Für Comic-Fans lohnt sich ein Besuch in Oldenburg: Gleich in drei Häusern steht die Bildkunst im Fokus. Bis 2. April geht es im Stadtmuseum Oldenburg um die Historie und um Unwanted Stories im Edith-Russ-Haus für Medienkunst. Bis 6. Mai werden die Werke zeitgenössischer Graphic-Novel-Zeichner im Horst-Janssen-Museum gezeigt.
Lesen, schmökern, stöbern – diese Lust kommt auf, sobald man die Ausstellung im Horst-Janssen-Museum verlässt. Am liebsten gleich im Café versacken und eine Graphic Novel nach der anderen durchblättern. On top bleiben zwei Erkenntnisse hängen: 1. Die Illustration dieser Kunstwerke, die zwischen Buchdeckeln klemmen, ist nix für Faule, die schnelles Geld verdienen wollen – es ist purer Idealismus, Passion am Detail und Freude an einem spezifischen Thema. 2. Comics sind nicht nur heitere Sprüche in Blasen. Als Graphic Novel kommen sie als Krimis, Biografien und Porträts mit gesellschaftspolitischer Relevanz daher.
13 deutsche Graphic Novel-ZeichnerInnen im Blick
In dem Oldenburger Grafikmuseum stehen 13 deutsche Graphic-Novel-Zeichner im Fokus. Darunter sind beispielsweise Reinhardt Kleist („Nick Cave. Mercy on me“), Anke Feuchtenberger („Ein deutsches Tier im deutschen Wald“), Birgit Weyhe („Ich weiß“), Simon Schwartz („Packeis“), Barbara Yelin („Der Sommer ihres Lebens“) und Jakob Hinrichs („Hans Fallada – Der Trinker“). Das Museum erforscht den Weg bis zum fertigen Produkt. Die Kuratoren wollten wissen, wie lange dauert die Fertigung eines Comic, wie wird gezeichnet, welche Stories werden verarbeitet und was ist zuerst da, der Text oder die Bilder?
Spurensuche in Panels
„Als wir uns vor vier Jahren entschlossen, diese Schau zu machen, wussten wir nicht viel über Comics“, gibt Kunstvermittlerin Geraldine Dudek offen zu. Um so mehr weiß der Besucher nach der Spurensuche, denn es geht tief ins Detail und in den Vergleich. Über Originalzeichnungen wird sichtbar, wie sich das Storyboard vom gedruckten Buch unterscheidet. Oft gehen viele tausend Zeichnungen voraus und bis zu acht Jahre ziehen ins Land, bis ein Werk in Druck geht. Jeder Künstler findet für sich eine individuelle Technik. Eines der aufwändigsten Werke war wohl „Hans Fallada – Der Trinker“: Nicht nur zeichnete Jakob Hinrichs alle Bilder mit dem Bleistift vor, er druckte die Farben in mehreren Schritten einzeln wie beim Holzschnitt. Obwohl Reinhardt Kleist Werke fast ausschließlich mit schwarzer Tusche entstehen, schuf er tausende Skizzen, bis die Story sich zum Buch „Nick Cave. Mercy on me“ zusammenfügte. Das Resultat: Er kann einige Motive mittlerweile mit verbundenen Augen fehlerfrei aufs Papier bringen, so oft hat er sie gezeichnet. „Flughunde“ von Ulli Lust bringt den Leser mit noch unbekannten historischen Details über die Nazi-Dikatur zum Staunen und beweist, wie viel Vorbereitung die Themen brauchen.
Neben Techniken, unveröffentlichten Werken, Storys und Rechercheansätze wird ein vielfältiges Programm geboten mit Führungen, Vorträgen und Lesungen mit den Zeichnern.
Programm: Eintrittsfreier Sonntag in alle drei Ausstellungen am 11. März von 10 bis 18 Uhr: im Stadtmuseum Oldenburg und Horst-Janssen-Museum, Am Stadtmuseum 4-8, sowie im
Edith-Russ-Haus für Medienkunst, Katharinenstraße 23
Comic-Lesung mit Birgit Weyhe: Donnerstag, 15. März, 19 Uhr, im Horst-Janssen-Museum, Tickets kosten 5 Euro, ermäßigt 3 Euro
Vortrag der Comic-Zeichnerin Isabel Kreitz am Freitag, 20. April, 19 Uhr im Horst-Janssen-Museum, Tickets kosten 3 Euro
Sonntags findet öffentliche Führungen statt: 11 Uhr im Stadtmuseum Oldenburg, 14 Uhr im Horst-Janssen-Museum und 16 Uhr im Edith-Russ-Haus.