Besonders facettenreiche Kulturprojekte entstehen in Bremen, wenn sich mehrere Kulturinstitutionen zusammentun. Dieses Mal kooperieren das Bremer Institute Francais, Quartier, Steptext/Schwankhalle und Bremer Shakespeare Company mit dem französischen Museum für Migration/Paris und besetzen das Thema Migration interdisziplinär, international und interkulturell. Zuhause.Anderswo hinterfragt Aspekte des Heimischseins, der Verwurzelung wie der Entwurzelung. Am 12. April beginnt eine Veranstaltungsreihe mit Ausstellungen, Diskussionsforen, Work-shops für Schulen und Kunststudenten, Lesungen, einer Tanzpremiere und Kunstproduktionen in Zusammenarbeit mit Partnern aus Frankreich, Portugal und dem Senegal, die im Rahmen eines großen Festivals vom 20. bis 30. September 2012 präsentiert werden. dieGlucke wird immer mal davon berichten, der Eröffnungstag steht schon im Kalender.
Mai-son …. ZON-MAI
Ausgangspunkt und ein erster Höhepunkt des Kulturprojekts ist die einzigartige Multimedia-Installation „ZON-MAI“ über Migration, setzt sich mit Fragen des Andersseins, der Identität, des Territoriums und der Grenze auseinander. Die Installation wird vom 12. April bis zum 12. Mai im Alten Postamt zu erleben sein. Tänzer und Choreograph Sidi Larbi Cherkaoui und Videokünstler Gilles Delmas lassen auf diesem Haus (ZON-MAI steht in der französischen Jugendsprache für MAI-SON) ohne Tür oder Fenster Filme projizieren, die den Betrachter in das Privatleben seiner „Bewohner“ einführen. 21 Tänzerinnen und Tänzer gefilmt im Inneren ihrer eigenen Häusern, setzen sich in ihren Choreografien mit der Frage nach dem persönlichen Zuhause auseinander. Als Besucher betrachtet man die 21 Tänzer jedoch von außerhalb, ohne die ZON-MAI selber zu betreten.
Diskussion über interkulturellen Dialog
Zwei Experten für Migration geben Auskunft über ihre Sicht von Multikulturismus und Glück. Luc Gruson verantwortet als Direktor des Museums für Migration in Paris einen Blick auf Einwanderungsgeschichte in Frankreich und stößt mittels Kunst den Dialog über Denkmuster bezüglich Migration an. Der Bremer Privatdozent Dr. Stefan Luft erforscht u.a. Integrations- und städtische Strukturpolitik und gilt als entschiedener Kritiker der Thesen Thilo Sarrazins (Debatte ab 14:30 Uhr im Alten Postamt).
Tanzpremiere am Abend
Ein weiterer Höhepunkt des Tages interpretiert Migration und Wanderungen im zeitgenössischen Tanztheater mit THE DRIFT. Choreograf und künstlerischer Leiter des steptext dance project nutzt das Sinnbild der Weltmeere als trennendes und verbindendes Element als Metapher für verlassene Heimaten und ersehnte Ufer. Das Ensemble erkundet die „Suche derer, die ihr Ziel nicht erreicht habe, fragt nach ihrem Antrieb, lässt Schwarmverhalten, Strömungen und Turbulenzen zu Parametern des Tanzes werden.“ Die Choreografie samt Videoeinspielungen wird untermalt durch eigens komponierte Musik der zeitgenössischen Komponisten Gerhard Stäbler und Kunsu Shim. Das Ensemble ist international besetzt mit fünf Tänzer_innen von steptext dance project Bremen und Montréal Danse. THE DRIFT ist die zweite Produktion der durch das bremische Kuratorium des Fonds Darstellende Künste geförderten Trilogie DisPLACING Future (20 Uhr, Schwankhalle, weitere Termine am 21. und 22.4. jeweils 20 Uhr).
Hier gibt es das ausführliche Programm zum Kulturprojekt Zuhause.anderswo
Fotos: © ZON-MAI, Schwankhalle, wachstum-wohlstand.de