesen-Tour wird Anne Butterfield am Dienstag, den 23. Oktober 2010 in der Buchhandlung Balke in der Bremer Neustadt lesen. Zur Einstimmung hat dieGlucke mit der Autorin gesprochen:
Sie berichten in Ihrem Buch von Fehlern, aber auch Erfolgen Ihrer Pilgertour. Welche sind das?
Es war ein großer Fehler zu denken, dass ich den kompletten Jakobsweg auf dem Fahrrad bewältigen könnte. Ich bin eine gesellige Person und das Radfahren war zu einsam für mich. Dahinter verbirgt sich, dass ich den grundlegenden Fehler begehe, meine ureigenen Bedürfnisse nicht zu erkennen. Nichtsdestotrotz kann ich mir eingestehen, einen Fehler gemacht zu haben und dann die Richtung ändern. Als mir einige Spanierinnen geraten haben, das Fahrrad stehen zu lassen, erkannte ich, dass mein Erfolg nicht daran hängt, weiterzufahren, sondern auf den Rat zu hören und ihn anzunehmen. Für mich war schlussendlich der größte Erfolg, zu erkennen, wer ich wirklich bin und mich so zu akzeptieren.
Hape Kerkeling hat im Vorwort betont, wie wichtig Sie für den Erfolg seiner Pilgertour im Jahr 2001 waren. Welche Rolle spielt Hape Kerkeling heute in Ihrem Leben?
Als ich Hans (so nennt Anne ihn seit ihrem ersten Treffen) zum ersten Mal in Cirauqui und Santo Domingo begegnet bin, war mir schnell klar, dass er ein Mensch ist, den ich wirklich mochte. Wir haben sofort „angedockt“. Ich war so enttäuscht, als wir uns für eine Zeitlang aus den Augen verloren hatten und war entsprechend euphorisch, als wir uns in Leon wieder trafen. Bei unserem gemeinsamen Marsch von Astorga nach Santiago lernten wir uns richtig kennen und sprachen über Gott und die Welt! Er sagte schon damals, ich solle ein Buch schreiben. Seit unserer gemeinsamen Pilgertour sind wir eng befreundet und ich besuchte ihn immer mal wieder in Deutschland. Ich lebte seit dem März dieses Jahres für drei Monate in Berlin, um Deutsch zu lernen. Wir haben uns oft zum Lunch getroffen, was mir nicht wirklich für meine Deutschkenntnisse half, da wir uns meistens auf Englisch unterhalten haben, doch er half mir sehr beim Formulieren der Antworten für ein Interview. Er meinte, Auch während meiner Pilgerfahrt 2010 hat er mir mit vielen SMS den Rücken gestärkt und dazu beigetragen, dass ich durchgehalten habe.
Anne, Sie stellen Ihre Lesereise unter das Motto: Pilgern&Lesen. Was ist das Besondere an dieser Idee?
Mir ist es sehr wichtig, in den direkten Kontakt mit meinen Lesern zu treten. Diese Lesereise bietet mir die Chance, den Menschen nicht nur vorzulesen, sondern auch mit ihnen gemeinsam zu pilgern und darüber zu sprechen. Ich werde mehrmals mit Pilgern im Ruhrpott laufen und auch mit den Jakobusfreunden in Münster zusammentreffen und einige Kilometer wandern. Dafür habe ich mich natürlich vorbereitet, auf meiner jüngsten Wandertour in den Himalaya auf 5.000 Höhenmetern…
Bremen ist Ihre vorletzte Lese-Station. Was erwartet uns Zuhörerinnen und Zuhörer?
Ursprünglich hatte ich vier verschiedene Abschnitte aus Ich bin da noch mal hin im Programm, doch Mitarbeiter und Zuhörer haben mich während meiner zweiten Lesung davon überzeugt, auch noch das Kapitel über das Fußball-WM-Spiel England: Deutschland vorzulesen, das ich, wie so viele anderer Pilger, auf dem Camino angesehen habe. Sogar die Menschen, die nicht viel mit Fußball am Hut haben, konnten über meine Reaktion auf das „berühmteste Tor, das es nie gab“ lachen (der umstrittene nicht gegebene Ausgleichstreffer von Frank Lampard). Außerdem lese ich über den missratenen Start in den Camino auf meinem Fahrrad, den ersten Tag zu Fuß und das Gespräch mit einem Priester über die Bedeutung des Jakobswegs. Ein Abschnitt geht über Freunde, alte vom ersten Pilgern 2001 wie die neuen im Jahr 2010 und lese die Episode vor, als Hans mir sagte, wer er sei und warum wir bei unserer Pilgertour im Jahr 2001 auf so viel Interesse stießen.
dieGlucke freut sich auf die Lesung von Anne Butterfield, am 23. Oktober 2012 um 19.00 Uhr in der Buchhandlung Balke, Pappelstraße 84a. Karten über Tel. 50 24 30 oder balke-buch@t-online.de.
Zur Autorin: Anne Butterfield, 1958 in Leeds geboren, ist promovierte Biologin und passionierte Globetrotterin. Sie war bereits in Ländern wie Nepal, Nicaragua und Kanada unterwegs. In Indien unterrichtete sie außerdem mehrere Monate lang buddhistische Mönche in Englisch. Auf ihren Reisen wird sie vor allem von ihrer kulturellen und spirituellen Neugier getrieben. Der Bericht über diese Pilgerreise ist Anne Butterfields erstes Buch. Sie lebt in Liverpool, liebt Fußball über alles, war im September in Indien unterwegs und liest seit Anfang Oktober aus ihrem Buch. Weitere Infos über ihre aktuelle Lesereise gibt es auch bei Facebook.
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