Eine Gruppe von StudentInnen und linksalternativen AktivistInnen sammelt aktuell Unterschriften für die Aktion „Bremer Erklärung“ – eine Unterschriftenliste gegen die AfD und rechte Parolen. UnterzeichnerInnen können sich vor der Bundestagswahl im September damit offen gegen die AfD-Argumentation und rechte Positionen positionieren. Unser Redaktionsteam sieht die Unterschriften-Aktion ganz unterschiedlich. Gabriel hält einen Boykott-Aufruf gegen die AfD für falsch. Er unterstützt selbstverständlich keine rechtsextremen Parolen und Parteien. Trotzdem meint er, ein Boykott sei keine geeignete demokratische Form der Auseinandersetzung mit den Anhängern. Conny und ich hatten schlicht das Bedürfnis zu zeigen, dass wir nicht einverstanden sind, wenn gegen Ausländer, Migranten, Homosexuelle, Frauen und Minderheiten geschossen wird.
Die Glucke-Redaktion hat ein paar Fragen an einen der Initiatoren gestellt. Jan Rettig (Politikstudent) hat uns geantwortet.
Wer steckt hinter der Idee und seid ihr in der Buchtstraße zu finden?
Im Prinzip steckt der Wunsch dahinter, dass endlich wieder laut, deutlich und von vielen Menschen gesagt wird: Nicht mit uns! Keinen Fußbreit für diese Hetze! In verschiedenen Gesprächen an etlichen Tresen ist dann die Idee der Unterschriftensammlung entstanden. Die Buchtstraße stellt nur ihre Postadresse zur Verfügung, falls jemand was schicken will.
Seit wann läuft die Unterschriften-Sammlung?
Seit einem guten Monat. Allein in der ersten Woche haben schon 600 Personen, Läden, Kneipen, Institutionen und Organisationen unterschrieben. Jetzt sind es fast anderthalb Tausend. Das zeigt doch, daß es vielen Leuten so wie uns geht. Daß sie Farbe bekennen wollen in diesen tristen Zeiten.
Wollt ihr gezielt gegen die AfD und NPD ein Zeichen setzen?
Ja klar. Diese extrem rechten Parteien machen Stimmung gegen Andersdenkende, Andersaussehende, Anderslebende. Eben gegen alles, was nicht in ihr rassistisches, von Größen- und Verfolgungswahn gleichzeitig gekennzeichnetes Denken passt. Deswegen sind sie das spezielle Ziel der Erklärung. Aber das Problem reicht weiter, wer hätte es gedacht. Politik und Gesellschaft drohen, immer weiter nach rechts abzudriften, weltweit und auf allen Ebenen. Auch dagegen richtet sich natürlich die Bremer Erklärung.
Jede Menge Bremer haben schon unterzeichnet, darunter auch namhafte Institutionen – worüber freut ihr euch am meisten?
Über jede einzelne Unterschrift! Echt. Wir hätten nie damit gerechnet, daß wir so schnell so viele Unterschriften zusammenbekommen. Und dafür ist halt kein Promi oder keine große Organisation allein verantwortlich, sondern alle. Was wir besonders erfreulich finden ist das große Spektrum an unterschiedlichen UnterzeichnerIinnen: Sozialarbeiter*innen, Rentner*innen, Rechtsanwält*innen, StudentInnen, Selbständige und Freelancer, JournalistInnen, Angestellte, ProfessorInnen und DozentInnen, GewerkschafterInnen, LehrerInnen, alt und jung, (dick und dünn, ;)), großartig. Wir sind die vielen Verschiedenen gegen das einfältig Fade!
Warum sammelt Ihr digital Unterschriften?
Das ist natürlich einfach: Wir können viele Menschen erreichen, das Unterschreiben geht schnell und es ist schnell für alle sichtbar. Gleichzeitig sind die Unterschriften natürlich auch mehr. Sie verpflichten uns, rassistischem und nationalistischem Gedankengut entgegenzutreten, menschenverachtende Parolen und Hetze nicht zuzulassen.
Warum werdet Ihr die Unterschriften auch drucken und wie werden die Flyer vor der Wahl eingesetzt?
Geredet, diskutiert, gestritten wird ja nicht nur im Internet. Das findet auch im Jahr 2017 immer noch von Angesicht zu Angesicht statt, am Küchentisch, in der Kneipe, auf der Straße, im Verein, whereever. Im Herbst ist Bundestagswahl, da werden auch AfD und Co wieder im öffentlichen Raum auftauchen und versuchen, ihre schlechten Slogans als Diskussionsangebote zu verpacken. Aber dann sind wir schon da: in ganz Bremen wird die Erklärung aushängen und wird es Flyer geben. Und die Aussage wird eindeutig sein: Wo wir sind, hat Rassismus keinen Platz! Solidarität statt Hetze! Basta! Es gibt übrigens auch jetzt schon Visitenkarten, wenn jemand welche zum Auslegen oder Weiterverteilen haben möchte, gerne bei uns melden.
Wer auch unterzeichnen möchte, findet die Bremer Erklärung unter: bremer-erklaerung.org
Text: Janina Weinhold