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Talkabend im Universum "Wie wir Entscheidungen leben und neue Wege gehen" Dieses Zitat ist mit recite.com erstellt.

Talkabend im Universum „Wie wir Entscheidungen leben und neue Wege gehen“ Dieses Zitat ist mit recite.com erstellt.

Inspirierender Talk über Entscheidungen

Viele Menschen träumen von einem Sabbatical oder einem neuen Hobby. Den Meisten rutscht gleich im Anschluss ein „Ja, aber“ raus – “Ja, aber ich kann doch meinen Job nicht einfach aufgeben“ und so weiter und so fort. In einem Talk aus dem Begleitprogramm zur Universum-Sonderausstellung „Entscheiden“ haben drei Menschen über ihre Erfahrungen mit eigenen Zweifeln berichtet. Von allen Dreien können wir zwei Dinge lernen.

Klassisch wie beim Fernseh-Talk waren drei Menschen mit völlig verschiedenen Geschichten Gäste auf roten Cocktail-Sesseln bei der Moderatorin Nicole Kahrs. Alle drei sollten ihr persönliche Geschichte zum Thema „Wie wir Entscheidungen leben“ mit rund 70 neugierigen Gästen zwischen Mitte Zwanzig und Achtzig teilen.

3 Gäste – 3 Lebenswege

Da ist Sven Marx, ehemaliger Tauchlehrer mit Hirntumor-Diagnose. Er lässt das Tauchen und steigt aufs Rad um.

Da ist Janne Steinhardt, eine Abiturienten, die ihre eigene Definition von Leben und Arbeiten hat.

Da ist der Student Paruar Bako, der eine Hilfsorganisation für Jesiden im Nordirak aus dem Boden gestampft hat. Drei völlig verschiedene Menschen.

Mehr zu Sven, Janne und Paruar und ihrem jeweiligen Weg lest ihr am Ende dieses Artikels.

Was sich aus Entscheidungen anderer lernen lässt

Sie alle erzählen ihre Geschichte und natürlich sind es sehr individuelle Geschichten. Trotzdem lernen die Zuhörer an diesem Abend indirekt zwei Dinge:

  1. Alle drei haben nicht allzu viel über die möglichen Konsequenzen ihres Handelns nachgedacht. Die „Ja, abers“ spielten kaum eine Rolle. Nicht als Sven sich damit abfinden musste, nie wieder Tauchen zu können, nicht als Janne die Wanderstiefel anzog und nicht als Paruar in den Flieger stieg.

Sven wollte irgendwann wieder leben und fit werden durchs Radfahren.
Janne wollte sich beweisen, dass sie es mit sich alleine aushält und ohne Luxus auskommt.
Paruar wollte nicht zusehen und selbst eingreifen.

  1. Alle drei hatten natürlich auch Sorgen: („Was wenn ich kein Visum bekomme?“ Was wenn ich kein Dach über dem Kopf finde?“ „Was wenn ich es gar nicht erst in den Nord-Irak schaffe?“) Sie alle haben gelernt: Vieles ist nicht planbar und manche Dinge ergeben sich einfach vor Ort.

Damit will keiner der drei absoluten Leichtsinn propagieren. Nur die bloße Feststellung: Vieles ist nicht planbar! Viele Menschen halten sich zu viel mit den möglichen Problemen ihrer Entscheidung auf.

Svens Lebensratschlag an Alle beim Thema „Entscheiden“ lautet:

„Gib dein altes Leben auf!“

Er meint damit nicht: Gib dich auf. Er meint, wir sollen den Schritt hin zu unseren Möglichkeiten machen, weg von dem, was schief gelaufen ist oder nicht mehr geht. Einer, der eine Hirntumor-Notoperation überlebt hat und mit der Diagnose „schwarzer Hautkrebs“ lebt, muss es ja wissen.


Mehr zur Sonderausstellung „Entscheiden“ lest ihr in Connys Bericht.

Über Nicole Kahrs und ihr Start-up „What I am here for“ hat Heike hier berichtet.


 

Und hier gibt es noch mehr Infos zu den persönlichen Lebensgeschichten der Talkgäste:

Sven Marx
Sven musste sich nach einer Not-Operation damit abfinden, nie mehr Tauchen zu können. Die Ärzte nahmen sogar an, er könne nie wieder selbstständig laufen. Sein Physiotherapeut zwang ihn nach Monaten künstlicher Beatmung in der Reha zum Sitzen. Seitdem lernte Sven Radfahren neu und heute radelt der Mann mit Sponsor im Rücken um die Welt. 350.000 Kilometer ist er schon geradelt – viele, viele mehr sollen folgen. Mehr über Sven seine Touren gibt es unter www.sven-globetrotter.com

Janne Steinhardt
Janne dagegen entschied sich mit dem Abi in der Tasche nicht an die Uni zu gehen. Sie wusste einfach nicht wohin und welcher Weg für sie richtig war. Stattdessen zog sie ein Paar Wanderstiefel an und wanderte, mit so wenig Klamotten und Gepäck wie möglich, von Solingen, über Österreich und Schweiz bis zur Pilgerstädte „Santiago di Compostela“. Unterwegs schlief sie möglichst draußen statt in Hotels. Heute lebt sie in Leipzig und bewirbt sich an Theaterschulen. Sie sagt, sie ist unterwegs bei sich „angekommen“, lebt von 500 Euro im Monat und weiß: „Ich hab doch alles“.

Paruar Bako
Paruar galt früher als Querulant und landete auf der Hauptschule. Seine Hauptschullehrerin erkannte mehr in ihm. Er machte erst eine Ausbildung zum Sozialpädagogen. Mittlerweile studiert er Wirtschaftsrecht. Nach eigener Aussage war er sehr oft im Leben mit Ämterdeutsch und Briefen konfrontiert, aber auch mit Anfeindungen von Club-Türstehern: „Ihr Kanacken kommt hier nicht rein!“. Mit Gesetzen kann man sich wehren, schloss er daraus. Als die Terrorgruppe islamischer Staat im vergangenen Jahr die Jesiden im Nord-Irak angriffen, reiste er heimlich aus in den Irak und rein ins Kampfgebiet im Sindschar-Gebirge. Sein ursprünglicher Plan: den IS direkt bekämpfen. Es kam anders: Vor Ort traf er auf Weisen und Witwen und machte Fotos. Er stelle sie ins Netz und auss Deutschland kamen immer mehr Hilfsanfragen. Deshalb gründete Paruar die Hilfsorganisation Our Brige (www.ourbridge.de).

Am 13. März 2015 findet der zweite Gesprächsabend im Rahmen der Sonderausstellung im Universum statt. Mehr Infos dazu: universum-bremen.de

Text: Janina Weinhold

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