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Jaume Plensa:Das Geheimherz – eine Ausstellung in Augsburg

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Ein Familienbesuch wird zum Kulturereignis

Da wollte ich eigentlich nur Tante und Opa in Augsburg besuchen, doch dann hörte ich von einem „riesigen Herzen“, das im nahe gelegenen ehemaligen Gaskessel hängen sollte und mussten uns das natürlich ansehen. Schließlich sollte es einen Durchmesser von 27 Metern haben!

Der international renommierte katalanische Bildhauer und Installationskünstler Jaume Plensa hatte eine dreiteilige Ausstellung für die Stadt konzipiert und in drei architektonischen Denkmälern der einst reichen Fuggerstadt installiert. Die Ausstellung trägt den Titel „The Secret Heart“ oder „Das Geheimherz“. Das namengebende riesige Herz hängt angeleuchtet im ansonsten dunklen, gut 40 Meter hohen Gaskessel, einem Industriedenkmal aus den 1950ern Jahren, in dem bis vor gut zehn Jahren noch Gasvorräte für Augsburg gespeichert wurden. Zurzeit hängt hier also ein Modell eines anatomischen Herzens, aus Tuchstoff hergestellt und von einer Pumpe durchgehend in Form gehalten – tatsächlich beträgt sein Durchmesser die angekündigten 27 Meter. Zudem gab es eine Lautsprecherinstallation. 100 AugsburgerInnen zählen von 1 bis 60 und geben dem Herzen damit den Takt vor.

Herz aus Stoff im ehemaligen Gaskessel

Als wir in den Gaskessel hereinkamen blieb uns erst mal die Luft weg. Da hing dieses riesige Herz vor uns. Man konnte im Kreis darum herum laufen, den Stimmen lauschen und das angeleuchtete Herz betrachten, das von der Decke hing. Dazu das Gemurmel verschiedenster Stimmen, jung, alt, von Frauen und Männern. Fast andächtig bewegte ich mich langsam unter dem Herzen und betrachtete es von allen Seiten, ließ die Dimension und die geheimnisvolle Stimmung auf mich wirken. Und war sehr beeindruckt! Und damit war klar: 2.und 3. Teil der Ausstellung muss ich auch noch ansehen.

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Schaetzlerpalais – prunkvolle Reminiszenz an die Blütezeit der Fuggerstadt

Weiter ging es im Schaetzlerpalais, einem der Sehenswürdigkeiten der Fuggerstadt, das mit einer umfassenden Gemäldesammlung aus dem Barock aufwartet. Im überaus prächtigen (und eisig kalten) Festsaal, der die typischen verspielten und mit Gold versehenen Details der Barockzeit aufweist, kauerten drei übermannshohe Figuren, auf deren Stirnen die Worte „Air“ „Water“ und „Void“ zu lesen waren. Jaume Plensa hat sie inmitten von 100.000 roten künstlichen Kirschen platziert und sie von innen heraus mit farblich wechselnden LED-Lichtern beleuchtet. Manchmal fügten sie sich mit Pastellfarben perfekt in den prunkvollen Raum ein, dann wieder stachen sie dank greller Farben heraus. Vervollständigt wird der 2.Teil der Ausstellung im Garten des Schaetzlerpalais´, wo zwei weitere Figuren kauern, diesmal auf große Findlinge gesetzt. Aus einzelnen Metallbuchstaben geformt erscheinen sie fast transparent. Man konnte ihre Umgebung ohne Probleme durch sie hindurch wahrnehmen.

Jaume Plensa verwendete für seine „Tale Teller XII und XIII“ Buchstaben aus acht Weltschriften: Lateinisch, Griechisch, Kyrillisch, Hebräisch, Chinesisch, Japanisch, Arabisch und Hindi. Alle Skulpturen waren sehr interessant anzusehen. Da ich aber ohne Jacke unterwegs war, wurde es schnell kalt und ich konnte nicht allzu lange bleiben.

Jaume_Plensa_Geheimherz_Glucke_Magazin_12_©_Heike_Muehldorfer

Glaspalast – Erinnerung an Augsburg als Textilstadt

Den letzten Teil der Ausstellung konnte ich im H 2 – Zentrum für Gegenwartskunst im Glaspalast bewundern. Dort werden weitere extra für dieses Industriedenkmal der Stadt inszenierte Rauminstallationen und andere Werke des Künstlers ausgestellt. Der Glaspalast beherbergte ursprünglich die Spinnerei eines großen Textilunternehmens der Spinnerei- und Weberei Augsburgs, die bis in die 1980er Jahre versuchte, sich dem Wandel in der globalisierten Welt entgegenzustemmen – leider ohne Erfolg. Heute beherbergt der prächtige Bau eine Galerie und im Erdgeschoss zeigt die Stadt unterschiedliche Ausstellungen, zurzeit auch mit Arbeiten von Jörg Immendorf. Neben Vorarbeiten zum Geheimherz, finden sich weitere aus Buchstaben geformte Gebilde. Diesmal handelt es sich um filigrane menschliche Skulpturen, die gemeinsam mit aus Buchstaben geformten Felsbrocken von der Decke hängen.

Daneben zeigt ein Selbstporträt den Künstler. Er sitzt in einer – ebenfalls aus Buchstaben bestehenden – Kugel, diese soll den Kosmos des Künstlers darstellen.

Die letzte Arbeit ist eine Ansammlung menschlicher Silhouetten, die wie ein Mobile angeordnet sind. Von den „Silhouettes“ gehen Spruchbänder aus. Eine weitere Arbeit, die sich transparent zum Raum verhält.

Alles in allem war es ein sehr schöner Kunst-Marathon durch drei beeindruckende Architektur-Denkmäler und eine sehr beeindruckende Sammlung von verschiedensten Arbeiten. Mein Favorit ist dabei das „Geheimherz“ im Gaskessel geblieben. Falls also jemand von Euch zufälligerweise in der nächsten Zeit in Augsburg vorbeikommen sollte, so kann sie/er die Ausstellung noch bis zum 25. Januar 2015 bewundern.

Linktipp: http://www.kunstsammlungen-museen.augsburg.de/index.php?id=34787

Text: Lea Mühldorfer, Fotos: Heike Mühldorfer