Gegen Gentechnik und GMO (genmanipulierte Organismen) im Essen sträuben sich die Deutschen, seitdem das Thema öffentlich diskutiert wird. Auch gegen den Anbau von gentechnisch manipulierten Pflanzen sprachen sich in einer FORSA-Umfrage von 2014 für das Verbraucherministerium 88 Prozent der Befragten aus. Deshalb ist es nur verständlich, dass wenig Hersteller genmanipulierte Lebensmittel und Zutaten verkaufen, sie müssten diese eindeutig kennzeichnen.
Anders bei Futtermitteln für die Produktion von Eiern, Fleisch oder Milch: Unbemerkt vom Verbraucher landen rund 80 Prozent der weltweit angebauten genetisch veränderten Pflanzen im Tierfutter. Auch wenn Tiere mit gentechnisch verändertem Mais oder Soja gefüttert werden, müssen die so erwirtschafteten Produkte dank einer Gesetzeslücke nicht gekennzeichnet werden, sodass es unmöglich ist zu wissen, ob „Gen-Pflanzen“ verfüttert wurden oder nicht.
Test auf GMO bei Eigenmarken
Um Licht ins Dunkel zu bringen hat Greenpeace einen Einkaufsratgeber erstellt, in dem die Umweltschutzorganisation die Eigenmarken diverser Supermärkte und Discounter – Edekas Gut & Günstig, Rewes Marke ja!, das Aldi Sortiment, Lidls Milbona und viele andere mehr – in puncto GMO, also gentechnisch modifizierter Organismen, genauer unter die Lupe nimmt. 13 Supermarktketten wurden für die Broschüre befragt und haben Fragen zum gegenwärtigen und zukünftigen Einsatz von „Gen-Pflanzen“ in Lebensmitteln und Futtermitteln beantwortet.
Zudem hat Greenpeace den Einsatz des „Ohne Gentechnik“-Siegels bewertet, das einige Hersteller verwenden, um ohne Gentechnik produzierte Produkte zu kennzeichnen. Artgerechte Haltung wurde für die Liste nicht bewertet. Bio-Produkte sind in dem Einkaufsratgeber nicht vertreten, da diese grundsätzlich gentechnikfrei sein müssen und somit sicher frei von GMO sind.
Greenpeace-Einkaufsratgeber: tegut liegt weit vorne bei GMO
Wie schade, dass in Norddeutschland die tegut-Kette kaum vertreten ist, denn im Supermarkt-Ranking der Greenpeace-Broschüre liegen die 290 Supermärkte in Hessen, Bayern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Thüringen und Baden-Württemberg weit vorne. Auch Rewe und Penny sind auf einem guten Weg, während Real, Aldi und Lidl in Sachen Gentechnik noch viel verbessern müssen.
Zudem präsentiert Greenpeace in seiner Broschüre eine „Grüne Liste“ von Eiern und Eiprodukten sowie Fleisch – sortiert nach Supermarkt – zu deren Herstellung keine Gen-Pflanzen eingesetzt werden und die am Ohne-Gentechnik-Siegel zu erkennen sind. Achtung: Viele der aus den USA importierten Trend-Lebensmittel und Süßwaren sind mit genmanipulierten Zutaten hergestellt (und gekennzeichnet) – wer GMO vermeiden möchte, sollte diese Produkte im Regal stehen lassen. Am allerbesten aber wäre es, die Produktion von genmanipulierten Lebensmittel völlig zu verhindern.
Hier geht´s zum Einkaufsratgeber Essen ohne Gentechnik von Greenpeace.
Hintergrundinfo: Gentechnik überschreitet natürliche Grenzen
Um Gen-Pflanzen herzustellen werden im Labor natürliche Grenzen ignoriert: Es werden Gene aus Bakterien oder Viren in das Erbgut von Pflanzen eingebaut, um sie gegen Insektenfraß oder Pestizide unempfindlich zu machen. Dabei treten unerwartete Nebenwirkungen auf. In solchen Pflanzen können Eiweiße enthalten sein, die dann beim Verzehr Allergien auslösen, und ihr Anbau geht mit einem überhöhten Einsatz von Spritzmitteln einher. Diese werden auch von den z.B. Maispflanzen aufgenommen. Welche Langzeitfolgen davon ausgelöst werden können ist noch nicht bekannt, an einer gesundheitlichen Unbedenklichkeit zweifeln nicht nur Umweltorganisationen wie Greenpeace, BUND und WWF. Zudem entwickeln auch die Unkräuter, die mit den Spritzmitteln vernichtet werden sollen mit der Zeit Resistenzen und es muss zu immer stärkeren Giften gegriffen werden.
Einmal ausgepflanzt, breiten sich Gen-Pflanzen unkontrollierbar aus. Bienen und andere Insekten verbreiten die Pollen der genveränderten Pflanzen, dadurch werden nahe gelegene Felder verunreinigt und das veränderte Erbgut gelangt in normale Pflanzen. Dadurch wird langfristig eine gentechnikfreie Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion gefährdet.
Text: Lea Mühldorfer