Die Lübecker Filmemacherin Miriam Steen hat als Drehbuchautorin und bei der Produktion des Episodenfilms des georgischen Regisseurs Giorgi Abashishvili „Alles über Menschen“ gearbeitet. Neun poetische Geschichten erzählt der preisgekrönte Film über „komische, unerwartete und manchmal auch tragische Momente des Lebens“ – die Szenen basieren auf Motiven des preisgekrönten Schriftstellers Nodar Dumbadze und reichen von Norddeutschland über Tiflis bis in die Berge Georgiens. Ab dem 6.September zeigt das City 46 -Kino in Bremen den Film im Rahmen seines Monatsschwerpunkts Georgien. Am Sonntag (9.9.) kommen Steen und Abshishvili zur Vorführung und erzählen von den Dreharbeiten und über den Film. Heike hat Miriam unsere 5 Fragen an… gestellt.
1. Wie kommt es, dass du dich dieser georgischen Geschichte angenommen hast? Welche Rolle hast du bei der Realisation gespielt?
Miriam Steen: Die Zusammenarbeit zwischen Giorgi Abashishvili und mir entstand bereits während unseres Studiums im Studienschwerpunkt Film und Fernsehen bei Prof. David Safarian und Prof. Yana Drouz an der Universität Kassel, die damals auch die NUR film group mit ihren Studierenden ins Leben gerufen haben. Die meisten Absolventen arbeiten inzwischen national und international als freiberufliche Filmemacher oder haben eigene Filmproduktionsfirmen gegründet. Das Drehbuch habe ich mitgeschrieben und als Regieassistentin habe ich in Georgien und Deutschland beim Schauspielercasting, der Motivsuche und bei den Dreharbeiten gearbeitet.
2. Was macht euren Film so besonders?
Miriam Steen: „Der Film macht glücklich!“, lassen sich die Kommentare bisheriger Zuschauer in Lübeck, Kiel und Husum zusammenfassen. Die Episoden des Filmes basieren auf Motiven des georgischen Schriftstellers Nodar Dumbadse, der Menschen und ihre tragischen Konflikte mit großem menschlichen Humor erzählt hat. Als Literaturverfilmung bietet „Alles über Menschen“ auch einen schönen Anknüpfungspunkt an die diesjährige Frankfurter Buchmesse, deren Ehrengastland Georgien ist.
Der Film erzählt in neun Episoden von den tragischen und komischen Momenten des Lebens, die wechselweise in Deutschland und Georgien spielen.
Zum Beispiel Schauspieler Sven Walser, gebürtiger Bremer, will in der Rolle eines Malermeisters seinen unglücklich verliebten Malerlehrling wieder auf Arbeitskurs bringen, der lieber leidenschaftliche Gedichte vorträgt.
In Georgien können wir einen Polizisten und einen Priester erleben, die gemeinsam für kurze Zeit ihre Pflicht vergessen, verführt von der Sonne.
Georgische Priester haben übrigens sehr viel Humor wie ich selber vor Ort feststellen konnte!
Oder eine Oma, die so schön ihre Familie manipuliert, dass Enkel und Opa wieder gemeinsam zum traditionellen georgischen Chorsingen gehen. Gespielt von zwei Superstars in Georgien, Tamar Skirtladze, die Grande-Dame des Staatstheaters in Tiflis und Kakhi Kavsadze.
Bei einigen der Vorführungen in Bremen werden Giorgi Abashishvili und ich anwesend sein und im Anschluss in Anekdoten von unseren Erfahrungen beim gemeinsamen Drehbuchschreiben und von den Dreharbeiten berichten. Die Dreharbeiten waren mein erster Aufenthalt in Georgien und so passierten natürlich viele kulturelle Missverständnisse. Wer sich für Georgien als Reiseland interessiert, wird dabei die eine oder andere Anregung mitnehmen können.
3. Du als Lübeckerin kennst bestimmt Bremen. Was magst du an der Stadt (nicht)?
Miriam Steen: In meiner Kindheit war ich öfter in Bremen, weil wir Verwandtschaft in der Region haben. Und als gebürtige Hanseatin fühle ich mich von Natur aus in allen Hansestädten wie ein Fisch im Wasser. Wenn ich im Ausland bin, erzähle ich gerne folgenden Witz auf die oft gestellte Frage „Wie sind denn die Menschen in deiner Heimat so?“ – Zwei Fischer sitzen nach einem langen Arbeitstag bei einem Getränk zusammen. „Prost!“, sagt der eine. Darauf der andere: „Willst du schnacken oder trinken?“.
Mein letzter Besuch in Bremen ist leider eine Weile her, umso mehr freue ich mich auf unsere Vorführung dort und frische Eindrücke.
4. Stell dir vor, du hast 1 Mio. € zur Verfügung. Was würdest du damit in und
für den Kulturbereich umsetzen?
Miriam Steen: Vielleicht würde ich es in „offizielle Hände“ der Kulturförderung weitergeben. Vor einigen Jahren hat das Filmbüro Bremen den Kinderfilm „LUI und die Pelzmütze“ meiner NUR film group-Kollegin Rike Holtz mitgefördert (für den damals Giorgi Abashishvili wunderschöne Musik komponierte…). Der Film ist auf der ganzen Welt gezeigt worden und hat viele Preise gewonnen. Und während der diesjährigen Berlinale traf ich die Leiterin des Filmbüros, Saskia Wegelein-Golovkov, die dort mit ihrem Team immer die „Kaffeetasse“ ausrichtet. Das ist ein familiäres, produktives Branchentreffen, auf dem diesmal für uns der Kontakt zum Kino City46 entstand, wo jetzt unser Film läuft. Es gibt viele Arten der Unterstützung für Kulturschaffende. Es könnte auch sein, dass ich das Geld für eigene Projekte und die meiner Kollegen nutzen würde. Das sehen wir dann, wenn es soweit ist. 1 Mio Euro ist gleichzeitig viel und nichts.
5. Was tust du, bevor du abends das Licht im Bett ausmacht?
Miriam Steen: Manchmal schlafe ich schon. Im besten Fall mache ich Notizen zu aktuellen Projekten. Im Moment arbeite ich an einem Dokumentarfilm über Prof. Dr. Franz-Bernd Frechen und seine Erfindung, den Wasserrucksack PAUL. Ein genial einfaches Gerät, dass Menschen hilft, sich in Katastrophensituationen selbständig mit trinkbarem Wasser zu versorgen.
Liebe Miriam, herzlichen Dank für deine ausführlichen Antworten und einen sehr treffenden Witz :-). Ihr könnt sie am Sonntag um 20.30 Uhr bei der Vorstellung im City46 treffen. Weitere Vorstellung am Donnerstag, 6.9. und Montag, 10.9. um 18:00 und am Dienstag 11.9. um 20.30 Uhr.
City46 Kommunalkino
Birkenstraße 1
Mehr Infos über den Film und das Monatsthema auf city.46.de
Interview: Heike Mühldorfer